Rochlitz,
1) Amtshauptstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, an der Zwickauer Mulde, Knotenpunkt der Linien Glauchau-Wurzen und Rochlitz-Penig der Sächsischen Staatsbahn, 170 m ü. M., hat 3 Kirchen (darunter die gotische Kunigundenkirche), ein altes Schloß mit zwei hohen, starken Türmen (»Rochlitzer Jupen« genannt), 2 schöne Plätze, eine Realschule mit Progymnasium, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Handelslehranstalt, ein Amtsgericht, mechanische Weberei, Tibet-, Merino-, Lackleder-, Papierspulen-, Spielkarten- und Zigarrenfabrikation, eine große Schuhfabrik und (1885) mit der Garnison (3 Eskadrons Ulanen Nr. 18) 5942 meist evang. Einwohner. Unmittelbar südwestlich dabei der isoliert stehende, 349 m hohe Rochlitzer Berg mit schönem steinernen Aussichtsturm (seit 1860) und großartigen Porphyrsteinbrüchen, die schon seit fünf Jahrhunderten ausgebeutet werden. - Rochlitz, ursprünglich eine Burg in der Mark Zeitz, fiel unter Bischof Eberhard (1045-78) an Naumburg, später an die Grafschaft Groitzsch und um die Mitte des 12. Jahrh. an Dedo den Dicken von Meißen-Landsberg. 1289 ward hier ein Vergleich zwischen Albrecht dem Unartigen und seinen Söhnen, 1. Juni 1403 aber ein Erbfolgevertrag zwischen den Landgrafen Balthasar und Wilhelm von Thüringen abgeschlossen. Später schenkte es Johann Georg seiner Geliebten, dem von ihm zur Gräfin von Rochlitz erhobenen Fräulein v. Neitschütz. In dem bald darauf folgenden Dreißigjährigen Krieg wurde Rochlitz hart mitgenommen, und 1802, 1804 und 1834 brannte ein großer Teil der Stadt ab. Vgl. Stieglitz, Über die Kirche der heil. Kunigunde zu Rochlitz (Leipz. 1829); Bode, Chronik der Stadt Rochlitz (Rochl. 1867). -
2) (Ober- und Nieder-Rochlitz) Marktflecken in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Starkenbach, an der Iser, am Südabhang des Riesengebirges gelegen, mit Bezirksgericht, Webschule, Flachsbau, bedeutender Baumwollweberei (ca. 1700 mechanische und 1200 Handstühle), Bleicherei, Holzstofffabrikation, Glasschleiferei und als Gemeinde (1880) 7611 Einw.