Rhapsoden
,
bei den Griechen diejenigen, welche eigne wie fremde
Dichtungen öffentlich vortrugen. Der
Vortrag war ursprünglich
ein gesangartiger und mit musikalischer
Begleitung auf der
Lyra
[* 2] verbunden; mit der
Ausbildung der lyrischen
Poesie seit
Terpandros
kam zunächst das Saitenspiel in Wegfall, und auch der
Vortrag gestaltete sich allmählich zur einfachen
Deklamation, bei der der Rhapsode einen Lorbeerzweig in der
Hand
[* 3] hielt. Gegenstand des
Vortrags waren wenn auch nicht ausschließlich,
doch vorzugsweise die epischen
Dichtungen, vor allen die des
Homer, die ihre Verbreitung unter den Griechen in erster
Reihe
den Rhapsoden
verdankten.
Denn wie die alten Sänger zogen diese von Ort zu Ort, um sich an Fürstenhöfen und vor Festversammlungen hören zu lassen; eine besondere Gelegenheit, ihre Kunst in gegenseitigem Wettkampf um einen ausgesetzten Preis zu zeigen, boten ihnen die in manchen Städten, namentlich aber in Athen, [* 4] angeordneten öffentlichen Vorträge der Homerischen Gesänge. Weil diesen ihre Thätigkeit allezeit vorzugsweise zugewendet war, hießen sie auch Homeriden oder Homeristen (vgl. auch Homeros).
Allmählich sank die hohe
Achtung, in der sie ursprünglich standen, als die meisten ihre
Kunst nur handwerksmäßig und rein
mechanisch übten; doch bestanden die Wettkämpfe weit über die klassische Zeit hinaus, und auch bei Gastmählern
und andern Anlässen pflegte man Rhapsoden
noch lange hinzuzuziehen. In jüngster Zeit ist der
Ausdruck auf die modernen
Pfleger der
Rezitationskunst, wie
Jordan,
Türschmann u. a., angewendet worden.
Vgl. Kreuser, Homerische Rhapsoden
(Köln
[* 5] 1833);
Jordan, Das Kunstgesetz Homers und die Rhapsodik (Frankf. 1869).