Rhamnus
L.
(Kreuzdorn,
Wegdorn),
Gattung aus der
Familie der
Rhamnaceen,
Bäume oder
Sträucher mit oft dornig endenden
Zweigen,
wechsel-, bisweilen fast gegenständigen, gestielten, ganzen, bisweilen
bleibenden Blättern, kleinen, gehäuft achselständigen,
meist gelblichgrünen
Blüten und oft trocken werdender
Steinfrucht mit 2-4
Kernen. Rhamnus
alaternus L. (immergrüner
Kreuzdorn), ein bis 6 m hoher, dornenloser
Strauch in Südeuropa, mit eirund elliptischen, lederartigen, glatten, immergrünen
Blättern und unansehnlichen weißen
Blüten in kurzen
Trauben, wird in
England und
Frankreich als Heckenpflanze, bei uns mit
goldgelb und weiß umrandeten oder gefleckten Blättern in Kalthäusern kultiviert.
Einige kleine
Arten, wie Rhamnus
rupestris
Scop., in
Illyrien,
Istrien
[* 2] und der europäischen Türkei,
[* 3] Rhamnus
pumila L., in
Mittel- und
Südeuropa, und Rhamnus
alpina L., sind Gebirgssträucher, welche anliegend die
Felsen überziehen und auch in
Gärten kultiviert
werden. Rhamnus
cathartica L. (Purgierwegdorn, gemeiner
Kreuzdorn,
Hirschdorn,
Amselbeere,
Rainbeere) ist ein
dorniger, etwa 3 m hoher
Strauch fast in ganz
Europa
[* 4] und Nordasien, mit gegenständigen, eirunden oder breit elliptischen,
kerbig gesägten Blättern und gebüschelten, kleinen, gelbgrünen
Blüten.
Die grünlichschwarzen Beeren (Baccae spinae cervinae, Kreuz-, Stech-, Grün-, Farbebeeren) schmecken süßlich, später widrig bitter, enthalten im Fruchtsaft einen Bitterstoff, Rhamnokathartin, und Rhamnin, welches durch Kochen mit verdünnten Säuren in Zucker [* 5] und Rhamnetin gespalten wird. Letzteres findet sich auch in den unreifen Früchten und bedingt deren Färbevermögen. Sie sind ein zumal unter den Landleuten beliebtes Abführmittel; namentlich ist der daraus bereitete sogen. Haussirup (Sirupus Rhamni catharticae s. domesticus s. spinae cervinae) als mildes Abführmittel in Gebrauch.
Die unreifen
Beeren bilden einen Teil der in den
Handel kommenden
Gelbbeeren (s. d.). Aus dem Saft reifer
Beeren bereitet man
das sogen.
Blasen-,
Beer- oder
Saftgrün
(Succus viridis), aus den überreifen
Beeren dagegen eine rote
Farbe, während die
Rinde
zum
Gelb- und
Braunfärben verwendet wird. Das
Holz
[* 6] dient zu
Furnier- und Drechslerarbeiten. Rhamnus
Frangula L.
(Faulbaum,
Zapfenholz) ist ein etwa 3 m hoher, unbewehrter
Strauch in
Europa, dem
Orient und Nordasien, mit wechselständigen,
umgekehrt eirunden oder länglichen, ganzrandigen Blättern, unscheinbaren
Blüten und auf ganz flacher Kelchbasis sitzenden,
anfangs gelben, dann roten, zuletzt schwarzblauen
Beeren.
Die
Rinde
(Cortex
Frangulae,
Faulbaum-,
Hundsbaum-,
Lausbaumrinde) ist als Abführmittel im
Gebrauch. Auch die
Beeren (vulgo Scheißbeeren) sind ein sehr gewöhnliches
Purgiermittel.
Rinde,
Blätter u.
Beeren enthalten einen gelben
Farbstoff
(Rhamnoxanthin) und einen der Kathartinsäure ähnlichen, purgierend wirkenden
Stoff, das
Avornin. Das
Holz gibt eine vorzügliche
Kohle zu
Schießpulver.
[* 7] Rhamnus
infectoria
L. ist ein niedriger, sehr ästiger
Strauch in Südeuropa und
Vorderasien,
mit gabelständigen
Dornen, elliptischen, mehr oder weniger gegenüberstehenden, klein gesägten Blättern und auf der bleibenden,
ganz flachen
Basis des
Kelchs sitzenden
Beeren, welche, unreif gesammelt, als
Gelbbeeren (s. d.) in den
Handel kommen. Rhamnus
saxatilis
L., ein meist niedriger, oft dorniger
Strauch in Südeuropa, den
Alpen
[* 8] und
Ungarn,
[* 9] mit fast gegenüberstehenden,
länglichen, seltener eirunden, klein gesägten Blättern, grünlichgelbe
Blüten und dunkel fahlgelben
Früchten, liefert
ebenfalls
Gelbbeeren.
Rhamnus
Purshiana
Dec., 3 m hoher
Strauch mit länglich lanzettlichen, gezahnten Blättern und zahlreichen
Blüten auf gemeinschaftlichem Stiel, in Nordwestamerika, liefert
¶
mehr
eine purgierend wirkende Rinde, aus welcher ein Fluidextrakt (Extractum Cascara sagrada) dargestellt wird.
Rhamnus
chlorophorus
Ldl. und Rhamnus
utilis Decsn.
liefern das Chinesisch Grün.