künstlerische Form, und in dieser Hinsicht kann keins seiner Werke als vollendet gelten. Ein charakteristischer
Beweis dafür
ist auch, daß er nie im stande war, seine
Poesie in feste metrische Form zu fassen. Hiermit hängt zusammen der übertriebene
Gebrauch, den er von seiner umfassenden und mannigfaltigen Gelehrsamkeit macht, das Übermaß in Anwendung
von Bildern, wo der Witz sich nicht selten auf Unkosten des Gefühls geltend macht, die unbefangene Harmlosigkeit, mit der
er seine Gedankenspäne ausschüttet. Von
Komposition hat er keinen
Begriff; selbst sein
Geschmack ist sehr unsicher; er gefällt
sich in Schrullen und
Capricen. Am besten gelungen sind ihm kleine idyllisch-humoristische
Bilder.
Von R.s humoristischen
Dichtungen sind noch zu erwähnen: «Dr. Katzenbergers Badereise» (3 Bde.,
Heidelb. 1809; hg. von O. Sievers in der
«Bibliothek der deutschen Nationallitteratur des 18. und 19. Jahrh.», Lpz.
1879),
«Des Feldpredigers Schmelzle
Reise nach Flätz» (Tüb. 1809),
«Der
Komet, oderNikolaus
Marggraf» (3 Bde., Berl. 1820-22).
Werke philos.
Inhalts sind die «Vorschule der Ästhetik» (3 Bde.,
Hamb. 1804; 2. Aufl., Tüb. 1813) und
«Levana oder Erziehungslehre» (2 Bde.,
Braunschw. 1807; 4. aus dem litterar. Nachlaß vermehrte Aufl.,
Stuttg. 1861; vgl. O.Kayser,
Edelsteine
[* 3] aus
JeanPauls Levana, Lpz. 1879). In Rücksicht auf Zeitereignisse
schrieb er die «Friedenspredigt an
Deutschland»
[* 4] (Heidelb. 1808),
«Mars
[* 5] und
Phöbus'
Thronwechsel im J. 1814» (ebd. 1814) und «Polit. Fastenpredigten»
(Stuttg. und Tüb. 1817),
in denen er in seiner
Weise strafte, tröstete und erhob. Die Sammlung seiner «Sämtlichen»
Werke", die er kurz vor seinem
Tode vorbereitete, umfaßt 65
Bände (Berl. 1826-38 u. ö.). Dazu kommen
noch «Polit. Nachklänge» (hg. von E. Förster, Heidelb.
1832),
«Der Papierdrache», sein letztes Werk (hg. von E. Förster, 2 Bde.;
Frankf. 1845),
«R.s Briefwechsel mit seinem Freunde
Chr.
Otto» (4 Bde., Berl. 1829-33),
«JeanPaulsBriefe
an eine Jugendfreundin» [RenataOtto] (hg. von J. Fr. Täglichsbeck, Brandenb. 1858),
«Briefe von Charlotte von Kalb an
JeanPaul» (hg. von P. Nerrlich, Berl. 1882),
«Denkwürdigkeiten aus dem Leben R.s» (hg. von E. Förster, 4 Bde.,
wovon drei nur
Briefe enthalten,
Münch. 1863). Eine vollständige
Ausgabe seiner Werke mit einer
Biographie
von Gottschall erschien in 60
Teilen (Berl. 1879),
in 6
Bänden von Nerrlich (in Kürschners
«Deutscher Nationallitteratur», Stuttg. 1883-88).
Einen
Schlüssel zur tiefern Einsicht in das Wesen dieses Schriftstellers gewährt das von ihm selbst
begonnene, dann aus seinen Papieren,
Briefen und mündlichen Überlieferungen von
Chr.
Otto und E. Förster fortgesetzte Werk
«Wahrheit aus
JeanPauls Leben» (8 Bdchn., Bresl. 1826-33). Außerdem vgl.
