Roi
5 Wörter, 34 Zeichen
Roi
(griech. basileus, lat. rex, franz.
roi
, altdeutsch chunig, kuning, angelsächs. cyning, cyng, engl.
king, v. got. chuni, »Geschlecht«; tschech. král, poln. król, russ.
korólj, ungar. király, letztere Ausdrücke v. lat. Carolus, d. h. Karl d. Gr.), in ältester Zeit Titel des Stammesoberhaupts
bei den meisten Völkern. Die königliche Macht war damals unbeschränkt und umfaßte das Amt des obersten Priesters, Richters
und Feldherrn. Im Orient entwickelte sich daraus die unbedingte Verfügung über Eigentum und Leben der Unterthanen
(der asiatische Despotismus), während bei andern Völkern, wie z. B. bei den Griechen, das Recht des Königs auf der Achtung
beruhte, die er sich zu erwerben wußte, und mild und väterlich ausgeübt wurde (patriarchalisches Königtum).
Ursprünglich beschränkte sich die Herrschaft des Königs auf einen Stamm, eine Nation, und in diesem Sinn werden auch die Beherrscher von Völkerstämmen in Asien [* 4] und Afrika [* 5] Könige genannt. In Europa [* 6] führen jetzt den Königstitel die Beherrscher größerer, unabhängiger Monarchien. Im Mittelalter übte der deutsche Kaiser, später der Papst das Recht aus, Könige zu ernennen, wie denn namentlich die Herzöge von Böhmen [* 7] und Polen diesen Titel erhielten. Erst Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg [* 8] und Herzog von Preußen, [* 9] ernannte sich selbst aus eigner Machtvollkommenheit zum König von Preußen.
Auch Napoleon I., der in allem das von Karl d. Gr. gestiftete römische Reich nachzuahmen suchte, hat neue Königreiche geschaffen. So entstand 1801 ein Königreich Etrurien aus dem vormaligen Großherzogtum Toscana; 1805 ernannte sich Napoleon I. selbst zum König von Italien [* 10] und 1806 seine Brüder Joseph und Ludwig zu Königen von Neapel [* 11] und Holland. In demselben Jahr entstanden die Königreiche Bayern [* 12] und Württemberg [* 13] und im folgenden die Königreiche Sachsen [* 14] und Westfalen. [* 15]
Auch die alte Sitte der deutschen Kaiser, noch bei Lebzeiten ihre Nachfolger zu römischen Königen zu ernennen,
erneuerte Napoleon I. Etrurien und Holland wurden zwar bald von Frankreich verschlungen, Westfalen durch
Deutschlands
[* 16] Erhebung als
Königreich vernichtet. Dagegen entstanden nach Napoleons I. Sturz das Königreich der Niederlande
[* 17] und das Königreich
Hannover;
[* 18] an die Stelle des Königreichs Italien trat, unter österreichischer Oberherrschaft, das Lombardisch-Venezianische Königreich,
das 1866 mit Italien vereinigt wurde, und das Königreich Illyrien, welches aus den illyrischen Provinzen gebildet wurde. In
neuerer Zeit entstanden die Königreiche Belgien,
[* 19] Griechenland
[* 20] und Italien; neuerdings haben die Fürsten von Rumänien
[* 21] (14./26.
