Rhätien
,
s. Rätien.
Rhätien
19 Wörter, 143 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Rhätien,
s. Rätien.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
(Hohen) (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg, Kreis Domleschg, Gem. Sils).
Burgruine. S. den Art. Hohenrætien. ¶
(Raetia), altröm. Provinz seit 15 v. Chr., im N. bis an und über die Donau reichend (mit Einschluß des von Kelten bewohnten Vindelizien), westlich vom Lande der Helvetier in Gallien, südlich von Gallia cisalpina und im O. von Venetia und Noricum begrenzt, also das heutige Graubünden, Tirol, [* 3] den Süden von Bayern, [* 4] den Osten von Württemberg [* 5] und die italienischen Alpen [* 6] umfassend (s. Karte »Germanien«). [* 7] Letztere wurden schon durch Augustus mit Italien [* 8] vereinigt.
Nun ging die Südgrenze, das Thal [* 9] der Rienz anschließend, über Brixen, Meran, [* 10] nördlich von Chiavenna, über den St. Gotthard und den Kamm der Lepontinischen und Penninischen Alpen; die Westgrenze schloß das ganze Schweizer Hochgebirge und den Bodensee ein. Unter Diokletian wurde Rätien geteilt in Raetia prima im S., mit der Hauptstadt Curia (Chur), [* 11] und Raetia secunda im N.; die genaue Grenze zwischen beiden ist nicht nachzuweisen. Das Land enthielt die Quellen fast aller Oberitalien [* 12] durchfließenden Alpenflüsse, des Addua, Ticinus, Ollius, Clusius, Mincius, Athesis (Etsch) mit dem Nebenfluß Isarcus (Eisack), sodann den ganzen Änus (Inn).
Auch die nördlichen Spitzen der Seen Oberitaliens, des Lacus Verbanus, Larius und Benacus, sowie der ganze Lacus Venetus (Bodensee) fallen noch nach in seiner weitesten Ausdehnung. [* 13] Die Rätier waren ein wildes, räuberisches Gebirgsvolk, welches den Angriffen der Römer, [* 14] denen es erst im 2. Jahrh. v. Chr. bekannt ward, den tapfersten Widerstand entgegensetzte, aber gleichwohl nach mehrjährigem Kampf gegen Drusus und Tiberius der römischen Übermacht erlag.
Der Meinung der Alten nach waren sie mit den Etruskern verwandt, und die neuere Forschung (L. Steub) hat Gründe zur Unterstützung dieser Ansicht gefunden. In den letzten Zeiten des weströmischen Reichs fast ganz verödet, hob sich Rätien erst wieder etwas, nachdem es von den Ostgoten unter Theoderich gegen Ende des 5. Jahrh. in Besitz genommen worden war. Nach Theoderichs Tod breiteten sich die Bajuvarier (Bayern) von Noricum her auch über Rätien aus. Unter den Städten waren Tridentum (Trient) [* 15] und Augusta ¶
Vindelicorum (Augsburg) [* 17] die bedeutendsten. Bojodurum (Passau-Innstadt) bewahrte den Namen der keltischen Bojer; ebenso führen Radasbona (Regensburg, [* 18] lat. Regina Castra), Sorviodurum (Straubing), [* 19] Campodunum (Kempten) [* 20] keltische Namen. Batava Castra (Passau) [* 21] ist römische Gründung. Brigantium (Bregenz), [* 22] die Bojerstadt am Lacus Venetus, gab demselben später den Namen Brigantinus Lacus. Unter den zahlreichen dort in ihren Resten nachgewiesenen Römerstraßen waren die ältesten und bedeutendsten die von Augusta Vindelicorum über Parthanum (Partenkirchen), Veldidena (Wilten), den Brenner etc. nach Verona [* 23] und die von Augusta Vindelicorum über Brigantium und Curia nach Mediolanum.
Vgl. Planta, Das alte Rätien (Berl. 1872);