Rimini
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Kreishauptstadt in der ital. Provinz Forli an der Marecchia, 1 km vor ihrer Mündung in das Adriatische Meer und an der Eisenbahn Bologna-Ancona gelegen, ist mit Mauern umgeben, hat 4 Thore, zwei größere Plätze, nämlich die Piazza Cavour mit hübschem Brunnen [* 2] und einer Statue Papst Pauls V. und die Piazza Giulio Cesare mit der Colonna di Cesare, von welcher herab Cäsar seine Soldaten nach dem Übergang über den Rubicon angesprochen haben soll, und mehrere interessante antike und mittelalterliche Bauwerke. Zu den erstern gehören: der Triumphbogen des Augustus (27 v. Chr.) an der Porta Romana, 14 m hoch, mit schönen Skulpturen und die Brücke [* 3] über die Marecchia (Ponte d'Augusto), aus weißen Marmorquadern errichtet, 72 m lang, mit 5 Bogen. [* 4] Unter den Kirchen steht obenan die Kathedrale (Tempio Malatestiano), unter Sigismund Malatesta nach dem ¶
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Entwurf Leo Battista Albertis 1447-50 erbaut, aber nicht vollendet, mit triumphbogenartiger Fassade, den Grabmälern des Gründers und seiner Gemahlin Isotta etc. Andre bemerkenswerte Kirchen sind: San Giuliano, mit Gemälden von Paolo Veronese;
San Girolamo, mit dem Bilde dieses Heiligen von Guercino, u. a. Unter den weltlichen Gebäuden verdienen Erwähnung: das Kastell der Malatesta (jetzt Gefängnis), der Palazzo del Comune mit kleiner Gemäldegalerie, das neue Theater, [* 6] der Zirkus, der Uhrturm.
Die Stadt zählt (1881) 10,838, mit den Vorstädten 19,158 Einw.
Haupterwerbszweige sind: Fabrikation von Seide,
[* 7] Seidenwaren und Segeltuch, Schiffbau, Fischerei
[* 8] und Handel. An der Mündung der
kanalisierten Marecchia liegt der mit einem Leuchtturm versehene, hauptsächlich von Fischerbarken besuchte
Hafen. Unfern davon befinden sich die gut eingerichteten, stark besuchten Seebäder, mit der Stadt durch Tramway verbunden.
Oberhalb der Stadt liegt Verucchio, der Stammsitz der Malatesta. ist Sitz eines Bischofs, eines Tribunals und Handelsgerichts,
eines Hafenkapitanats, eines Hauptzollamts und einer Handelskammer; es hat ein Lyceum, ein Gymnasium, eine
technische und nautische Schule, eine Bibliothek (30,000 Bände), eine reichhaltige Naturaliensammlung und ein großes Krankenhaus.
[* 9] - Rimini
liegt an einem ebenso für Handel und Verkehr wie strategisch wichtigen Punkt, wie dies die Römer
[* 10] richtig erkannt hatten.
Hier endigt die Poebene, indem der Apennin ans Meer selbst herantritt, hier liegt demnach die Grenze von
Ober- und Mittelitalien, wie dies der Rubicon bezeichnete. Hier verzweigte sich die Flaminische Straße in die nordwärts führende
Küstenstraße und in die Via Ämilia. Zugleich war dieser Punkt der Anlage eines Hafens günstig. So wurde Ariminum, ursprünglich
Militärkolonie, Hauptstation der römischen Adriaflotte und bedeutender Handelsplatz. Damals lag
es dicht am Meer, das sich aber durch die Anschwemmungen der Flüsse
[* 11] von Rimini
entfernt hat, so daß seine Bedeutung als Seestadt
gesunken ist. Im Mittelalter war Rimini
im Besitz der Familie Malatesta, die es 1503 an die Venezianer verkaufte, welche es ihrerseits 1528 an
die Päpste verloren, zu deren Herrschaft es bis 1860 gehörte.
Vgl. Tonini, Storia Riminese (Rim. 1860, 2 Bde.).