mehr
liegenden Schotter bezeichnet man als Deckenschotter, während man die beiden andern Schottermassen nach ihrer Höhenlage als Nieder- und Hochterrassenschotter unterscheidet. (Vergl. darüber den Art. Schweizerisches Mittelland).
Beim Einschneiden in diese Schotter haben die Flüsse nicht immer wieder ihre ursprüngliche Bahn gefunden. Es kamen vielmehr
häufig Flussverlegungen vor. So wurde bereits erwähnt, dass der Rhein
einmal gegen Ulm abgeflossen
sein mag. Das wird zur Zeit der ersten grossen Vergletscherung und der ersten Interglazialzeit gewesen sein. Ein zweiter
Abfluss des damaligen Gletschers muss aber auch aus der Gegend von Schaffhausen
durch den
Klettgau gegen Waldshut gegangen sein, denn auch
im
Klettgau finden sich die verschiedenen Schottermassen, wodurch dieses Thal als ein altes
Rheinthal gekennzeichnet
wird.
Die eiszeitlichen
Gletscher müssen ja bei ihrer gewaltigen Ausdehnung und bei dem Umstand, dass namentlich die ältern dieser
Gletscher noch nicht
in enge
Thäler eingezwängt waren, sondern über noch wenig durchthalte Flächen sich ausbreiteten, mehrere
Abflüsse gehabt haben. Von einer bestimmten Zeit an hörte dann der Ulmerabfluss auf, und es ergoss
sich der ganze Rhein
durch den
Klettgau (wohl von der zweiten Interglazialzeit, d. h. der Zeit zwischen der Ablagerung des
obern und des untern Deckenschotters an).
Noch später verlegte der Rhein seine Marschroute in das Rafzerfeld und endlich in seine jetzige Rinne zwischen Irchel und Buchberg. Die im jetzigen Rheinbett unterhalb Waldshut noch vorkommenden Klippen und Stromschnellen, die sogen. «Laufen», deuten ferner an, dass auch dort der gegenwärtige Rhein nicht überall seine frühere, vor der Ablagerung der Niederterrassenschotter innegehabte Flussrinne wieder gefunden hat, sondern bald rechts, bald links etwas davon abgewichen ist.
Und wo er die Niederterrassenschotter noch nicht völlig durchschnitten und daher die Felsunterlage noch nicht erreicht hat, kann er auch die schon einmal innegehabte Tiefe noch nicht wieder erreicht haben. Die geologische Geschichte des Rheins zeigt also, dass dieser Fluss auch unterhalb des Bodensees mancherlei Veränderungen unterworfen gewesen ist, ähnlich wie wir dies auch für den alpinen Teil desselben erkannt haben. Auch für die Flüsse und deren Rinnen gibt es keine Stabilität, auch da heisst es: Alles ist Leben und alles Bewegung.
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Wasserverhältnisse der Schweiz;
Das Rheingebiet von den Quellen bis zur Taminamündung;
hrsg. vom eidg. hydrometr.
Bureau in Bern. Abt. 1-3 (4 Bände). Bern 1896-1904. - Dazu verschiedene Privatmitteilungen (gedruckte und ungedruckte) des Eidg. hydrometr. Bureaus in Bern und des Rheinbaubureaus in Rorschach.
[Dr Ed. Imhof.]