Roscellinus
(Rousselin), Johannes, Scholastiker, geboren um 1050 im nördlichen Frankreich, studierte in Soissons und Reims, [* 2] lehrte in Tours [* 3] und Locmenach in der Bretagne und ward Kanonikus zu Compiègne. Er war Lehrer Abälards und soll zuerst die (von andern dem Mönch Heirit im 9. Jahrh. als dem ersten zugeschriebene) Lehre [* 4] des Nominalismus (s. d.), daß die allgemeinen Begriffe (universalia) keine Sachen (res), sondern bloße Namen (nomina) oder Worte (flatus vocis) seien, aufgestellt und daraus die Folgerung gezogen haben, daß die drei göttlichen Personen zwar unter denselben Begriff fallen, aber nicht der Substanz nach eins seien (Tritheismus). Aus der Kirchenversammlung von Soissons (1092) als Ketzer verurteilt und zum Widerruf gezwungen, mußte er sein Kanonikat niederlagen, begab sich nach England, kehrte aber nach Frankreich zurück, wo er starb. Ein Brief an Abälard wurde von Schmeller (Münch. 1849) herausgegeben.