Spazier,
Jean PaulFriedrichRichter, ein biogr. Kommentar zu dessen Werken (5 Bde.,
Lpz. 1833);
Nerrlich,
Jean Paul und seine Zeitgenossen (Berl. 1876);
ders.,
Jean Paul, sein Leben und seine
Werke (ebd. 1890);
Ludwig,
Maler, geb. zu
Dresden,
[* 6] erhielt den ersten künstlerischen Unterricht
durch seinenVaterKarlAugustRichter, einen geschickten Kupferstecher im landschaftlichen Fache. Der Sohn sollte ebenfalls Kupferstecher
werden, erhob sich aber bald zur künstlerischen Selbständigkeit, bestärkt durch Vorbilder
Chodowieckis und gefördert durch
die Landschaftsmaler
Dahl und
Friedrich. Von einer 1820 mit dem Fürsten Narischkin unternommenen
Reise durch
Frankreich im
Sommer 1821 nach
Dresden zurückgekehrt, erhielt er durch den dortigen Buchhändler
Arnold die
Mittel zu mehrjährigem Aufenthalt
in
Italien,
[* 7] wo er sich 1823-26 unter dem Einfluß Jos.
Ant. Kochs und J. Schnorrs ausbildete und bereits 1824 mit einem
Bilde
des
Watzmann Erfolg hatte.
Sein nächstes Ziel wurde die bedeutendere Belebung der Landschaft durch die menschliche Gestalt. Aus
dieser
Richtung ging eine innige Verschmelzung von
Genre und Landschaft hervor. Großenteils sind die Gegenstände dem ital.
Naturleben entnommen; manche gehören aber auch dem deutschen Leben an. Aus dieser Zeit stammt Rocca di
Mezzo (1825) und
Thal
[* 8] bei
Amalfi mit Aussicht auf den Golf von Salerno (1826; beide im Museum zu
Leipzig.
[* 9]
VonRichter selbst radiert).
Richter war 1828 nach Meißen
[* 10] übergesiedelt, um als
Lehrer an der mit der Porzellanmanufaktur verbundenen Zeichenschule zu wirken;
in dieser Zeit hauptsächlich mit Radierungen nach seinen ital.
Studien beschäftigt, malte er als Ergebnis einer Elbthalfahrt
das
Bild Ruine Schreckenstein (1835; Museum in
Leipzig. 1837;
Galerie zu
Dresden),
Ariccia und Civitella (für
Herrn von Quandt). Nach Aufhebung der Meißner Zeichenschule 1836 lebte er dauernd in
Dresden und widmete sich neben der Thätigkeit
als
Lehrer der Landschaftsmalerei an der Kunstakademie und neben der Ausführung von Gemälden, wie: Landschaft im Riesengebirge
(1839; Nationalgalerie zu
Berlin),
[* 11] Landleute im Gebet (1842), Erntezug in der röm.
Campagna (1843; letztere
beide im Museum zu
Leipzig), seit 1841 mit Vorliebe der bildlichen Bearbeitung der deutschen Volksdichtungen.
Einigen frühern Radierungen, wie
Rübezahl und Genoveva, folgten viele ansprechende
Blätter zum «Malerischen und romantischen
Deutschland», denen sich Holzschnitte für
Märchen, Legenden u. s. w. anschlossen. Mit dieser Thätigkeit
erreichte Richter erst seine Bedeutung als gemütvoller Schilderer idyllischer Scenen aus dem Volksleben. Dabei hat
er das große Verdienst, den Holzschnitt nach dem Vorbilde
Dürers auf seine ursprüngliche Einfachheit zurückgeführt zu
haben. Es entstanden: 1838
Bilder zu den
«DeutschenVolksbüchern», hg. von
Marbach, 1840 zu Dullers «Geschichte
des deutschen
Volks», 1841 zum «Landprediger von
Wakefield», 1842 zu
Musäus' «Volksmärchen» und zu
Nieritz'
«Kalender», 1844 und 1846 zu
den
«Studenten- und Volksliedern»;
1853 das illustrierte Bechsteinsche «Märchenbuch», 1851-55 «Beschauliches
und Erbauliches»
(Probe daraus s.
Tafel:
Deutsche Kunst
[* 12] VII,
[* 1]
Fig. 6) und das «Goethe-Album», 1855 «Christenfreude», 1856 das
Vaterunser, 1857 die
Bilder zu
Schillers«Glocke», 1858-61 die vier Hefte «Fürs Haus», 1860 «Der
gute Hirt», 1861 der
Sonntag, 1862 Es war einmal, 1864 der
NeueStrauß,
[* 13] 1866
Unser täglich
Brot,
[* 14]
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