Roon
,
Albrecht Theodor Emil, Graf von, preuß. Feldmarschall u. Kriegsminister, geb. zu Pleushagen bei Kolberg, [* 2] trat 1821 als Offizier in das 14. Infanterieregiment, besuchte 1824-27 die allgemeine Kriegsschule zu Berlin, [* 3] ward 1827 Erzieher und 1829 Lehrer am Kadettenkorps in Berlin, als welcher er auf Veranlassung seines Lehrers Karl Ritter die weitverbreiteten »Anfangsgründe der Erdkunde« [* 4] (Berl. 1834, 12. Aufl. 1868),
dann die »Grundzüge der
Erd-,
Völker- und Staatenkunde« (das. 1837-40; 3. Aufl. 1847-55, 3 Bde.)
erscheinen ließ. 1833-35 ward er zu den topographischen
Vermessungen des
Generalstabs hinzugezogen, 1835 als
Lehrer an die
Kriegsschule und 1836 als
Hauptmann zum
Generalstab versetzt und zugleich zum Mitglied der
Ober-Militärexaminationskommission
ernannt. Damals schrieb er eine »Militärische Länderbeschreibung von
Europa«
[* 5] (Berl. 1837) sowie die erste Abteilung einer
militärischen
Monographie: »Die
Iberische
Halbinsel« (das. 1839). Im J. 1842 zum
Major befördert, wurde er zum
Generalstab des 7.
Armeekorps, 1843 aber
nach
Berlin zurückversetzt und erhielt zugleich den militärischen
Unterricht des
Prinzen
Friedrich
Karl
übertragen, den er auch auf die
Universität
Bonn
[* 6] sowie auf
Reisen nach
Italien
[* 7] und
Frankreich begleitete. Im März 1848 in den
Generalstab des 8.
Armeekorps berufen und bald darauf zum
Chef desselben ernannt, wohnte er dem badischen
Feldzug von 1849 bei. 1850 wurde
er zum
Oberstleutnant und
Kommandeur des 33.
Regiments, 1851 zum Obersten befördert, 1856 erhielt er das
Kommando der 20. Infanteriebrigade in
Posen
[* 8] und 1858 das der 14.
Division in
Düsseldorf
[* 9] Eine dem
Prinz-Regenten 1858 eingereichte
Denkschrift über die
Schäden der Wehrverfassung und die notwendigen Verbesserungen derselben erregte dessen
Aufmerksamkeit,
und Roon
wurde 1859, nachdem er im Mai
Generalleutnant geworden, in die
Kommission zur Beratung über die
Heeresreorganisation berufen.
Nach Bonins Rücktritt wurde er zum Kriegsminister ernannt und auch mit dem Portefeuille der Marine betraut. Er verteidigte die Heeresreform im Abgeordnetenhaus mit bedeutendem rednerischen Talent und mit großer Entschiedenheit in der Hauptsache, während er in nebensächlichen Punkten der Opposition, obwohl vergeblich, entgegenkam; zugleich führte er die Reform trotz finanzieller Schwierigkeiten im einzelnen praktisch durch und zwar in so mustergültiger Weise, daß 1866 die Mobilmachung ohne Störung vor sich ging, die Armee vollzählig und vortrefflich ausgerüstet und am Ende des Kriegs erheblich stärker war als zu Anfang desselben.
Der König ernannte ihn 8. Juni zum
General der
Infanterie, verlieh ihm den
Schwarzen
Adlerorden, und Roon
gehörte auch zu den dotierten
Generalen. In gleicher
Weise glänzend bewährte
sich Roons
Thätigkeit 1870, und den schon mehrmals ausgesprochenen Dank wiederholte
der König mit
Anerkennung der großen
Verdienste Roons
bei der
Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums,
welches er in
Versailles
[* 10] feierte. Am 16. Juni wurde in den erblichen Grafenstand erhoben und erhielt eine neue
Dotation.
Das Marineministerium legte er nieder, ward aber, als Bismarck vorübergehend das Präsidium des preußischen Staatsministeriums niederlegte, unter gleichzeitiger Ernennung zum Generalfeldmarschall zum Präsidenten desselben ernannt, während ihm General v. Kameke als Stellvertreter im Kriegsministerium beigegeben wurde. Am erhielt er als Ministerpräsident und Kriegsminister die erbetene Entlassung, lebte teils auf Neuhof bei Koburg, [* 11] teils auf Krobnitz bei Görlitz [* 12] und starb in Berlin.
Vgl. v.
Goßler,
Graf
Albrecht
v. Roon
(Berl. 1879);
»Generalfeldmarschall A.
Graf
v. Roon«
(Gütersl. 1888).