März 1881) und von Serbien den Königstitel angenommen. So führen nun in Europa diesen Titel
die Monarchen von folgenden Staaten: der Kaiser von Österreich
[* 22] als Titularkönig von Jerusalem,
[* 23] ferner als wirklicher (apostolischer)
König von Ungarn,
[* 24] Böhmen, Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien;
der Kaiser von Rußland als König von Moskau, [* 25] Kasan, [* 26] Astrachan, Polen, Sibirien und des taurischen Chersones;
der König von Portugal, [* 27] zugleich als König von Algarve, diesseit und jenseit des Meers in Afrika;
der König von Spanien mit dem Titel eines Königs von Kastilien, Leon, Aragonien, beider Sizilien, [* 28] Jerusalem, Navarra, Granada, [* 29] Toledo, [* 30] Valencia, [* 31] Galicien, Mallorca, Sevilla, [* 32] Sardinien, [* 33] Cordova, Corsica, [* 34] Murcia, [* 35] Jaen, Algarve, Algeciras, Gibraltar, [* 36] der Kanarischen Inseln, des westlichen und östlichen Indien, der Inseln und des festen Landes jenseit des Weltmeers;
der König der Niederlande;
der König von Italien mit den Nebentiteln König von Cypern [* 37] und Jerusalem;
der König von Württemberg;
der König von Bayern;
der König von Sachsen;
der König von Preußen;
der König (die Königin) von England mit dem Titel König (Königin) des vereinigten Königreichs Großbritannien [* 38] (England und Schottland) und Irland und seiner Kolonien und Dependenzen in Europa, Asien, Afrika, Amerika [* 39] und Australien, [* 40] Kaiser (Kaiserin) von Indien;
der König von Dänemark [* 41] mit dem Beititel eines Königs der Wenden und Goten;
der König von Schweden [* 42] und Norwegen mit demselben Nebentitel;
der König von Griechenland (König der Hellenen);
der König der Belgier;
der König von Rumänien und der König von Serbien.
Die Könige führen den Titel »Majestät« und genießen gewisse das Zeremoniell betreffende Vorrechte, welche die Diplomatik unter dem Namen der königlichen Ehren (honores regii, honneurs royaux) befaßt, so insbesondere das Recht, eine Königskrone im Wappen [* 43] zu führen. Seit der Aufhebung des Wahlkönigtums in Deutschland [* 44] und in Polen ist die Würde des Königs eine erbliche. Früher wurden die Könige bei ihrer Thronbesteigung gesalbt, jetzt ist an die Stelle dieser Weihe eine feierliche Krönung (s. d.) getreten oder jede äußere Zeremonie weggefallen.
Vgl. v. Sybel, Die Entstehung des deutschen Königtums (2. Aufl., Frankf. 1881);
Wittmann, Das altgermanische Königtum (Münch. 1854);
R. Köpke, Die Anfänge des Königtums bei den Goten (Berl. 1859);
Dahn, Die Könige der Germanen (Würzb. 1861-71, 6 Tle.);
Schulze, Hausverfassung und Hausgesetze des preußischen Königshauses (Jena [* 45] 1883). -
König heißt auch die Hauptfigur im Schachspiel, ein Bild der Spielkarten etc.
(Metallkönig, Regulus), das beim Probieren der Erze erfolgende Metall, auch der beim Schmelzen von Metallverbindungen
mit redu
zierenden Körpern im Tiegel erhaltene Metallklumpen.
Der beim Verschmelzen geschwefelter Kupfererze im Flammofen erzeugte Rohstein führt wohl den Namen Regulusmetall (s. Kupfer). [* 46]
1) Friedrich, der Erfinder der Schnellpresse, [* 47] geb. zu Eisleben, [* 48] erlernte in der Breitkopf u. Härtelschen Offizin zu Leipzig [* 49] 1790 bis 1794 die Buchdruckerkunst, hörte daselbst aber ¶
auch Platens Vorlesungen über Philosophie und beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Studien. Schon 1803-1805 war er, zunächst in Meiningen [* 51] und Suhl, [* 52] mit Verbesserungen der Buchdruckpresse beschäftigt, suchte auch, wiewohl vergeblich, bei seinem Mangel an materiellen Mitteln um Unterstützung bei der sächsischen und der österreichischen Regierung nach, begab sich 1806 nach Petersburg, [* 53] wo er seine Pläne, zu denen auch die Konstruktion einer Stereotypenschlagmaschine gehörte, zu verwirklichen hoffte, segelte jedoch, abermals enttäuscht, schon im Spätherbst d. J. nach London. [* 54]
Hier schloß er 1807 mit dem Buchdrucker Bensley ein Übereinkommen behufs Ausführung seiner Pläne zur Erbauung einer Buchdruckmaschine
und vereinigte sich 1809 mit dem aus Stuttgart
[* 55] gebürtigen Optiker und Mechaniker Andreas Friedrich Bauer (s.
Bauer 2), und eine 1810 patentierte Tiegeldruckmaschine war das erste Ergebnis ihrer Thätigkeit. Bald wurde jedoch das Prinzip
des Flachdrucks durch
den Cylinderdruck ersetzt, und die folgenden, 1811, 1813 und 1814 genommenen Patente haben sämtlich
Druckmaschinen mit cylindrischem Druck zum Gegenstand.
