Roggen.
Die Abstammung des kultivierten Roggens (Secale cereale) ist nicht sicher bekannt. Vielfach leitet man ihn von dem sizilischen Secale montanum Guss. mit seinen Varietäten S. anatolicum Bois. und S. dalmaticum Viss. ab. Bei S. montanum zerfällt die Spindel der Ähre nach der Reife, während sie bei S. cereale erhalten bleibt, auch ist letzterer ein-, höchstens anderthalbjährig, während S. montanum perenniert. Alle übrigen Unterschiede sind unwesentlich, weil schwankend.
Was nun die
Lebensdauer des kultivierten
Roggens betrifft, so ist bekannt, daß einige Roggen
pflanzen nach der
Ernte
[* 2] ab und
zu aus der Stengelbasis einige
Sprossen entwickeln, was auf eine schwache
Neigung zum Perennieren hinweist. 1886 teilte
Kaldurow mit, daß in einigen
Departements des südlichen Rußland der Roggen
als mehrjährige
Pflanze kultiviert wird. Er hatte
sich an ausgegrabenen
Pflanzen überzeugt, daß die
Stöcke Stengelreste der
Triebe von 2-3
Jahren besitzen.
Batalin untersuchte darauf derartigen perennierenden Roggen
, welcher im Gebiete der
Donischen Kosaken seit
uralten
Zeiten als Winterroggen
kultiviert wird, und fand die Angaben Kaldurows bestätigt. In gewöhnlichen regenarmen
Jahren
bilden die jungen
Schößlinge nur
Blätter, keine
Halme, überwintern in diesem Zustand und treiben erst im nächsten Jahre
die
Ähren. Durch diese
Beobachtung wird die Abstammung des kultivierten
Roggens von S. montanum unterstützt.
Es bleibt als Unterschied nur noch das Verhalten der Ährenspindel bestehen.
Nun hat aber
Darwin gezeigt, daß die
Kulturpflanzen
ihre ursprünglichen Merkmale immer in der
Richtung verändert haben, welche den Bedürfnissen des
Menschen entspricht, und
somit erscheint die
Beständigkeit der Ährenspindel lediglich als ein durch die
Kultur erworbenes Merkmal.