Zwei Bankgeschäfte. Grosser Konzertsaal und Turnhalle. Viel besucht wird das liebliche und aussichtsreiche «Inseli».
Garten-, Obst-, Wiesen- und etwas Weinbau. Bedeutender Waren- und Personenverkehr über den See. Grosse Lagerhäuser für Weizen,
Alkohol etc.
Das einst einsame und kleine Bauern- und Fischerdörfchen hat sich seit der Eröffnung der Bahnlinie Zürich-Romanshorn 1856 vollkommen
umgewandelt und ist zu einer stets noch sich vergrössernden, stattlichen Ortschaft herangewachsen. Gut geschützter und grosser
Hafen (vom Staat Thurgau
1840 erbaut), grosse Lagerhäuser, ausgezeichnete Verbindung durch Dampfschiffe und Dampffähren
mit Friedrichshafen und Lindau. Bedeutendste Schiffswerft des ganzen Bodenseeufers, die durch 1905 vollendete und 730000 Franken
kostende neue Einrichtungen in den Stand gesetzt ist, auch die grössten Dampfboote zu reparieren. Romanshorn ist der grösste
schweizerische Lagerplatz für Getreide,
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Holz und Bretter. Das Zollamt beschäftigt etwa 30 Angestellte. Grosse Dampfsägen und -hobelei. Parkettfabrik. Starker Dampfboot-
und Zugsverkehr (täglich 60-70 ein- und ausfahrende Züge). Gasthöfe und Fremdenindustrie. Elektrizitätswerk. Direktionssitz
der Fabrik für kondensierte Milch in Egnach. Ausfuhr von Käse. Färbereien. Handel mit Därmen, Häuten und Leder. ^[Berichtigung:
Beträchtliche Fabrikation von Hanf- und Drahtseilen.] Beträchtlicher Handel mit Hanf.
Drahtzieherei. Zuckersiederei. Bierbrauerei. 2 Buchdruckereien, von denen jede eine Zeitung herausgibt. Romanshorn ist eine
der Grenzstationen, die im Ausland erkrankte Schweizerbürger aufnehmen, und hat seit 1904 ein Spital mit Absonderungshaus.
Ein grosser Teil der männlichen Bewohner findet Arbeit bei der Bahn oder den Dampfschiffen. Einige Fischer.
Viele Gesellschaften und Vereine: Verkehrs- und Verschönerungsverein, Grütliverein etc. Auf einer in den See vorspringenden
Halbinsel steht die beiden Konfessionen dienende Pfarrkirche und ein modernes Schloss mit Parkanlagen.
Zur Zeit sind für beide Konfessionen neue Kirchbauten projektiert. Fruchtbare Umgebung mit vielen Obstbäumen. Prachtvolle
Aussicht auf das Säntisgebirge, den Bodensee und die Allgäuer und Vorarlberger Felsgipfel. Auf der eben
genannten Landzunge stand wahrscheinlich zur Zeit Diokletian's ein römischer Wachtturm. Der Ort wird im 8. und 9. Jahrhundert
als Rumanishorn (lateinisch Romani cornu), d. h. Horn (oder Landzunge) des Rumann oft genannt. Eine Urkunde von 779 spricht
von zwei Nonnen, die bei der Kirche lebten. Romanshorn bildete eine Vogtei des KlostersSt. Gallen,
die vorübergehend
im Besitz der Landenberg war und von Hermann von Landenberg 1367 wieder an das Kloster verkauft wurde. Als während der Appenzellerkriege
die Mehrzahl der Schlösser im Thurgau
den Appenzellern zum Opfer fiel, leisteten die Leute von Romanshorn, um
sich zu schützen, diesen 1407 den Treueid.
1455 verkaufte Abt Kaspar Romanshorn und die übrigen ihm am linken Ufer des Bodensees zustehenden Vogteien um die Summe von 1000 Gulden
an die Stadt St. Gallen. Dieser Verkauf veranlasste unter den Mitgliedern des Stiftes und der Bürgerschaft
zu Wil grosse Anstände, die bis vor die Tagsatzung und sogar vor den Papst gezogen wurden und mit der Nichtigkeitserklärung
des Verkaufes endigten. 1468 zählte der OrtRomanshorn 73 Herdfeuer (d. h. Haushaltungen). Im Rorschacherkrieg unterschrieb
Ammann Peter Gebhard von Romanshorn 1481 den zwischen den Appenzellern und der Stadt St. Gallen geschlossenen
Friedensvertrag.
Zwischen den Aebten von St. Gallen
und den Landvögten des Thurgaues entstanden häufige Kompetenzkonflikte, die 1512 durch einen Schiedsspruch
des Rates von Rapperswil dahin erledigt wurden, dass dem Abt die niedere Gerichtsbarkeit und das Recht des Truppenaufgebotes
verbleiben sollte. Romanshorn trat zur Reformation über und untersagte die Ausübung des katholischen
Gottesdienstes in der Pfarrkirche, bis der Abt 1548 das Pfarrhaus schliessen liess und seine für die Morgenmesse bisher
ausgerichteten Präbenden zurückzog.
Nach langen Unterhandlungen wurden die Reformierten von Romanshorn 1587 der Pfarrei Salmsach zugeteilt, zu der
sie heute noch
gehören. Der Abt machte vom Recht des Truppenaufgebotes zu wiederholten Malen Gebrauch, dem aber die
Romanshorner nur dann Folge leisteten, wenn es sich nicht um die Verteidigung katholischer Interessen handelte. So verweigerten
sie z. B. die Dienstleistung 1656 im ersten und 1712 im zweiten Villmergerkrieg (oder Toggenburgerkrieg). Bis 1798 bildeten
die Gemeinden Romanshorn, Kesswil und Herrenhof das st. gallisch-äbtische RomanshornerAmt in der Landvogtei
Thurgau.
Das Jahr 1798 machte dann all' den Streitigkeiten ein Ende, worauf Romanshorn endgiltig dem neu errichteten Kanton Thurgau
zugeteilt wurde.
779: Rumanishorn; 837: Romani cornu; 865: Rumaneshorn.
Flecken im BezirkArbon des schweiz. Kantons Thurgau,
13 km nordwestlich von Rorschach, in 410 m Höhe, auf einer Halbinsel
am südl. Ufer des Bodensees, an den Linien Konstanz-Romanshorn (20 km) und Rorschach-Winterthur der Nordbahn, Dampferstation, hat
(1880) 3890 E., darunter 1248 Katholiken, Post, Telegraph,
[* 6] einen Hafen mit Getreide- und Lagerhäusern,
Seebad;
Leinen- und Baumwollindustrie, Färbereien, Fabrikation von Parkettfußböden und kondensierter Milch, Acker- und Obstbau,
Fischerei,
[* 7] Getreide- und Speditionshandel.