Bensleys Eigennutz und Unredlichkeit führten indes jetzt zum Bruch, und 1817 kehrte König, 1818 Bauer nach Deutschland zurück; wo sie in dem schon vorher für König angekauften ehemaligen Prämonstratenserkloster Oberzell bei Würzburg [* 56] eine Maschinenfabrik gründeten, vereint weiterführten und zu verhältnismäßig bedeutender Entwickelung gebracht hatten, als die französische Julirevolution eine allgemeine Geschäftsstockung hervorrief, die von der Maschinenfabrik zu Oberzell doppelt schwer empfunden ward, da die gegen die Maschinen erbitterten Drucker diese an vielen Orten zerschlugen. Seit 1828 hatten König u. Bauer, in Verbindung mit Cotta zu Stuttgart, auch eine Maschinenpapierfabrik nach englischen Vorbildern zu Schwarzach unweit Würzburg eingerichtet, die nach dem Rücktritt Cottas 1831 von ihnen gemeinschaftlich weitergeführt ward. König starb ehe noch der Schnellpressenbau wieder in Aufschwung kam. Unter der Leitung seiner Söhne Wilhelm (geb. und Friedrich (geb. gelangte die Fabrik zur höchsten Blüte. [* 57]
Vgl. Goebel, Fr. König und die Erfindung der Schnellpresse (Stuttg. 1883).
2) Gottlob, Forstmann, geb. zu Hardisleben im Weimarischen, trat nach bestandener Forstlehre (1794-96 bei H. Cotta in Zillbach) in das weimarische Jägerkorps, wurde Forstgehilfe und erhielt 1805 eine Revierförsterstelle in Ruhla. Hier errichtete er in demselben Jahr eine Privatforstschule, die bald von In- und Ausländern aufgesucht wurde. 1819 wurde er zum Forstrat ernannt, 1821 an die Spitze der weimarischen Forsttaxationskommission gestellt, 1830 nach Eisenach [* 58] berufen, 1837 zum Oberforstrat befördert.
Seine Privatforstschule in Ruhla wurde 1830 nach Eisenach verlegt und hier zur landesherrlichen Forstschule erhoben, an welcher
er bis zu seinem Tod überaus segensreich wirkte. Durch
seine »Waldpflege«
(Gotha
[* 59] 1849; 3. Aufl., umgearbeitet von Grebe, 1875) eröffnete er der Forstwirtschaft neue Bahnen, indem er darauf hinwies,
daß dieselbe vor allem die Bodenkraft zu pflegen habe. Endlich hat er die mathematischen Grundlagen der Forstwirtschaftslehre
auf eine hohe Stufe der Du
rchbildung gebracht und in dieser Richtung der Gegenwart eine Fülle befruchtender
Gedanken hinterlassen. Er schrieb noch: »Anleitung zur Holztaxation« (Gotha 1813);
»Holztaxationstafeln« (zuerst Abdruck aus der »Anleitung zur Holztaxation«, 1813; neubearbeitet in der »Forstmathematik« und separat unter dem Titel: »Forsttafeln«, Gotha 1842);
»Die Forstmathematik« (das. 1835; 5. Aufl. von Grebe, 1864);
»Grundzüge der Buchenerziehung« (1846);
»Die Forstbenutzung« (aus dem Nachlaß hrsg. von Grebe, Eisen. [* 60] 1851; 3. Aufl., Wien [* 61] 1882).
3) Heinrich Joseph, Schriftsteller, geb. zu Fulda,
[* 62] besuchte das Gymnasium, dann das Lyceum daselbst, ward zur Zeit
des Großherzogtums Frankfurt
[* 63] Schreiber bei dem Maire der Stadt und fand sodann eine Anstellung bei der Acciseverwaltung.
