Römischer Katechismus
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Römischer
Katechismus
(griech.), im allgemeinen ein in Fragen und Antworten abgefaßtes Lehrbuch für Anfänger, insbesondere dasjenige Buch, worin die Anfangsgründe der christlichen Religion, namentlich die Zehn Gebote, das apostolische Symbolum und das Vaterunser, für das Volk in Fragen und Antworten erklärt werden. Doch kann auf kirchlichem Boden diese Form keineswegs als ursprüngliches und begriffbestimmendes Merkmal gelten. Die ältesten deutschen Katechismen, darunter besonders der von dem Weißenburger Mönch Otfried (Mitte des 9. Jahrh.) verfaßte eine geschichtliche Bedeutung gewonnen hat, erklären bloß Vaterunser, Symbol und ähnliche im allgemeinen Kirchengebrauch befindliche Stücke. Nachdem Luther schon 1520 seine kleine Schrift »Eine kurze Form der Zehn Gebote, des Glaubens und Vaterunsers« herausgegeben hatte und, von ihm angeregt, verschiedene reformatorische Theologen, besonders Johann Brenz, Katechismen geschrieben hatten, hat Luther von der großen in Kursachsen gehaltenen Kirchenvisitation Veranlassung genommen, 1529 seine beiden Katechismen, den sogen. größern und ¶
kleinern, in Druck zu geben. Der kleinere ist für das Volk, der größere hingegen für die Lehrer bestimmt, und namentlich ersterer ist unzählige Male aufgelegt und in fremde Sprachen übersetzt worden. Er zerfällt jetzt in die sechs Hauptstücke: die Zehn Gebote, die drei Artikel des christlichen Glaubens, das Vaterunser, die Taufe, das Amt der Schlüssel (erst nach Luther zum Teil aus einigen von ihm herrührenden Elementen gebildet), das Abendmahl, und in einen Anhang, der mehrere Gebete, die Haustafel und Fragstücke für Kommunikanten enthält.
In der reformierten Kirche erschienen viele Katechismen, so zu St. Gallen 1527, zu Basel
[* 4] von Öcolampadius 1526,
in Zürich
[* 5] von Leo Judä 1534, zu Genf
[* 6] 1537 (französisch) und 1538 (lateinisch) von Calvin, in Zürich
von Bullinger 1555 etc. und endlich der sogen.
Heidelberger Katechismus
(s. d.). Neben diesem erfreute sich in der
reformierten Kirche wenigstens früher eines großen Ansehens der (zweite) Genfer Katechismus
, von Calvin 1542 französisch, 1545 lateinisch
herausgegeben, von mehreren Generalsynoden der Reformierten in Frankreich als symbolisches Buch betrachtet und in der französischen
Schweiz
[* 7] als öffentliches Lehrbuch eingeführt.
In der englischen Episkopalkirche wird ein ganz kurzer Katechismus
, der sogen. Church-Catechism von 1553 und 1572, gebraucht. In der
presbyterianischen Kirche in England hat der Assembly-Catechism, auf Antrag der Synode zu Westminster 1643 abgefaßt,
symbolisches Ansehen erlangt. Die evangelische Brüdergemeinde gebraucht fast ausschließlich das in kurzen Sätzen mit Bibelstellen
abgefaßte Büchlein »Der Hauptinhalt der Lehre
[* 8] Jesu Christi« (Barby) 1778). Die Socinianer erkennen den Catechismus Racoviensis
als symbolisches Buch an, der auf einer von Faustus Socinus herrührenden Grundlage von Valentin Schmalzius
und Hieronymus Moskorzowski ausgearbeitet wurde und in größerer und kleinerer Gestalt 1605, ursprünglich in polnischer
Sprache,
[* 9] später auch in deutscher und in lateinischer Sprache, erschien.
Die Quäker erhielten 1660 einen in Form eines Gesprächs zwischen Vater und Sohn und angeblich von ihrem Stifter Georg Fox geschriebenen
Katechismus
und sodann 1673 einen von Robert Barclay (s. d.) verfaßten Katechismus
, welcher aus lauter biblischen
Stellen zusammengesetzt ist. In der katholischen Kirche genießt symbolisches Ansehen: »Catechismus Romanus ad parochos, ex decreto
concilii Tridentini et Pii V. Pontificis maximi jussu editus et promulgatus«, welcher zuerst zu Rom
[* 10] 1566 erschien, den Erzbischof
Leon Marino, den Bischof Egidio Foscarari und den Portugiesen Fr. Fureiro zu Verfassern hat und in vier Abschnitte
zerfällt: apostolisches Symbolum, Sakramente, Dekalog und Gebet.
Verbreiteter waren jedoch die beiden auf Befehl des Kaisers Ferdinand I. von dem Jesuiten Petrus Canisius (s. d.) verfaßten Katechismen,
von denen der größere zuerst 1554 unter dem Titel: »Summa doctrinae et institutionis christianae« erschien,
der kleine von 1566 aber in alle Sprachen übersetzt, in den meisten Schulen eingeführt, mehr als 400mal aufgelegt, endlich
aber nach Aufhebung des Jesuitenordens von dem Katechismus
des Abtes Felbiger verdrängt wurde. Einen Neudruck von 14 der ältesten
deutschen Katechismen enthält Moufangs »Katholische Katechismen des 16. Jahrhunderts« (Mainz
[* 11] 1881). In der
griechischen Kirche ließ nach dem sogen. größern Katechismus
, Orthodoxa Confessio genannt, 1643 von den Patriarchen zu Konstantinopel,
[* 12] Alexandria, Antiochia und Jerusalem
[* 13] mit kanonischem Ansehen begabt, Peter d. Gr. 1723
einen »Kleinen Katechismus«
ausarbeiten. Eine Revision
fand 1832 durch den Metropoliten Philaret von Moskau
[* 14] fast unter den Augen des Kaisers Nikolaus I. statt, worauf 1866 der
jetzt gebrauchte Katechismus
(le catéchisme détaillé) zu Moskau erschien.
Vgl. Ehrenfeuchter, Geschichte des Katechismus
(Götting. 1857).