Titel
Robert
-Fleury
(spr. rŏbähr-flörí), 1) Joseph Nicolas, einer der ältesten und berühmtesten franz. Historienmaler, geb. zu Köln, zog in seinem siebenten Jahr mit seinen Eltern nach Paris, wurde Schüler von Gros, Horace Vernet und später von Girodet, unter dessen Leitung er vier Jahre stand. Dann studierte er weitere vier Jahre in Rom, ging später noch einmal nach Italien und nahm 1826 seinen Wohnsitz in Paris. Sein erstes bedeutendes Bild voll treffender Charakteristik, dramatischen Lebens und wunderbarer Kraft des Kolorits war 1833 eine Scene aus der Bartholomäusnacht, der dann andre gleich tragische Bilder folgten, die aber von denen, in welchen er ruhige Situationen schildert, noch übertroffen werden.
Ein Meisterstück dieser Art ist das Religionsgespräch in Poissy 1561, das nebst den beiden wiederum dramatisch stark bewegten Bildern: Jane Shore vom Pöbel beschimpft (1850) und Plünderung eines Hauses in der Giudecca in Venedig (1855) ins Museum des Luxembourg kam. Dazu kommt unter seinen frühern Bildern noch: Tasso im Kloster Sant' Onofrio (1827) u. unter den spätern: der Einzug des Königs Chlodwig in Tours und Balduin von Flandern vor Odessa (beide in Versailles), die Leiche Tizians während der Pest in Venedig 1576 (Museum in Antwerpen), Scene aus der Inquisition, Feuersbrunst im Judenviertel (Gallerie Ravené in Berlin), Karl V. im Kloster San Yuste, Benvenuto Cellini in seiner Werkstatt und die Vermählung Napoleons III. Eine ihm aufgetragene, nicht zu seinen Meisterwerken gehörende Schöpfung sind die vier Ölbilder aus der Geschichte des Tribunals in: Hauptsaal des Handelsgerichts zu Paris. Auch als Porträtmaler war er eine Zeitlang sehr in der Mode. Mit Ehrenzeichen überhäuft und zum Mitglied zahlreicher Akademien ernannt (1850 der in Paris), war er 1865-66 Direktor der französischen Akademie in Rom und ist seit 1867 Kommandeur der Ehrenlegion.
2) Tony, franz. Historienmaler, geb. zu Paris, Sohn des vorigen, Schüler Delaroches und Cogniets, hat sich durch mehrere Historienbilder und durch Porträte einen Namen gemacht, worin er aber den Ruhm seines Vaters weder in geistiger noch in technischer und koloristischer Beziehung erreicht. Sein ¶
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erstes größeres Bild: Warschau am (eine Greuelscene aus der polnischen Empörung), fand nur mäßigen Beifall, ebenso die folgenden zum Teil echt theatralischen Bilder: alte Frauen auf der Piazza Navona in Rom (1867, im Luxembourg) und Charlotte Corday in Caen 1793 (1874). Größern Beifall fanden 1870: der letzte Tag von Korinth (Museum des Luxembourg), Louvois und Vauban in Belfort 1679 (das ins dortige Museum kam), die Greisinnen in der Kirche, namentlich sein geistig und technisch bis jetzt wohl bedeutendstes Bild: Doktor Pinel befreit 1795 die Irrsinnigen der Salpetrière von ihren Fesseln, sodann 1880 die Verherrlichung der französischen Skulptur als Plafondbild im Palast des Luxembourg. Seit 1866 erhielt er mehrere Medaillen und 1873 das Ritterkreuz der Ehrenlegion.