Rokitansky
,
Karl, Freiherr von, Mediziner, Begründer der deutschen pathologisch-anatomisch-ärztlichen Schule, geb. zu Königgrätz, [* 3] studierte in Prag [* 4] und Wien, [* 5] ward an letzterer Universität 1828 Assistent der pathologisch-anatomischen Anstalt und 1834 Professor der pathologischen Anatomie. Da er die mit dieser Professur verbundenen Funktionen des Prosektors des großen Wiener Krankenhauses und des gerichtlichen Anatomen für Wien zu versehen hatte, so brachte er ein unermeßliches Material von Beobachtungen zusammen, das er in seinem »Lehrbuch der pathologischen Anatomie« (Wien 1842-46, 5 Bde.; 3. Aufl. 1855-61) klar verarbeitet der Öffentlichkeit übergab.
Wie die frühern Humoralpathologen, legte er das Hauptgewicht auf das
Blut und dessen Veränderungen als die nächsten
Krankheitsursachen. In einer primären »Blutkrase« suchte er die
Ursache der meisten konstitutionellen Übel und unterscheidet
so eine Typhuskrase, Tuberkelkrase etc. Durch Rokitansky
wurde das von
Johannes
Müller auf dem Gebiet der
Pathologie eingeführte
Mikroskop
[* 6] zuerst zu dem wichtigsten pathologischen Forschungsmittel. Vor allem aber hat Rokitansky
das große
Verdienst, der pathologischen
Anatomie zuerst auf deutschem
Boden eine allgemeine Bedeutung verliehen, dieselbe zum
Fundament einer pathologischen
Physiologie
und zur Grundlage der naturwissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der
Medizin überhaupt gemacht zu haben. Auf dem durch
ihn gelegten
Grund wurde von
Skoda,
Schuh,
Engel,
Hebra,
Oppolzer,
Dittrich u. a. das Gebäude der neuern Diagnostik,
der physiologischen
Pathologie und
Therapie aufgerichtet und der
Ruf der
Wien-Prager
Schule gegründet. Er trat in
den
Ruhestand und starb in
Wien. Er schrieb noch: »Die
Defekte der Scheidewände des
Herzens«
(Wien 1875).
Vgl.
»Karl,
Freiherr von Rokitansky«
(Wien 1874). -
Sein ältester Sohn, Hans, geb. 1835, ist Mitglied (Bassist) des Hofoperntheaters in Wien und Professor am Konservatorium, vermählt mit der Sängerin Therese Lablache.