2) EhemaligeBenediktinerabtei im schweizer. Kanton Zürich,
[* 4] auf einer
Insel im
Rhein, 778 gegründet, 1862 aufgehoben und in ein kantonales
Asyl für Gemütskranke und Gebrechliche umgewandelt.
Eine
Brücke
[* 5] verbindet die Klosterinsel mit dem Dorf
Rheinau, das mit dem
Kloster 1280 Einw. zählt.
(Kt. Zürich,
Bez. Andelfingen).
355-394 m. Gem. und Pfarrdorf auf der kleinern der von einer grossen Schlinge des Rhein gebildeten zwei
Halbinseln, deren grössere, «der Schwaben» geheissen,
zum Grossherzogtum Baden gehört. An der Strasse Marthalen-Jestetten und 2 km sö. der badischen Station Altenburg-Rheinau der
Linie ZürichEglisau-Schaffhausen. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Marthalen, Zollamt. Gemeinde, zusammen mit der
Anstalt: 120 Häuser, 1454 Ew. (wovon 837 Katholiken und 616 Reformierte); Dorf: 103 Häuser, 628 Ew. Acker-
und Weinbau; wohlbekannt sind der Rheinauer «Klosterwein» und der an den
Hängen sw. vom Dorf wachsende «Korbwein».
Der Rhein fliesst hier wie fast überall auf der ganzen Strecke SchaffhausenBasel
in einem 30-40 m tiefen Bett, das er sich in die fluvioglazialen
Niederterrassenschotter eingeschnitten hat. Refugium; Festungsanlagen aus der Bronzezeit; Funde von Münzen
aus der Eisenzeit. Römischer Wachtturm (specula)am Rhein zwischen Rheinau und Ellikon. Einzelfund aus der Römerzeit. Alemannensiedelung.
853: Rinaugia;
858: Rinauwa;
1243: Rinouwe;
1280: Rinouw. Auf einer Insel im Rhein liegt in 357 m die berühmte ehemalige Benediktinerabtei
Rheinau, deren Gründungszeit unbekannt ist, die aber schon 925, als sie von den ins Land eingefallenen
Ungarn zerstört wurde, in Blüte stand.
Bald nachher wieder aufgebaut, erfreute sie sich unter den Königen aus sächsischem
und aus salischem Haus der Reichsunmittelbarkeit, worauf sie später der Reihe nach unter die Kastvogtei der Grafen von Rheinfelden,
von Lenzburg und von Habsburg-Laufenburg kam. Graf Rudolf von Lenzburg erhob 1126 Rheinau zur Stadt, die
er mit Mauern und Gräben umgab und in deren Nähe er wahrscheinlich auch eine Veste erbaute. Während der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts hatte die unterdessen den Grafen von Sulz zugefallene
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Stadt unter der Gewalttätigkeit ihrer neuen Herren stark zu leiden, bis sich 1449 Bürger und Mönche empörten und die feste
Burg gänzlich zerstörten. 1455 stellte sich dann Rheinau unter den Schutz der Eidgenossen, welches Verhältnis bis 1798 dauerte.
Alle das Kloster betreffenden politischen, diplomatischen und Hoheitsfragen wurden von der Tagsatzung
erledigt. Zur Zeit der Reformation kam das Kloster für einige Zeit unter weltliche Verwaltung, wurde aber nach dem zweiten
Kappelerkrieg wieder hergestellt. Im 18. Jahrhundert entfaltete sein Propst und Archivar Moritz Hohenbaum van der Meer eine
umfangreiche gelehrte Tätigkeit und schrieb u. a. 1778 eine KurzeGeschichte der tausendjährigen Stiftungdesfreyeximierten Gotteshauses Rheinau.
Das Kloster besass im nördl. Kanton Zürich,
in Schaffhausen
und Thurgau,
sowie in Süddeutschland umfangreichen Grundbesitz und zahlreiche Hoheitsrechte. Zu
Beginn der helvetischen Umwälzung flüchteten sich Abt und ein Teil der Konventualen mit den wertvollsten Klosterschätzen
über den Rhein nach Jestetten und später ins SchlossOftringen 1798 wurden die Klostergüter säkularisiert
und 1799 das Kloster aufgehoben, wobei um die Teilung zwischen Zürich,
Schaffhausen
und Thurgau
Streitigkeiten entstanden.
Die Mediationsakte stellte dann das Kloster wieder her und teilte es dem Kanton Zürich
zu. Abt und Konventualen kehrten zurück. Aber
schon 1836 übernahm der Staat Zürich
die Verwaltung des Klosters, untersagte die Aufnahme von Novizen und hob
es dann 1862 endgiltig auf. Der letzte Abt war Leodegar Ineichen von Urswil. 1867 wandelte man den alten Bau in eine Pflegeanstalt
für unheilbare Geisteskranke um, die zuerst mit 458 Pfleglingen bezogen wurde. Seither hat sich die Zahl der Kranken Jahr
für Jahr gesteigert, und es blieb die Anstalt trotz Neubauten und Erweiterungen immer überfüllt. So
wurde dann 1898 der Bau einer neuen Anstalt etwa 800 m weiter nach S. (395 m über Meer) beschlossen, die 1901 mit 4 Pavillons
eröffnet werden konnte. 1903 betrug der Bestand der beiden Anstalten zusammen 940 Kranke und 105 Wärter
und Wärterinnen. Die Anstalt hat einen grossen, 151 ha umfassenden landwirtschaftlichen Betrieb mit viel Acker-, Wies- und
Rebland, sowie mit 13 Pferden, 71 Stück Rindvieh und 69 Schweinen. Dieser Betrieb liefert einerseits einen grossen Teil
der Lebensmittel für die Anstalt und gibt andererseits erwünschte Gelegenheit, einem Teil der Pfleglinge
geeignete Arbeit zu verschaffen. Die Klosterkirche beherbergt heute noch eine Anzahl von historischen Schätzen.
Bibliographie:
Van
der Meer, Moritz Hohenbaum. KurzeGeschichte des Gotteshauses Rheinau. Donaueschingen 1778;
Revolution.Zürich
1895; Rahn, J. Rud. Die letzten Tage desKlostersRheinau (in der Neuen Zürcher Zeitung 1896, 201 ff.); Dändliker, C. WieRheinau zürcherisch wurde (in der Schweizer. Rundschau. Juni 1891); Meyer von Knonau, Ger. Kartular vonRheinau (im Urkundenbuch der Stadt und LandschaftZürich.
I); Waldburger, Aug. Rheinau und die Reformation (im Jahrbuch für SchweizerGeschichte. 1900); Rothenhäusler E. Das alte Konventgebäude zu Rheinau (im Anzeiger für schweizer. Altertumskunde. 1900).
521-515 m. So nennt man den ganzen 4,5 km langen und
400-800 m breiten, mit Buschwerk bewachsenen Uferstrich des Rhein von der Mündung der Tamina an aufwärts bis zur Grenze gegen
den Kanton Graubünden.
Der Name Rheinau kehrt am Rhein noch mehrfach wieder und bezeichnet sowohl das Ufer selbst als auch
kleine, mit Gestrüpp und Gras überwachsene Kiesinseln, die hie und da als Weide für Kleinvieh benutzt werden.