Rodbértus,
Joh. Karl, deutscher Politiker und Nationalökonom, Hauptvertreter des wissenschaftlichen konservativen Sozialismus, geb. zu Greifswald, studierte Rechtswissenschaft, stand von 1827 bis 1832 im preußischen Justizdienst u. übernahm 1836 das Gut Jagetzow in Vorpommern (Kreis Demmin). Er wurde 1848 in die Nationalversammlung gewählt, hierauf im Ministerium Auerswald-Hansemann Kultusminister, legte aber sein Portefeuille schon nach 14 Tagen nieder.
Als Führer des linken Zentrums setzte er in der Zweiten Kammer von 1849 den Beschluß auf Anerkennung der deutschen Reichsverfassung durch, welcher deren Auflösung zur Folge hatte. Nach Oktroyierung des neuen Wahlgesetzes vertrat er die Wahlenthaltung der preußischen Demokratie und nahm keine Wahl mehr an, obwohl er in der Konfliktzeit Bismarcks Politik verteidigte. Er starb Von seinen sozialpolitischen Schriften sind die wichtigsten: »Zur Kenntnis unsrer staatswirtschaftlichen Zustände« (Neubrandenburg 1842);
»Soziale Briefe an v. Kirchmann« (Berl. 1850 bis 1851, 3 Tle.; der vierte Brief u. d. T.: »Das Kapital«, das. 1884),
darunter eine »Widerlegung der Ricardoschen Lehre von der Grundrente« (neuer Abdruck u. d. T.: »Zur Beleuchtung der sozialen Frage«, das. 1875);
»Zur Erklärung und Abhilfe der heutigen Kreditnot des Grundbesitzes« (Bd. 1, das. 1868; Bd. 2, Jena 1869),
»Der Normalarbeitstag« (Berl. 1871).
Wichtig zur Kenntnis seiner Anschauungen sind auch in Hildebrands »Jahrbüchern für Nationalökonomie« veröffentliche Aufsätze. Rodbértus' »Briefe und sozialpolitische Aufsätze« wurden herausgegeben von Rodbértus Meyer (Berl. 1882, 2 Bde.).
Vgl. Kozak, Rodbértus' sozialökonomische Ansichten (Jena 1882),
und in den »Jahrbüchern für Nationalökonomie«, Bd. 33, S. 311 ff.; Adler, Rodbértus, der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus (Leipz. 1884);
Dietzel, Karl Rodbértus (Jena 1886-88, 2 Tle.).