Romanze
,
diejenige epische Dichtgattung, welche der lyrischen, wie die mit ihr gewöhnlich zusammen genannte, gleichfalls epische Gattung, die Ballade (s. d.), der dramatischen Form am nächsten steht. Dieselbe eignet sich demzufolge vorzugsweise dazu, gesungen (Volkslied), diese dagegen dazu, zugleich durch mimischen und pantomimischen Ausdruck sichtbar dargestellt zu werden (Ballett, Tanzlied). Der Name hat seinen Ursprung von der romanischen Sprache, [* 2] indem Volkslieder und volksmäßige Gesänge zur Unterscheidung von den lateinischen Gedichten vorzugsweise Romances genannt wurden.
Kostüme I (Altertum un

* 3
Kostüm.
Die spanische ist ein episches
Volkslied mit nationaler Färbung, welches seinen Gegenstand möglichst
objektiv, mit naiver Einfachheit behandelt. Die ältesten spanischen Romanzen
besangen Begebenheiten aus dem wirklichen nationalen
Leben und werden daher historische Romanzen
genannt. Als später die
Heldensagen der Nachbarvölker jenseit der
Pyrenäen zu
den Spaniern drangen, entstanden die sogen. Ritterromanzen
, denen die maurischen oder moresken
Romanzen
, die verliebte
Abenteuer und galante
Feste im maurischen
Kostüm
[* 3] schilderten, folgten.
Waren schon diese letztern mehr
Produkte der Kunstdichtung als solche der Volkspoesie, so gehörten die Schäferromanzen
der
erstern ausschließlich an. Die
Deutschen haben nicht nur viele spanische Romanzen
übersetzt, wie
Herder,
Diez,
Regis,
Geibel
u. a., sondern auch diese Dichtgattung in ihre
Poesie eingebürgert. Die berühmtesten deutschen Romanze
ndichter
sind:
Goethe,
Tieck, die beiden
Schlegel,
Schwab,
Uhland,
Rückert,
Chamisso,
Zedlitz,
Lenau,
Grün,
Ebert,
Heine u. a. Die
Franzosen
gebrauchen das
Wort Romance für eine rein lyrische
Gattung von Liebesliedern, während die volksmäßig-epischen
Lieder der
altfranzösischen Litteratur
Luis (s. d.) heißen.
Die
Engländer nennen Romances größere Rittergedichte und
Romane, während sie ihre epischen
Volkslieder
als
Balladen (ballads) zu bezeichnen pflegen. Seit der Mitte des 16. Jahrh. begann
man in
Spanien
[* 4] eigne Sammlungen für die
Romanzen
anzulegen, die man
Romanceros nannte. Von diesen Sammlungen enthalten der
»Cancionero de romances«
(Antwerp. 1550 u.
öfter),
die
»Silva de romances«
(Saragossa
[* 5] 1550 u. öfter) und die
»Rosa de romances« des
Juan de Timoneda
(Valencia
[* 6] 1572) die ältesten und volksmäßigsten, wogegen der
»Romancero general«
(Medina del Campo 1602,
Madr. 1604-14) und
die »Segunda parte del
Romancero general« von
Miguel de
Madrigal
(Valladolid 1605) Romanzen
aller
Gattungen und meist schon von
Kunstdichtern herrührende bieten. Unter den neuern
Romanceros nennen wir als die vorzüglichsten die
»Silva de romances viejos« von
Jak.
Grimm
(Wien
[* 7] 1815),
den »Romancero castellano« von Depping (2. Aufl., Leipz. 1844, 2 Bde.; mit einem 3. Teil: »Rosa de romances«, von F. J. Wolf, das. 1846) und die treffliche, »Romancero general« betitelte Sammlung von Duran (Madr. 1828-32, 5 Bde.),
dessen zweite
Ausgabe (das. 1849-51, 2 Bde.)
den 10. und 16.
Band
[* 8] der »Biblioteca de autores españoles« bildet und für ein ganz
neues Werk gelten darf. Eine kritische
Ausgabe der ältesten Romanzen
lieferten
Wolf und
Hofmann in »Primavera y flor di romances«
(Berl. 1856, 2 Bde.).
Einen »Romanceiro portuguez«, geschmackvolle Auswahl alter Romanzen
, veröffentlichte
Hardung (Lpz. 1877, 2 Bde.).
Romanzement - Römer

* 9
Seite 13.922. In der
Musik bezeichnet Romanze
nicht nur die
Komposition eines der
Gattung der Romanze
angehörigen Gedichts für eine
Stimme mit
Begleitung,
auch wohl für
Chor, sondern ist, wie die Bezeichnung
Ballade, auch für Instrumentalstücke
übertragen
worden, ohne genauere Bestimmungen der
Formen.
Will man einen
¶
mehr
Unterschied machen, so kann es allenfalls der sein, daß die Romanze
mehr rein lyrisch, eine lang ausgesponnene, mit
[* 9]
Figurenwerk verbrämte Melodie ist, während die Ballade sich mehr episch-dramatisch darstellt.