Rohan
(spr. ró-ang), altes breton. fürstliches
Geschlecht, stammt in männlicher
Linie von den alten
Königen und
Herzögen
von
Bretagne ab und hat seinen
Namen von dem Städtchen Rohan
im
Departement
Morbihan. Es war eins der berühmtesten
und stolzesten
Geschlechter (bekannt ist seine
Devise: »Roy ne puys,
Duc ne daygne, Rohan
suys«, »König kann,
Herzog mag ich
nicht sein, Rohan
bin ich«),
ist mit den meisten Regentenhäusern
Europas verwandt und blüht gegenwärtig noch in der
Linie
Rohan
-Guémenée-Rochefort, die in
Österreich
[* 2] das
Indigenat und die
Anerkennung des alten fürstlichen
Ranges
erhalten hat. Die
Linie
Rohan-Soubise erlosch 1787 (s.
Soubise), jene von Rohan-Gié
1638. Stammvater des
Hauses ist
Alain I., vierter
Sohn des Vicomte
Eudon von Porhoët, der sich 1128 Vicomte de Rohan
nannte. Unter
Karl IX. wurde 1570 die
Domäne Guémenée für
Louis Rohan
VI. als
Fürstentum errichtet, und dessen Sohn
Louis von Rohan
-Guémenée wurde 1588 von König
Heinrich III. zum
Herzog von Montbazon erhoben und führte, wie auch sein Sohn Hercule (gest. 1654), die
Waffen
[* 3] gegen die katholische
Liga.
Des letztern Tochter war die durch
Geist,
Schönheit und politischen Einfluß berühmte Herzogin von
Chevreuse
(gest.
Louis,
Prinz von Rohan
-Guémenée, geb. 1635, verlor infolge seines ausschweifenden
Lebens die
Gunst
Ludwigs
XIV. und verband sich nun aus
Rache mit andern zu dem
Plan, den
Holländern für
Geld
Quilleboeuf auszuliefern. Das Vorhaben ward
jedoch entdeckt, und Rohan
endete 1674 auf dem
Schafott.
Louis
René Edouard,
Prinz von Rohan
-Guémenée, geb.
wurde 1771, wie drei Rohans
vor ihm,
Fürstbischof von
Straßburg
[* 4] und 1772 Gesandter in
Wien,
[* 5] zog sich aber hier durch seine
üppige Prachtliebe sowie durch einen ohne seine
Schuld veröffentlichten
Brief das Mißfallen
Maria Theresias
und
Maria Antoinettes zu und fiel daher nach
Ludwigs XVI. Thronbesteigung am
Hof
[* 6] in
Ungnade. Doch ward er 1777
Großalmosenier
von
Frankreich und 1778
Kardinal. Er hielt in dem von ihm erbauten
Schloß zu
Zabern
[* 7] sowie in
Straßburg einen glänzenden
Hof.
Um die verlorne
Gunst des
¶
mehr
Hofs wiederzugewinnen, erniedrigte er sich in der berüchtigten Halsbandgeschichte (s. d.) zum Werkzeug der Lamothe. Deshalb verhaftet
und einige Zeit in die Bastille gesetzt, ward er zwar vom Parlament freigesprochen, mußte aber sein Amt als Großalmosenier
niederlegen und ward anfangs nach der Abtei Chaisedieu in der Auvergne und dann in sein Bistum nach Straßburg
verwiesen. 1789 ward er zum Abgeordneten der Geistlichkeit des Amtes Hagenau
[* 9] bei den Etats-Généraux ernannt, erschien aber
im September in der Nationalversammlung nur, um gegen die Aufhebung der Adelsprivilegien zu protestieren, zog sich 1790 auf
seine deutschen Besitzungen zurück und starb in Ettenheim. Victor Louis Mériadec, Prinz von
Rohan
-Guémenée, Herzog von Montbazon und Bouillon, geb. österreichischer Feldmarschallleutnant, starb kinderlos
und hinterließ nur seine beiden Neffen, Söhne eines jüngern Zweigs der Linie Guémenée, der Rohan
-Rochefort, die von seinem
Bruder Jules Armand Louis (gest. 1836) 1833 adoptiert waren. Das Haupt dieser vereinigten Zweige ist gegenwärtig
Camille Philippe Joseph Idesbald, Fürst von Rohan
-Guémenée, Rochefort und Montauban, Herzog von Bouillon und Montbazon, geb.
Ritter des Goldenen Vlieses etc.
