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diejenige des Roseg
gletschers im engern Sinn über die Gipfel
Gümels, La
Sella,
Glüschaint und
Mongia zum
Piz
Chapütschin, von
wo dann die Kette des
Piz Corvatsch nach N. streicht. Der
Hintergrund des Tschiervagletschers ist zwar durch die mächtigen
Gestalten des
Piz Roseg,
Monte di Scerscen und
Piz Bernina der grossartigere und imposantere, derjenige
des Roseg
gletschers mit seinen flacheren und sanfteren Linien der einförmigere, aber dafür der in einen weniger unterbrochenen
Eismantel gehüllte und in reinerem Weiss und Glanz erstrahlende.
Die beiden Eiszungen sind ziemlich flach und nur mässig zerschrundet. Dagegen zeigen die Uebergangsstellen zu den Firnbecken
grössere Steilheit und wilde Seracgebiete, die nur schwer und teilweise gar nicht zu begehen sind. Vom
Tschiervagletscher führt die
Fuorcla Prievlusa 3452 m) hinüber zum Morteratschgletscher, die
Fuorcla-Tschierva-Scerscen (3527
m), kürzer auch
Fuorcla da Roseg
oder Güssfeldtscharte genannt, zum obern Scerscengletscher (Vedreta di
Scerscen superiore),
beides hohe vereiste Joche, die nur mit grossen Mühen und Schwierigkeiten zu überschreiten sind.
Ueber die
Fuorcla Prievlusa führt die von geübten und unerschrockenen Touristen gerne benutzte
Route über
Pizzo Bianco und
Berninascharte zum
Piz Bernina. Leichter sind die Uebergänge vom eigentlichen Roseg
gletscher aus: die
Fuorcla Sella (3304 m)
zum untern Scerscengletscher (Vedreta di Scersceninferiore), die
Fuorcla Glüschaint (gegen 3400 m) und
die
Fuorcla Chapütschin (3228 m) beide zum
Vadret da Fex. Ebenfalls ins
Val Fex führt die
Fuorcla da Fex-Roseg (3032 m) von
der
Mortèlhütte am Roseg
gletscher aus. Als
Pendant dazu kann man auf der entgegengesetzten
Seite die
Scharte nördl. des
Piz Morteratsch
nennen (nahe bei Punkt 3402 m der Siegfriedkarte), die die Verbindung zwischen
Tschierva- und
Bovalhütte
herstellt und auch bei Besteigungen des
Piz Morteratsch und
Piz Tschierva oft benutzt wird. Auf der Siegfriedkarte ohne Namen
und ohne Höhenzahl, heisst sie bei den Touristen oft
Tschierva-Bovalscharte.
(Val) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
3300-1770 m. Längstes der von N. in die Berninagruppe einschneidenden
Thäler.
Es mündet bei
Pontresina in das Thal des Flatz- oder
Berninabaches und gewährt von hier aus mit seinem dunklen Waldeingang
und leuchtenden Gletscherhintergrund einen prachtvollen Anblick, der auch auf den meisten Bildern von
Pontresina zu sehen
ist. Die Länge des
Thals von
Pontresina bis zum Roseg
gletscher beträgt etwa 9 km und bis auf den schweizerisch-italienischen
Grenzkamm 15-16 km. Die Rückwand wird von der gewaltigen Eismauer vom
Piz Bernina über
Piz Roseg und
Piz Glüschaint zum
Piz
Chapütschin mit all' den Zwischengipfeln gebildet, während rechts und links die Ketten des
Piz Morteratsch und
Piz Corvatsch
das Thal flankieren. Die Bergwände steigen meist mit grosser Steilheit empor und lassen zwischen sich
nur wenig Raum für eine Thalsohle übrig. Der Bach rauscht also meist wildschäumend in enger Rinne dahin. Nur an wenigen
Stellen finden sich kleine Erweiterungen mit ebeneren
Böden, so bei der
Hütte
Acla Colani und bei den
Alpen
Prima und Seguonda. Die grösste Thalebene erstreckt sich von dem aus der
W.-Wand vorspringenden
Muot da
Cresta bis zum
Gletscher.
Sie ist als alter Gletscherboden meist von
Sand und
Kies bedeckt, zwischen welchen der Bach vielarmig dahineilt. Am N.-Ende
dieser
Ebene findet sich das Restaurant Roseg
, ein Hauptausflugsziel der Gäste von
Pontresina. Bis hieher
führt
ein gutes Fahrsträsschen zuerst links, dann rechts und zuletzt eine kurze Strecke wieder links vom
Thalbach. Ausserdem
ist ein prächtiger Fussweg vorhanden, der in seiner ganzen Länge durch den herrlichen Arvenwald (untermischt mit Lärchen
und
Fichten) auf der rechten Thalseite verläuft.
Ueberhaupt ist das Val Roseg
bis hoch an den untern Abhängen hinauf schön bewaldet. Unter den
Bäumen
herrscht hier die
Arve vor wie sonst nur selten in einem Thal. Auf moosigen Felsblöcken findet man die zierliche Linnaea
borealis mit ihren rötlichweissen Glöckchen, an feuchten Waldstellen manche seltene
Moose und Flechten wie
etwa Splachnum sphaericum und verschiedene Cladonien, dagegen auf sonnigen
Felsen Sempervivum Wulfenii, weiter hinten im Flusskies
vor dem
Gletscher die Achillea moschata oder Ivapflanze in Menge, ebenso Stereocaulon alpinum, an manchen
Stellen (so auch
an der viel begangenen
Fuorcla Surlej) das himmelblaue Eritrichium nanum und die blassrötliche Androsace glacialis, beides
hübsche Polsterpflanzen, dann Primula latifolia, Ranunculus glacialis, Alchimilla pentaphylla und viele andere, von den
grossen Alpenrosenbeständen ganz abgesehen.
Das Restaurant Roseg
(2 Stunden hinter
Pontresina), die
Mortèl- und die
Tschiervahütte sind günstige Ausgangspunkte für
kleinere und grössere Exkursionen, die bewirtschaftete
Tschiervahütte besonders für
Piz Bernina (über
Fuorcla Prievlusa
und
Berninascharte),
Monte di Scerscen,
Piz Roseg,
Piz Morteratsch und
Piz Tschierva, die einfachere und unbewirtschaftete
Mortèlhütte für
Piz Roseg und alle die Gipfel von da bis zum
Piz
Chapütschin.
Die beliebtesten Ausflüge vom Restaurant aus sind die beiden Klubhütten, besonders die
Tschiervahütte, das Gletschertor
und der untere Teil der Gletscherzunge, die teilweise noch beraste und von Bergamasker Schafen abgeweidete
Felsinsel
Aguagliouls, die
Alp Ota und die
Fuorcla Surlej, beide mit Restaurants und berühmt als die Punkte, von welchen man
die schönsten Blicke auf die grossartige
Gletscher- und Bergwelt des Val Roseg
geniesst.
Gute
Wege führen da hinauf, und von
der
Fuorcla Surlej, von der man auch die
Seen des
Ober Engadin überblickt, hinab nach
St. Moritz,
Silvaplana
oder
Sils. Vor Erbauung der beiden Klubhütten war die Alp
Misaum der Ausgangspunkt für die touristischen Unternehmungen im
Roseg
gebiet, insbesondere auch für die Erstlingstouren auf den
Piz Roseg.