Roland
de
la
Platière
(spr. -lāng d'la
platjähr),
Jean
Marie, franz. Staatsmann, geb. zu
Thizy bei
Villefranche
im
Beaujolais, trat in seinem 19. Jahr in
Nantes
[* 2] bei einem Schiffsreeder
, dann in
Rouen
[* 3] bei dem
Inspektor
der
Manufakturen in
Dienst und ward dann selbst Inspektor in
Amiens.
[* 4]
Beim
Ausbruch der
Revolution war er Generalinspektor der
Manufakturen und
Fabriken in
Lyon,
[* 5] wurde
um diese Zeit in die Munizipalität dieser Stadt berufen und gründete 1790 einen
Jakobinerklub.
Zur Vertretung der
gewerblichen
Interessen 1791 von
Lyon zur
Nationalversammlung nach
Paris
[* 6] gesandt, trat
er hier in
Verbindung mit den
Girondisten, siedelte im
Dezember nach
Paris über und erhielt durch
Brissot im Girondeministerium
vom März 1792 das
Portefeuille des Innern, bis ihn
Ludwig XVI. eines allzu freimütigen
Briefs wegen 13. Juni entließ.
Kaum war jedoch der Umsturz des
Throns erfolgt (10. Aug.), als Roland
de la Platière
wieder in das
Ministerium eintrat. Er bewies sich als einen ebenso
entschiedenen Feind der anarchischen Bestrebungen der
Bergpartei, wie er jeden
Angriff auf die wahre Volksfreiheit energisch
zurückwies. Von den
Jakobinern des Bestrebens beschuldigt, die
Provinzen politisch selbständig und von der
Hauptstadt unabhängig zu machen, gab Roland
de la Platière
seine Entla
ssung ein.
Beim
Sturz der
Girondisten Anfang Juni 1793 ward auch
Rolands
Verhaftung dekretiert; doch entkam er nach
Rouen und gab sich auf die Nachricht vom
Tod seiner
Gattin 15. Nov. selbst den
Tod. Unter seinen
Schriften sind die an seine spätere
Gattin gerichteten »Reisebriefe« (Amsterd.
1782, 6 Bde.) und das
»Dictionnaire des manufactures et des arts qui en dépendent« (3 Bde.)
zu erwähnen, das er für
Panckouckes »Encyclopédie méthodique« schrieb. - Seine
Gattin
Marie
Jeanne Roland
de la Platière
, geb. zu
Paris, Tochter des Goldschmiedes Phlipon, wurde durch das
Studium des
Altertums für republikanische
Ideen
gewonnen und unterstützte ihren
Gatten, den sie heiratete, in seinen
Geschäften als
Minister; namentlich war sie
die Verfasserin mancher
Aufsätze und
Adressen, welche im
Interesse der
Politik ihres
Gatten zur
Öffentlichkeit gela
ngten.
Wegen ihrer Korrespondenz mit den geflüchteten Girondisten verhaftet, führte sie vor dem Revolutionstribunal ihre Verteidigung selbst, endete aber unter der Guillotine, wobei sie eine ungewöhnliche Geistesgröße bewies. Ihre lehrreichen »Mémoires« (Par. 1820; neue Ausg. von Faugère, 1864, 2 Bde.; von Claretie, 1884, 2 Bde.) enthalten auch ihre übrigen Schriften; ihre Briefe wurden herausgegeben von Dauban (das. 1867, 2 Bde., und Auswahl in 1 Bd.).
Vgl.
Dauban, Étude sur
Madame Roland
de la Platière
(Par. 1864);