Die Linie Rohan-Gié
, die aus den Guémenées hervorgegangen ist, ward gestiftet von Pierre de Rohan
von Gié,
geb. 1453, gest. 1513, Marschall, Erzieher Franz' I., der unter König Ludwig XII. eine bedeutende Rolle spielte. Sein Enkel René
I. fiel bei Metz.
[* 10] Er war mit Isabella von Albret, der Großtante König Heinrichs IV., vermählt, wodurch die Rohans
dem Thron
[* 11] von Navarra nahekamen und dem Calvinismus sich zuwendeten. René II., Sohn des vorigen, geb. 1550,
gest. 1586, vermählte sich 1575 mit der durch ihre Dichtungen berühmten Catherine von Parthenay, Erbin des Hauses Soubise.
Dieselbe hielt die Belagerung von La Rochelle mit großer Standhaftigkeit aus und starb 1631 in Parc. Ihr Sohn Henri, Herzog von Rohan-Gié, Prinz von Leon, geb. auf Schloß Blain in der Bretagne, war mit seinem Bruder Benjamin, Prinzen von Soubise (s. d.), unter Ludwig XIII. das Haupt der Hugenotten. Im Alter von 16 Jahren an den Hof Heinrichs IV. gekommen, ward er von diesem, solange derselbe keine Erben besaß, als sein Nachfolger in Navarra betrachtet und 1603 zum Herzog von Rohan, Pair von Frankreich und Generalobersten der Schweizer erhoben. 1605 heiratete er die Tochter Sullys.
Nach Heinrichs IV. Ermordung, wodurch seine Hoffnungen scheiterten, galt er als Haupt der Hugenotten. Nachdem seine Bemühungen für eine gütliche Beilegung der zwischen diesen und dem Hof entstandene Spannung gescheitert waren, griff er, die Verlockungen des Hofs zurückweisend, zu den Waffen, befestigte die Plätze in Guienne, verteidigte Montauban gegen den König und zwang diesen endlich zur Bestätigung des Edikts von Nantes [* 12] im Frieden von 1622. In seiner Person gefährdet, entschied er sich 1625 abermals für den Krieg und zwang Richelieu zu dem Vertrag vom Später siegte Rohan trotz seiner geringen Macht bei Revel in der Grafschaft Foix und bei Pamiers, und nach der Übergabe von La Rochelle (1628) behielt er allein den Mut, den Kampf fortzusetzen, und brachte es endlich durch seine Ausdauer zu dem Frieden vom welcher den Protestanten allerdings ihre politische Bedeutung raubte, aber die Religionsfreiheit sicherte. Er unterhandelte darauf eifrigst mit der Pforte über Abtretung der Insel Cypern, [* 13] wo er alle verfolgten Protestanten vereinigen wollte.
Von Ludwig XIII. 1631 nach Graubünden gesandt, um den Befehl über die von Frankreich daselbst angeworbenen Truppen zu übernehmen, warf er die Spanier und Österreicher 1633 aus dem Veltlin. 1636 besiegte er die Spanier am Comersee, nachdem er den Herzog von Lothringen aus diesem Land vertrieben und auch die Kaiserlichen und Spanier wiederholt geschlagen hatte. Wegen eigenmächtigen Abschlusses eines Vertrags 1637 zurückgerufen, begab er sich nach Genf [* 14] und 1638 an den Rhein in das Lager [* 15] des Herzogs von Sachsen-Weimar, erhielt aber in der Schlacht bei Rheinfelden eine Wunde, an der er 13. April in Königsfeld starb. Er schrieb: »Mémoires sur les choses advenues en France depuis la mort de Henri IV jusqu'à la paix au mois de juin 1629« (Par. 1630; 8. Aufl., Amsterd. 1756, 2 Bde.);
»Mémoires et lettres sur la guerre de la Valteline« (Genf u. Par. 1758, 3 Bde.) u. a.
Vgl. Fauvelet du Toc, Histoire du duc Henri de Rohan (Par. 1667);
Schybergson, Le [* 16] duc de Rohan et la chute du parti protestant en France (das. 1880);
Lagarde, Le duc de Rohan et les protestants sous Louis XIII (das. 1884);
Bühring, Venedig, [* 17] Gustav Adolf und Rohan (Halle [* 18] 1885). -
Seine Tochter Marguerite de Rohan brachte 1645 ihrem Gemahl Henri von Chabot, Marquis de Saint-Aulaye, der nun den Namen Rohan-Chabot annahm, die großen Besitzungen ihres Hauses zu. Der jetzige Chef dieser Linie ist Charles Louis Josselin von Rohan-Chabot, Herzog von Rohan, Prinz von Leon, geb. dessen Sohn, der Prinz Alain von Léon (geb. monarchistisches Mitglied der Deputiertenkammer ist. Ein Vetter war der Vicomte von Chabot, Louis Charles Guillaume de Rohan-Chabot, geb. Pair von Frankreich, gestorben im September 1869. Dessen Sohn Philipp de Rohan-Chabot, Graf von Jarnac, geb. starb als französischer Botschafter in London [* 19]
Vgl. de la Chenaye-Desbois, Genealogie des Hauses Rohan (Prag [* 20] 1872).