Rhizom
[* 1] (griech., Wurzelstock, auch Grundachse oder Erdstamm), bei den perennierenden Kräutern derjenige unterirdische oder auch wohl in der Nähe der Bodenoberfläche befindliche, den Winter überdauernde Teil der Pflanze, welcher, obgleich wurzelähnlich und im gemeinen Leben daher mit zur Wurzel [* 3] gerechnet, doch den Charakter eines Stengelorgans hat, indem er sich stets aus dem über den Kotyledonen befindlichen Teil der Achse entwickelt u. mit meist schuppen- oder scheidenförmigen Niederblättern oder deren Narben versehen ist. Er bildet daher hauptsächlich die Niederblattregion d. Stengels; aus seinen End- od. Seitenknospen entwickeln sich die mit den Laubblättern besetzten oberirdischen Triebe. Außerdem ist er entweder überall oder nur an seinen Knoten mit Nebenwurzeln besetzt [* 1] (Fig. 1). Bei allen perennierenden Kräutern, die keine Pfahlwurzel behalten, und soweit diese nicht eine Zwiebel
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Rhizom
von
Primula elatior.]
¶
mehr
oder Knolle bilden, entwickelt sich der unterirdische Teil als Rhizom.
Bei vielen Pflanzen kriecht es horizontal im Boden und erreicht
oft beträchtliche Länge, z. B. bei Convallaria multiflora
[* 4]
(Fig. 2) und besonders bei der Quecke, Triticum repens
[* 4]
(Fig. 3);
bisweilen haben dann seine Zweige die Neigung, ähnlich wie Wurzeln schief abwärts zu wachsen, wodurch
das Rhizom
sich selbst in das Erdreich vertieft (Ackerschachtelhalm). Bei andern Pflanzen steht es gerade oder schief oder in unregelmäßigen
Krümmungen aufrecht im Boden; hier ist es kurz, wächst äußerst langsam in die Länge, nur um mit der Erhöhung der Bodenschicht
Schritt zu halten, aber dafür verdickt es sich oft oder bestockt sich durch Zweige um so stärker.
Bei vielen Pflanzen ist das Rhizom
mehr oder minder reich verzweigt, und dann entwickelt meist jeder Zweig an seiner Spitze zu gewisser
Zeit einen oberirdischen Sproß. Bisweilen ist es scheinbar unverzweigt, aber dann gewöhnlich als Sympodium (s. d.) entwickelt,
indem seine Endknospe als oberirdische Sproß aufwächst, während eine Seitenknospe das in der frühern
Richtung fortbildet. Stets sterben die ältesten Teile des Wurzelstocks in dem Maß ab, als er sich an seiner Spitze verjüngt.
Daher erreicht er auch nach einer langen Reihe von Jahren doch nicht, wie andre vieljährige Stengelorgane,
stetig größere Dimensionen; er ist nur inzwischen ein andrer geworden. Rhizoma
(Radix). Calami, Kalmuswurzel;
Rhizom
(Radix) Caricis,
rote Quecke, Sandriedgraswurzel;
Rhizom
(Radix) Chinae, Chinawurzel;
Rhizom
(Radix) Curcumae, Kurkuma;
Rhizom
(Radix) Filicis, Rhizom
maris, Wurmfarnwurzel;
Rhizom
(Radix) Galangae, Galgant;
Rhizom
(Radix) Graminis, Queckenwurzel;
Rhizom
(Radix) Imperatoriae, Meisterwurzel;
Rhizom
(Radix) Iridis, I.
florentinae, Veilchenwurzel;
Rhizom
(Radix) Tormentillae, Tormentillwurzel;
Rhizom
(Radix) Veratri, V. albi, Hellebori albi, weiße Nieswurzel;
Rhizom
(Radix) Zedoariae, Zitwerwurzel;
Rhizom
(Radix) Zingiberis, Ingwer.
[* 4]
^[Abb.: Fig. 2. Rhizom
von Convallaria multiflora.
Fig. 3. Rhizom von Triticum repens.]