Rießer,
Gabriel, geb. 2. April 1806 zu Hamburg von jüdischen Eltern, studierte in Heidelberg und Kiel die Rechte und begründete 1832 die Zeitschrift »Der Jude, periodische Blätter für Religions- und Gewissensfreiheit«. Für den badischen Landtag von 1833 arbeitete er eine Denkschrift im Interesse der Judenemanzipation aus. 1836 begab er sich nach Bockenheim bei Frankfurt a. M., wo er seine »Jüdischen Briefe« (Berl. 1840-42, 2 Hefte) schrieb. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg ward er hier zum öffentlichen Notar ernannt. Im März 1848 nahm er am
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Vorparlament zu Frankfurt teil. In der Nationalversammlung selbst erschien er als Vertreter des Herzogtums Lauenburg, wurde in den Verfassungsausschuß und zweimal auf kürzere Zeit zum Vizepräsidenten der Versammlung gewählt. Bei der Beratung der Grundrechte des deutschen Volkes verteidigte er mit Eifer die Gleichberechtigung der Juden. Mitglied der Gagernschen Partei, bildete er als begabter Redner bei mehreren der wichtigsten Fragen eine Hauptstütze derselben. Auch war er ein Mitglied der Deputation, welche Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone anbot. Auf dem Unionsreichstag in Erfurt verteidigte er den Liberalismus gegen die Angriffe der Gerlach-Stahlschen Partei. 1857 gab er das Notariat in seiner Vaterstadt auf, wurde aber 1859 als Obergerichtsrat in diese neukonstituierte Behörde gewählt und förderte noch als Vizepräsident der neuen Bürgerschaft den Ausbau der Verfassung; starb 22. April 1863. Vgl. M. Isler, Gabriel Rießers Leben (2. Aufl., Frankf. 1871); E. Lehmann, Gabriel ein Rechtsanwalt (Leipz. 1881).