Titel
Riedel,
1) August von, Maler, geb. zu Baireuth, Sohn des Baumeisters Karl Christian Riedel, bildete sich seit 1820 an der Münchener Akademie unter den beiden Langer und bekundete schon in seinen ersten Arbeiten ein ungewöhnliches koloristisches Talent, das er in Italien, wo er seit 1828 lebte, noch außerordentlich steigerte, zu einer Zeit, wo kaum noch ein andrer deutscher Künstler auf die Farbenwirkung Wert legte. Im Lauf der Jahre ward Riedel allerdings von dem modernen Realismus überholt, doch kann das sein ursprüngliches Verdienst nicht schmälern.
Von seinen zahlreichen, bisweilen nicht sehr sorgfältig gezeichneten, aber stets gewissenhaft durchgebildeten und durch Sonnenlichteffekte charakteristischen Gemälden sind die bekanntesten: Italienerin mit Tamburin, neapolitanische Fischerfamilie am Meeresufer (Neue Pinakothek in München), Judith (ebendaselbst), Mädchen aus der Umgebung von Neapel (ebendaselbst), Sakuntala, Medea, Albanerinnen (Berliner Nationalgalerie) und badende Mädchen (ebendaselbst), eins seiner Hauptwerke, das er mehrfach wiederholen mußte. Er war Professor an der Akademie San Luca zu Rom und starb daselbst.
2) Karl, Musikdirigent, geb. zu Kronenberg bei Elberfeld, war ursprünglich Seidenfärber, machte seine musikalischen Studien von 1849 bis 1852 am Konservatorium zu Leipzig und ließ sich dann als Lehrer des Klavierspiels und der Theorie daselbst nieder. Sein Hauptverdienst besteht in der Gründung (1854) und Leitung des nach ihm benannten gemachten Chorgesangvereins für geistliche Musik, welcher in seinen regelmäßigen Aufführungen nicht allein die anerkannten Tonschöpfungen eines Bach, Handel, Beethoven, sondern auch die besten kirchlichen Tonwerke der vorbachschen Zeit sowie der Gegenwart zur Geltung gebracht und infolgedessen eine wohlverdiente Berühmtheit erlangt hat.
Auch für die Litteratur des Chorgesanges hat Riedel Dankenswertes geleistet durch Veröffentlichung seiner »Bergischen Weihnachtslegenden« sowie durch Bearbeitung der Passionsmusiken von H. Schütz, der Weihnachtslieder von Prätorius, der altböhmischen Hussitenlieder, der Eccardschen »Preußischen Festlieder« u. a. Riedel starb in Leipzig. Er war auch Mitbegründer und Vorstand des Allgemeinen Deutschen Musikervereins und erhielt 1864 vom Herzog von Altenburg den Professortitel; 1883 wurde er von der Leipziger Universität zum Ehrendoktor ernannt.
3) Emil von, bayr. Minister, geb. zu Kurzenaltheim, besuchte das Gymnasium in Ansbach, studierte in München die Rechte, trat dann in
mehr
den bayrischen Staatsdienst, ward seit 1859 als Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern verwendet und zum Ministerialrat ernannt, 1872 bayrischer Bevollmächtigter beim Bundesrat, in dem er Mitglied der Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen war und an den gesetzgeberischen Arbeiten des Reichs hervorragenden Anteil nahm, und nach dem Rücktritt Berrs Finanzminister. Er veröffentlichte Erläuterungen des bayrischen Heimatgesetzes (5. Aufl., Nördling. 1881), des bayrischen Armengesetzes (3. Aufl., das. 1883) und des bayr. Polizeistrafgesetzbuches (3. Aufl., das. 1875); ferner »Die Reichsverfassungsurkunde und die wichtigsten Administrativgesetze des Deutschen Reichs« (das. 1871).