Um diese Zeit schon versuchte er sich in dramatischen Arbeiten, z. B. dem Festspiel »Die Erfüllung« und dem Schauspiel »Wyatt«. 1817 ward
er zum Finanzsekretär bei der Regierung in Fulda ernannt und 1819 in gleicher Eigenschaft nach Hanau
[* 64] versetzt, von wo er 1840 nach
seiner Vaterstadt zurückkehrte. Durch
seine unter dem Titel: »Rosenkranz eines Katholiken« (Frankf. a. M.
1829) veröffentlichten, namentlich gegen das hierarchische Wesen des Katholizismus gerichteten Abhandlungen geriet er in Konflikt
mit dem Klerus und ward hierdurch
veranlaßt, in seiner Schrift »Der Christbaum des Lebens« (das. 1831) seine religiösen und
kirchlichen Ansichten weiter auszuführen; aber infolgedessen vom Bischof exkommuniziert, schloß er sich
der reformierten Gemeinde an. An den Bestrebungen für politische Freiheit beteiligte er sich durch
seine Schrift »Leibwacht
und Verfassungswacht, oder über die Bedeutung der Bürgergarden« (Hanau 1831). Als Mitglied des ersten Landtags 1832 und 1833 trat
er in schroffe Opposition zum Ministerium Hassenpflug; dafür wurde ihm für den folgenden Landtag als Staatsbeamten
der Urlaub verweigert. Nachdem König 1847 seinen Abschied genommen, zog er wiederum nach Hanau und von hier 1860 nach Wiesbaden,
[* 65] wo er starb. Von Königs dramatischen Arbeiten ist das Trauerspiel »Die Bußfahrt« (Leipz. 1836)
hervorzuheben.
Seine übrigen Werke, mehr Kombinationen einer geistig angeregten, durch mancherlei Studien und Anschauungen bereicherten reflektierenden Natur als eigentlich dichterische Schöpfungen, sind teils geschichtliche Romane, teils leichtere, spielend hingeworfene Erzählungen, in denen der Autor oft in Breite [* 66] oder Trivialität verfällt. Wir nennen davon: »Die hohe Braut« (Leipz. 1833; 4. Aufl. 1875, 2 Bde.);
»Die Waldenser« (das. 1836, 2 Bde.; 2. Aufl. u. d. T.: »Hedwig die Waldenserin«, 1856; 3. Aufl. 1875);
»William Shakespeare« (5. Aufl., das. 1875, 2 Bde.; eine Umarbeitung des 1839 erschienenen Romans »Williams Dichten und Trachten«);
»Deutsches Leben in deutschen Novellen« (Bd. 1: »Regina«, das. 1842, 3. Aufl. 1875; Bd. 2: »Veronika, eine Zeitgeschichte«, das. 1844);
»Täuschungen« (Wiesb. 1858);
»Marianne« (das. 1858);
»Die Klubisten in Mainz«, [* 67] historischer Roman (Leipz. 1847, 3 Bde.; 3. Aufl. 1875);
»König Jérômes Karneval« (das. 1855, 3 Bde.; 2. Aufl. 1875);
»Seltsame Geschichten« (Frankf. 1856);
»Von Saalfeld [* 68] bis Aspern« [* 69] (Wiesb. 1864, 3 Bde.).
Zerstreute Novellen sammelte er in »Deutsche [* 70] Familien« (Wiesb. 1862, 2 Bde.). Unter seinen sonstigen Arbeiten sind hervorzuheben: »Georg Forsters Leben in Haus und Welt« (Leipz. 1844, 2. Aufl. 1858);
die autobiographischen Schriften: »Auch eine Jugend« (das. 1852, 2. Aufl. 1861) und »Ein Stillleben« (das. 1861, 2 Bde.);
ferner: »Eine Fahrt nach Ostende« [* 71] (Frankf. 1845);
»Litterarische Bilder aus Rußland« (Stuttg. 1837),
nach mündlichen Mitteilungen des Russen Melgunow;
»Was ist die Wahrheit von Jesu?« ¶
(Leipz. 1867) und »Eine Pyrmonter Nachkur« (das. 1869, 2. Aufl. 1876). Seine größern Romane erschienen gesammelt in 20 Bänden (Leipz. 1854-69), eine Auswahl in 15 Bänden (das. 1875).
