Roland
(Ruotland, ital. Orlando), der berühmteste Held aus dem Sagenkreis von Karl d. Gr. und seinen Paladinen, auf dessen geschichtliche Existenz jedoch nur eine Stelle in Einhards »Vita Caroli Magni« hindeutet, indem dort berichtet wird, daß bei dem Angriff der Vaskonen auf die Nachhut des 778 aus Spanien zurückkehrenden Kaisers Karl unter andern Edlen auch Roland, der Markgraf der Bretagne (britannici limitis praefectus), sein Leben verloren habe. Die Sage macht Roland zum Neffen Karls, einem Sohn seiner Schwester Bertha und Milons von Anglant, und zum Ideal eines christlichen Ritters. Seine Thaten und Abenteuer bildeten seit frühster Zeit den Inhalt zahlreicher französischer Volkslieder, denen dann die bezügliche Erzählung in Turpins (s. d.) »Chronik« (um 1095) ihre Entstehung verdankte, wie nach denselben Liedern ein Sänger des 11. Jahrh. das französische Volksepos »Chanson de Roland« dichtete, das seinerseits wieder dem deutschen Rolandslied (s. d.) des Pfaffen Konrad zur Grundlage diente (vgl. Karlssage). Auch die zahlreichen spanischen Romanzen von Roland aus dem 13. Jahrh. (abgedruckt bei Wolf u. Hofmann, »Primavera de romances«, Berl. 1856) gehen auf französische Quellen zurück, wogegen die italienische Bearbeitung des Stoffes durch den Florentiner Sostegno di Zanobi unter dem Titel: »La Spagna« (14. Jahrh.) auf ältern, in Italien selbst verfaßten Gedichten beruht. Die spätern italienischen Epen, welche die Kampfes- und Liebesabenteuer Rolands zum Gegenstand haben, wie »Morgante maggiore« von L. Pulci, »Orlando innamorato« von Bojardo und namentlich der »Orlando furioso« von Ariosto, entfernen sich weit von der ursprünglichen Sage. Vgl. F. W. Schmidt, Über die ital. Heldengedichte aus dem Sagenkreis Karls d. Gr. (Berl. 1820).