Richtungsk
örper.
Bei der Reifung der weiblichen
Zellen hat
man in neuerer Zeit einen ähnlichen
Vorgang wie bei der Zellteilung beobachtet, nämlich die
Ausdehnung
[* 2] des
Zellkerns zu einer von zwei
Polen begrenzten, spindelförmigen
[* 1]
Figur, von der die eine Polhälfte gänzlich aus der
Zelle
[* 3] hinausgedrängt und abgeschnürt wird. Man bezeichnet diesen der
Befruchtung
[* 4] vorausgehenden Vorgang als die Ausstoßung des Richtungsk
örpers und hat über die Bedeutung
desselben theoretisch sehr weitgehende
Vermutungen aufgestellt.
Die ältern Beobachter meinten, die
Eizelle sei ursprünglich hermaphroditisch und stoße
vor der
Befruchtung ihren männlichen
Anteil heraus; andre stellten die vielleicht wahrscheinlichere Meinung auf, daß sich das
Ei
[* 5] durch diese Ausstoßung eines
materiellen Teils gewissermaßen reinige und
verjünge, um als wirkliche
Ur- oder Anfangszelle die Neuentwickelung
von unten auf beginnen zu können. Aber da diese Ausstoßung auch bei
Eiern, die sich ohne
Befruchtung entwickeln (s.
Parthenogenese),
eintritt und bei zur
Befruchtung bestimmten
Eiern zwei Richtungsk
örper ausgestoßen werden, so hat
Weismann die
Ansicht aufgestellt, der
Vorgang stehe in ganz bestimmter Beziehung zur
Vererbung und bedinge die Variabilität der Organismen, die eben von dieser
Entfernung gewisser Teile und
Eigenschaften aus dem elterlichen
Plasma abhänge. Die
Hypothese ist indessen auf starken
Widerspruch
gestoßen.
Vgl.
Weismann, Über die Zahl der Richtungsk
örper und ihre Bedeutung für die
Vererbung
(Jena
[* 6] 1887);
Weismann und Ischikawa, Über die Bildung der in tierischen Eiern (Freiburg [* 7] 1887).