4) Gustav, Maler, geb. zu Koburg, [* 73] kam 1826 in die Schmidtsche Porzellanmalerei daselbst, übte sich nebenbei im Zeichnen und komponierte besonders viel nach Uhlands Gedichten. Von 1830 bis 1832 besuchte König die Nürnberger Kunstschule, 1833 trat er an der Münchener Akademie ein, und kurz darauf malte er für den Herzog Ernst von Koburg einen Cyklus von sieben Bildern aus der sächsischen Geschichte. So ward er auf das Studium der Reformationsgeschichte hingewiesen, der er später so viele Stoffe entnahm, daß er danach der »Luther-König« genannt wurde. Er veröffentlichte in 25 Kompositionen auf 48 Blättern Szenen aus Luthers Leben.
Dann folgten 29 Initialen zu Luthers geistlichen Liedern (von König Friedrich Wilhelm IV. erworben) und ein Ölbild für den König der Belgier: Johann Friedrich der Großmütige hört beim Schachspiel die Ankündigung seines Todesurteils. Weiter zeichnete König: Bonifacius den Deutschen das Christentum predigend, das gülden ABC (gestochen von Jul. Thaeter) und die Psalmen Davids (gestochen von Thaeter und Merz) in 48 Darstellungen. 1861 entstand: Nathan und David (Neue Pinakothek zu München) [* 74] und 1862: Luther und Zwingli zu Marburg [* 75] 1529, worauf 12 Kompositionen aus dem Leben Davids folgten. König starb in Erlangen. [* 76]
Vgl. Ebrard, Gustav König, sein Leben und seine Kunst (Erlang. 1871).
5) Herbert, Zeichner und Illustrator, geb. 1820 zu Dresden, [* 77] war eine Zeitlang Schauspieler, kam 1848 nach München, wo er mit seinen humoristischen Skizzen in den »Fliegenden Blättern« zuerst in die Öffentlichkeit trat. Später bereiste er Österreich, Ungarn, Belgien und Holland. Im J. 1852 ging er nach Leipzig und stand hier in näherer Beziehung zur »Gartenlaube« und »Illustrierten Zeitung«, bis er für eine Zeitschrift nach Berlin [* 78] berufen wurde. Nach fünfjährigem Aufenthalt daselbst kehrte er in seine Vaterstadt zurück, in deren Nähe, in Niederlößnitz, er sich niederließ. Er starb daselbst. Königs zahlreiche Zeichnungen behandeln die mannigfachsten Seiten des Lebens; namentlich war König bemüht, seine Zeit in ihren frappantesten Figuren wie insbesondere in ihren Modethorheiten zu schildern. Er that dies mit Geist und Laune und mit geschmackvoller Eleganz in der Zeichnung, die nur leider nicht durch ein ernsthaftes Naturstudium unterstützt wurde.
6) Robert, Pädagog und Schriftsteller, geb. zu Danzig, [* 79] studierte in Berlin, Edinburg, [* 80] Bonn [* 81] und Halle [* 82] Philologie und Theologie, wurde 1854 Rektor der höhern Töchterschule in Oldenburg, [* 83] 1858 Inspektor der Gouvernantenanstalt in Droyßig bei Zeitz, [* 84] lebte 1860-63 in Lausanne [* 85] und ist seit 1864 Redakteur des Familienblattes »Daheim« in Leipzig. Außer einigen Schulbüchern und Schriften über die Frauenfrage, z. B.: »Ein Blick auf den gegenwärtigen Stand der Litteratur über weibliche Pädagogik« (Oldenb. 1856),
»Zur Charakteristik der Frauenfrage« (Bielef. 1870) etc., veröffentlichte er eine Reihe Volks- und Jugendschriften, wie: »Der große Krieg von 1870« (2. Aufl., Leipz. 1875),
»Der alte Nettelbeck« (das. 1874),
»Meister Schott. Aus der Belagerung von Straßburg« [* 86] (2. Aufl., das. 1877),
und übersetzte einige Romane W. Scotts (das. 1875). Sehr verbreitet ist seine illustrierte »Deutsche Litteraturgeschichte« (13. Aufl., Leipz. 1883).
