Titel
Richardson
1) Samuel, engl. Romandichter, geb. 1689 in der Grafschaft Derby, wurde Buchdrucker, etablierte sich in London [* 2] und betrat die schriftstellerische Laufbahn mit seinem moralischen Roman »Pamela« (Lond. 1740, 4 Bde.; deutsch, Liegn. 1772),
dem »Clarissa Harlowe« (Lond. 1748, 8 Bde.;
neue Ausg. von
Dallas, 1868, 3 Bde.; deutsch, Leipz.
1790-93, 16 Bde.; im
Auszug deutsch von
Bode, das. 1846, 3 Bde.)
und der schwächere
»Sir
Charles
Grandison« (Lond. 1753, 6 Bde.;
deutsch, Leipz. 1780, 7 Bde.) folgten.
Richardson
starb Seine Werke erschienen in 20
Bänden (Lond. 1783).
Christian F.
Weiße bildete aus ihnen eine Tugendlehre,
was bei der ausgesprochenen moralischen
Tendenz derselben allerdings nahelag. Zum Vorwurf aber macht man
ihnen, daß sie (entschieden im
Geiste des
Zeitalters) das
Laster nicht minder anschaulich und umständlich schildern als die
Tugend.
Beides stimmt zwar sehr wohl zu dem bis ins Einzelne und
Kleine durchgeführte
Realismus; dem modernen
Leser aber wird die große
Breite
[* 3] Richardsons
ebenso abstoßend wie seine übergroße, aber das
Zeitalter treu widerspiegelnde
Sentimentalität
unverständlich bleiben.
Indes hat Richardson
mit seinen Familienromanen eine neue
Bahn gebrochen. Menschenkenntnis, besonders tiefes
Eindringen in die Eigentümlichkeiten des weiblichen
Geschlechts, die zarteste
Empfänglichkeit für alle sittlichen
Eindrücke
und ein großes Darstellungstalent sind ihm nicht abzusprechen. In
Deutschland
[* 4] wies insbesondere
Lessing in ausführlichen
Rezensionen in der
Berliner
[* 5] »Vossischen
Zeitung« auf hin und empfahl der deutschen
Nation die
Lektüre seiner
Romane als Gegengewicht
gegen die leichte
Ware der damaligen französischen Tageslitteratur, die zumal in
Berlin
[* 6] nur allzusehr den
Geschmack beeinflußte.
Vgl.
Barbauld, Correspondence of
Sam. Richardson
(Lond. 1804, 6 Bde.);
E.
Schmidt, Richardson
,
Rousseau und
Goethe
(Jena
[* 7] 1875).
2) Sir John, Reisender im arktischen Amerika, [* 8] geb. zu Dumfries in Schottland, studierte zu Glasgow [* 9] Medizin, trat als Wundarzt in die britische Marine, begleitete 1819-22 und 1825-27 Franklin auf dessen Expeditionen zur Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt und legte die hier gemachten naturhistorischen Beobachtungen in seiner »Fauna boreali-americana« (Lond. 1829-37, 4 Bde.) nieder. Er wurde 1840 zum Inspektor des Marinehospitals ernannt und unternahm 1848-49 zur Aufsuchung Franklins mit Rae (s. d.) eine Reise in Booten auf dem Mackenziefluß und zu Land nach Kap Krusenstern und Wollastonland, die über die physikalischen Verhältnisse Nordamerikas viele interessante Aufschlüsse gab. Seit 1857 in Ruhestand, starb er in Grasmere. Von seinen Werken sind noch zu erwähnen: »Boat-voyage through Rupert's Land« (Lond. 1851, 2 Bde.) und »The Polar regions« (1861).
Vgl.
Mac Ilraith, Life of
Sir
John Richardson
(Lond. 1868).
3) James, Afrikareisender, geb. in Schottland, war lange als Missionär thätig und trat von Marokko [* 10] aus 1845 eine Reise durch die Große Wüste an. Nachdem er darauf eine Zeitlang als Redakteur einer Zeitschrift in Malta gelebt hatte, unternahm er von Tripolis aus von neuem eine Reise in die Sahara, ging nach Ghadames, drang als erster Europäer bis Ghat vor und langte nach neunmonatlicher sehr beschwerlicher Reise über Fezzan glücklich wieder in Tripolis an. 1850 war er Begleiter von Barth und Overweg auf ihrer bekannten Entdeckungsreise, starb aber schon in Ungurutua, einem sechs Tagereisen von Kuka entfernten Dorf. Seine Reisetagebücher erschienen unter den Titeln: »Travels in the great desert of Sahara« (Lond. 1847, 2 Bde.),
»Narrative of a mission to Central-Africa« (das. 1853, 2 Bde.) und »Travels in Marocco« (das. 1859, 2 Bde.).