Roscher,
Wilhelm, Philolog und Archäolog, geb. zu Göttingen als Sohn des Nationalökonomen Roscher, studierte seit 1864 zu Göttingen und Leipzig, promovierte 1868 mit der Dissertation »De aspiration vulgari apud Graecos« (abgedruckt im 1. Bd. von G. Curtius' »Studien«),
wirkte seit 1869 als Gymnasiallehrer zu Bautzen, seit 1871 an der Fürstenschule zu Meißen und seit 1882 als Konrektor am Gymnasium zu Wurzen. Wiederholte Studienreisen führten ihn nach Italien, Frankreich, Dalmatien, Montenegro, Griechenland und Kleinasien. Er schrieb: »Studien zur vergleichenden Mythologie der Griechen und Römer« (Bd. 1: Apollon und Mars, Leipz. 1873; Bd. 2: Juno und Hera, das. 1875);
»Das Naturgefühl der Griechen und Römer« (Meißen 1875);
»Hermes der Windgott« (Leipz. 1878);
»Die Gorgonen und Verwandtes« (das. 1879);
»Nektar und Ambrosia« (das. 1883);
»Selene und Verwandtes« (das. 1890).
Seit 1884 gibt er an der Spitze einer großen Anzahl namhafter Altertumsforscher das »Ausführliche Lexikon der griechischen und römischen Mythologie« (Leipz., mit zahlreichen Abbildungen), das umfassendste Werk dieser Art, heraus, das sich zur Aufgabe gestellt hat, die griechisch-römischen Mythen und Kulte unter Berücksichtigung der Monumente möglichst objektiv und vollständig darzustellen, während als Zweck der oben erwähnten Monographien die Vervollkommnung der mythologischen Forschungsmethode sich bezeichnen läßt.