7) Franz, Chirurg, geb. zu Rotenburg an der Fulda, studierte in Marburg und Berlin, ließ sich als Arzt in Homburg [* 87] nieder, ging aber bald als Gerichtsarzt und Chirurg am Krankenhaus [* 88] nach Hanau. 1869 folgte er einem Ruf als Professor der Chirurgie nach Rostock [* 89] und 1875 nach Göttingen. [* 90] Er schrieb: »Lehrbuch der speziellen Chirurgie« (4. Aufl., Berl. 1885, 2 Bde.);
»Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie« (das. 1883-85);
»Die entzündlichen Prozesse am Hals« (mit Riedel, in Billroths »Deutscher Chirurgie«, Stuttg. 1882) und »Die Tuberkulose der Knochen [* 91] und Gelenke« (Berl. 1884),
worüber er auch in der »Sammlung klinischer Vorträge« (Leipz. 1883) berichtete.
8) Rudolf, Akustiker, geb. zu Königsberg [* 92] i. Pr., Lehrling von Vuillaume, dem Fabrikanten musikalischer Saiteninstrumente in Paris, [* 93] errichtete 1858 eine Werkstätte für akustische Apparate u. zeichnete sich bald durch vortreffliche Leistungen aus. Er bildete die Anwendung der graphischen Methode auf die Akustik aus, arbeitete über die Bestimmung der Schallgeschwindigkeit, Klangfiguren, [* 94] Tonveränderung bewegter Schallquellen, manometrische Flammen etc. Er schrieb: »Quelques expériences d'acoustique« (Par. 1882);
»Catalogue des appareils d'acoustique« (1859 u. öfter).
Vgl. Pisko, Die neuern Apparate der Akustik (Wien 1865).
9) Ewald August, Romanschriftsteller, geb. zu Barmen, [* 95] besuchte das Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Köln [* 96] und widmete sich dann, von den Verhältnissen genötigt, dem Kaufmannsstand. Nachdem er von 1854 an drei Jahre lang im Heer gedient hatte, nahm er eine Buchhalterstelle in Elberfeld an, entsagte dieser aber 1868, um sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen, und ließ sich 1871 in Neuwied wieder, von wo er 1882 nach Köln übersiedelte. Seine schriftstellerische Laufbahn begann er mit humoristischen Skizzen, besonders aus dem Soldatenleben, denen Novellen und schließlich eine lange Reihe größerer Romane nachfolgten.
Wir nennen davon: »Humoresken« (3. Aufl. 1873);
»Lust und Leid im bunten Rock« (1864);
»Bei der Infanterie« (1865, 2 Bdchn.);
»Abenteuer und Fahrten des Commis-Voyageur Plügge« (1866);
die Romane: »Der Deserteur« (unter dem Namen Ernst Kaiser, 1867),
worin der Krieg von 1866 den Hintergrund bildet;
»Die Geheimnisse einer großen Stadt« (1870, 3 Bde.);
»Durch Kampf zum Frieden« (1871, 4 Bde.),
womit König einen New Yorker Preis gewann;
»Das große Los« (1872, 3 Bde.);
»Die Tochter des Franctireurs« (1873, 3 Bde.);
»Unter den Frommen« (1875, 4 Bde.);
»Auf der Bahn des Verbrechens« (1876, 4 Bde.);
»Die Wege zum Glück« (1878, 4 Bde.);
»Schuldig?« (1878, 4 Bde.);
»Dunkle Wege« (1880, 4 Bde.);
»Verlassen!« (1881, 3 Bde.);
»Nikodemus Fugger u. Komp.« (1883, 2 Bde.);
»Um Glück und Dasein« (1885, 2 Bde.) etc. König ist Humorist und Realist und weiß in manchen Szenen ohne poetische Prätension ganz ergötzlich zu erzählen.
10) Otto, Bildhauer, geb. 1838 zu Meißen, [* 97] war in Dresden Schüler von Hähnel und wurde später Professor an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums in Wien. Besonders in der Kleingruppe, sowohl in der ideal durchgeistigten als in der realen, ist er ein viel schaffender, vortrefflicher Künstler, dessen anmutige Gestalten von geistvoller Erfindung und feiner Durchbildung sind. Unter seinen größern Bildwerken sind hervorzuheben: das Grabdenkmal für seine Gattin mit drei Kindern (1874), eine trauernde Viktoria für das von den ¶