Rollo
(Rodla, Hrolf, bei den
Franzosen
Raoul), erster Herrscher der
Normandie, ein
Normanne von vornehmer Abkunft aus
Möre in
Norwegen,
[* 2] landete, vom König
Harald Harfagar aus seinem Vaterland vertrieben, 869 in
Schottland,
später auf der friesischen
Insel
Walcheren und im
Hennegau und kam 17. Nov. 876 zuerst nach
Frankreich. Nachdem er
Rouen
[* 3] erobert
und die
Normandie verheert hatte, verwüstete er in den nächsten
Jahren einen großen Teil
Frankreichs und stand an der
Spitze
des Normannenheers, das 885
Paris
[* 4] belagerte. 889 kaufte König
Odo von
Frankreich die Feinde ab, und Rollo
setzte
sich an der untern Seine fest, von wo er längere Zeit Nordfrankreich beherrschte und das übrige
Königreich heimsuchte. 912 suchte
sich endlich König
Karl der Einfältige von
Frankreich der furchtbaren Feinde zu entledigen, indem er zu
St.-Clair sur Epte einen
Vertrag mit Rollo
schloß, durch welchen er diesem seine Tochter
Gisela zur Gemahlin gab und ihm die
Bretagne und einen Teil von
Neustrien
(Normandie) als Markgrafschaft unter der
Bedingung überließ, daß er zur christlichen
Kirche übertrete und den Lehnseid
leiste. Rollo
nahm nun den
Namen
Robert an und bewies sich als tüchtigen
Herrscher und weisen Gesetzgeber. Er zwang die
Normannen zu fester Ansiedelung und seßhaftem
Leben und begründete strenge
Gerechtigkeit im Land; er starb 932. Seine Geschichte wurde schon frühzeitig mit den wunderlichen
Sagen ausgeschmückt und
gab Veranlassung zu dem berühmten
Roman von
Robert
Wace, den
Fr. v.
Gaudy (Glog. 1835) in deutscher Bearbeitung
herausgab.