(spr. rosch),Jules, franz.
Politiker, geb. zu Serrières
(Ardèche), studierte in
Paris
[* 4] die
Rechte und
ließ sich inLyon
[* 5] als
Advokat nieder. 1870 ward er
Redakteur der
Zeitung »L'Ardèche«, in welcher er das
Kaiserreich bekämpfte, und die
Regierung der nationalen
Verteidigung ernannte ihn nach dem zum Generalsekretär
des
DepartementsArdèche. Im Mai 1871 ward er in gleicher
Eigenschaft nach dem
DepartementVar versetzt, 1872 aber entlassen.
Er ward darauf wieder Zeitungsredakteur und siedelte 1876 nach
Paris über, wo er sofort nach der
Gründung des radikalen
Blattes
»La Justice« durch
Clémenceau in deren Redaktion eintrat. 1879 wurde er in den Munizipalrat von
Paris gewählt und that sich
hier bald durch die entschiedensten
Anträge gegen die
Kirche hervor. 1881 ward er in die Deputiertenkammer
gewählt, wo er sich anfangs der radikalen
Partei, später den
Opportunisten anschloß.
(Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
385 m. Gem. und Dorf im untern Rhonethal gegenüber der breiten Pyramide des Grammont; an der Ausmündung
des Tobels der Eau Froide und am linken Ufer dieses Wildwassers, am SW.-Fuss der Kette des Mont Arvel in klimatisch sehr geschützter
Lage. An der Strasse Lausanne-Saint Maurice und 5 km nw. Aigle. Station der Simplonbahn. Postbureau, Telephon. 72 Häuser, 528 reform.
Ew.
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Kirchgemeinde Yvorne. Das Dorf ist zu wiederholten Malen von der wilden Eau Froide ernstlich bedroht worden, deren Hochwasser
vom besonders bedeutende Verheerungen angerichtet hat (s. den Art. Eau Froide). Die Fabriken der Société de Grand Champ
et de Roche bauen hier links vom Wildbach den tonigen Kalk der Roten Kreide und westl. vom Dorf die mergeligen
Kalke des Dogger ab, um aus jenem Portlandzement und aus diesen hydraulischen Kalk zu brennen. In Roche endigt auch das Luftkabel,
mit welchem das im Staatswald der Joux Verte geschlagene Holz zu Thal befördert wird.
Dieses ausgezeichnete Bauholz leidet auf diese Weise bedeutend weniger als wie bei dem früher üblichen
Flössen auf der Eau Froide. Eine Marmorsäge. Acker- und Weinbau. Sehr altes Dorf; wird schon 1177 als Eigentum des Klosters
auf dem Grossen St. Bernhard genannt, das hier damals einen Spital unterhielt und eine dem h. Jakob geweihte Kirche besass.
Es scheint aber aus gewissen Urkunden hervorzugehen, dass Kirche und Spital zu Roche als Filialen des
von den Karolingern in Bourg Saint Pierre (Vallée d'Entremont) gestifteten Klosters schon im 9. Jahrhundert bestanden hätten
und dann im 11. Jahrhundert durch den h. Bernhard von Menthon mit dem von ihm gegründeten Kloster auf
dem Grossen St. Bernhard vereinigt worden wären.
Seit dieser Zeit besass dieses letztere in der Gemeinde Roche bis ins 19. Jahrhundert hinein grosse Güter. Hier pflegten
im Winter die Pferde eingestellt zu werden, die im Sommer zum Transport von Holz und Lebensmitteln nach dem Kloster benutzt
wurden. Das als Scheune und Stall dienende grosse Gebäude steht in Roche heute noch. Das jetzt in Privatbesitz
befindliche Schloss Roche diente dem berühmten Naturforscher Albrecht von Haller (1708-1777), der 1758 zum Direktor der Salinen
im Mandament Aigle (der heutigen Salinen von Bex) ernannt worden war, zum Wohnsitz.
Hier vollendete er seine physiologischen Werke und schrieb er einen grossen Teil seiner 1768 erschienenen
Historia stirpium indigenarumHelvetiae, die dem Studium der Botanik einen so bedeutenden Vorschub geleistet hat. Haller durchstreifte
auf der Suche nach Pflanzen den ganzen bergreichen Bezirk und bildete manche seiner Gehilfen (Peter Thomas, Vater; Clément
Cherix-Morerod, Mottier; Peter Thomas, Sohn, u. A.) zu tüchtigen Pflanzenkennern heran. Roche gehörte
zuerst zur Kirchgemeinde Chessel. Als diese 1837 aufgehoben und mit Noville vereinigt wurde, kam Roche zur Pfarrei Yvorne, an
der damals der Pfarrer Vautier (Vater des berühmten Malers Benj. Vautier) wirkte. Vor Haller hatte das Schloss Roche schon
einem seiner Vorgänger im Amt, dem 1630 gestorbenen und in Noville begrabenen Tobias Laub zum Wohnsitz
gedient. Gräber aus der Bronzezeit;
Hier vereinigen sich die von Glovelier, von Pruntrut über die Caquerelle
und von Saint Ursanne aus dem Doubsthal kommenden drei wichtigsten Strassenzüge des nördl. Jura zu der Strasse, die 500 m
sw. vom Gasthof mit einem Tunnel durch eine mächtige Felswand führt und die für alle aus der nö. Schweiz
herkommenden Fuhrwerke die einzige Zugangspforte zum
Plateau der Freiberge bildet.
La Roche war denn auch bis zur Eröffnung
der Bahnlinie Glovelier-Saignelégier eine stark belebte Posthaltestelle mit Pferdewechsel.
Wiesenbau und Viehzucht. Käsefabrikation. Holzhandel. Strohflechterei. Die die Gemeinde durchfliessende Serbache hat vor
ihrer Eindämmung und Korrektion grosse Verheerungen angerichtet. Pfarrkirche zu Mariä Himmelfahrt mit schönem Altargemälde.
Liebfrauenkapelle in Scherwil, Kapelle des h. Jakob von Compostela in Les Vègres. Waisen- und Krankenhaus.
Das Dorf war früher zu einem Teil deutsch, ist jetzt aber ganz verwelscht. Auf einer Anhöhe w. La Roche steht die Ruine
der Burg der seit 1150 urkundlich genannten Herren von La Roche, die zuerst selbständig waren, nachher aber die Oberhoheit
der Grafen von Neuenburg-Aarberg und dann der Grafen von Savoyen anerkennen mussten. In Schulden geraten,
verkauften sie 1349 ihre Herrschaft dem Bischof von Lausanne. Die Bischöfe verliehen der Gemeinde La Roche grosse Freiheiten und
Vorrechte. Nach der Eroberung der Waadt
kam La Roche an Freiburg.
Bis 1798 gehörte es zur Vogtei Bulle und von 1803 an
zur Präfektur Corbières, um 1848 zum Bezirk Greierz zu kommen. Schalenstein. Funde aus der ersten Germanenzeit. 1150: Rupes
superior; 1170: Rupe; 1263: Rochia in Hogo. Vergl. Diesbach, Max de. La Seigneurie deLa Roche (in den Étrennes frib. 1905).