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der Krone Frankreich zugesprochen und gewaltsam occupiert. Dazu bemächtigte Ludwig XIV. sich der Reichsstadt Etraßburg mit Be- rufung auf die gleichen Friedensvertrüge durch Waffengewalt und an demselben Tage auch der Festung [* 3] Casale in Piemont. Es wurden zwar med- rere Defcnsivallianzen zwischen Kaiser Leopold I., einigen Reichsständen, Opanien, Schweden [* 4] und der Niederländischen Republik geschlossen; zu Thaten gelangte es nicht. Nach langen Verhandlungen kam zwischen Frankreich und dem Reiche Aug. 1684 ein 20jähriger Waffenstillstand in Regensburg [* 5] zu stände, demgemäß Ludwig XIV. vorläufig alles, was er bis l.. Aug. 1681 durch Reunionen an sich gerissen hatte, sowie auch Straßburg [* 6] und Kcbl bebalten durfte. Spanien [* 7] trat, gegen Rückgabe zweier Ürte, die übrigen, die es verloren batte, an Ludwig ab. -
Vgl. Rousset, IIi8toii-6 äs I^ouvoiL, Bd. 3 (6. Aufl., Par. 1879).
Neunionsklage, die Eigentumsklage, welcbe nach gesetzwidriger Veräußerung eines
Teils eines unteilbaren
Bauerngutes gegen
den Erwerber oder einen dritten
Besitzer auf Herausgabe dieses
Teils angestellt wird. Berechtigt zu dieser
Klage sind der
Besitzer des
Bauerngutes und seine
Erben oder nach älterm
Recht auch die Gutsherrschaft. Ü.VU8 (lat.), der
Angeklagte.
Neus, Bezirksstadt der^span. Provinz
Tarra- gona in
Catalonien, am Südostfuh des Pico de Gallican, 106 m ü.
d. M.,
6,7 km von seinem im S. gelegenen Hafenort Salou, an der Linie
Tarragona- ^ierida der Nordbahn und den
Linien Mora-Reuse-
Roda(-Varcelona) und Reuse
-Salou (8 km), bcstebt aus
Alt- und Neustadt,
[* 8] bat breite, schöne
Straßen, 11 Platze,
(188?) 28780 E., die got. St.Peterskircbe, ein Nonnenkloster, 3
Spitäler, ein großes Tbeater; 80
Baumwollspinnereien, 5000 Webstüble,
Seiden- spinnerei und
-Weberei, Leinen-,
Band-, Leder-, Sei- fen-,
Hut-, Fässer- und bedeutende
Maschinen-
fabriken sowie lebhaften
Handel.
Reusch,
Franz
Heinrich, altkatb. Theolog, geb. zu
Brilon in Westfalen,
[* 9] studierte in
Bonn,
[* 10]
Tübingen
[* 11] und
München,
[* 12] empfing 1843 die
Priesterweibe und wurde
Kaplan zu St.
Alban in Köln,
[* 13] habilitierte sich 1854 in der kath.-theol.
Fakul-
tät zu
Bonn, wo er 1858 zum außerord., 1861 zum ord. Professor der alttestamentlichen Exegese ernannt wurde. Wegen seiner
Weigerung, die
Beschlüsse des
Vatikanischen
Konzils über die päpstl.
Unfehlbarkeit anzuerkennen, wurde N. mit seinen
Kollegen
Hilgers, Knoodt und Langen vom Erzbischof Melchers von Köln mit der
Suspension ad oräins, mit
der
Exkommunikation belegt, nach- dem schon Nov. 1870 den
Theologie Studierenden der Besuch seiner Vorlesungen verboten worden
war. Als Pfarrer zu
Bonn und Generalvikar des
Bi- schofs Reinkens gehörte Reuse
fortan zu den Führern der altkath.
Kirche, legte
jedoch 1878 infolge der auf der fünften alitach.
Synode beschlossenen Aufhebung des obligatorischen Priestercölibats seine
Ämter nieder. (S.
Altkatholicismus.) Von seinen Sebrif- ten sind zu nennen: die Kommentare zu den
Büchern
Baruch (Freib. i. Br.
1853) und
Tobias (ebd. 1857), «Lehrbuch der Einleitung in das
Alte
Testa- ment» (ebd. 1859; 4. Aufl. 1870),
«Bibel [* 14] und Na- tur. Vorlesungen über die mosaische Urgcsckickte und ibr Verhältnis zu den Ergebnissen der Naturfor- schung» (ebd. 1862; 4. Aufl., Bonn 1876),
«Luis de Leon und die span. Inquisition» (Bonn 1873),
«Die biblische Schöpfungsgeschichte» (ebd. 1877),
«Der Prozeß Galileis und die Jesuiten» (ebd. 1879),
«Die deutschen Bischöfe und der Aberglaube» (ebd. 1879), «Der Index der verbotenen Bücher» (2 Bde., ebd. 1883-85),
«Die Inäic68 lidroi-um prokiditorum des 16. Jahrh.» (Tüb. 1886),
«Die Fälschungen in dem Traktat des Thomas von Aquin gegen die Griechen» (Münch. 1889),
«Beiträge zur Geschichte des Jesuitenordens» (ebd. 1894); mit Döllmger zu- sammen veröffentlichte er: «Die Selbstbiographie des Kardinals Bellarmin» (Bonn 1887) und die «Geschichte der Moralstreitigkeiten in derröm.-kath. Kirche seit dem 16. Jahrb., mit Beiträgen zur Geschichte und Charakteristik des Jesuitenordens» i2 Bde., Nördl. 1888);
aus dem Nachlaß Döllin- gers gab er beraus: «Briefe und Erklärungen von I. von Döllingcr über die vatikanischen Dekrete aus den I. 1871 -87» (Münch. 1890) und «Kleinere Schriften» (Etuttg. 1891).
Von 1866 bis 1877 gab
Reuse
das
Bonner «Theol. Litteraturblatt» mit liberal- rath.
Tendenz beraus. Reufch,
Friedrich, Bildhauer, geb. in
Siegen,
[* 15] besuchte 1863-67 die
Akademie in
Ber- lin, wurde
Schüler
Albert Wolsfs, half diesem bei den Eockelfiguren
zum Reiterdenkmal
Friedrich Wil- belms III. in
Berlin
[* 16] und unternahm darauf eine Studienreise nach
Italien.
[* 17] 1874 nach
Berlin zurück-
gekehrt, schuf er 1877 die Kriegerdenkmäler für
Siegen und den
Kreis
[* 18]
Mülheim
[* 19] a. Rh. (letzteres vor dem Schlosse zu Vensberg
aufgestellt), ferner 1879 eine der Marmorgruppen (Marktverkehr) für die
Belle-Alliancebrücke in
Berlin, 1880 einen
Dämon des
Dampfes für den Lichthof der
Technischen Hoch- schule zu Charlottenburg.
[* 20]
Seit 1881 Lehrer an der Kunstakademie in Königsberg, [* 21] fertigte er für das dortige Regicrungsgebäude die Kolossalgruppe: Kraft, [* 22] Gerechtigkeit und Mäßigung, sodann für die- selbe Stadt das Vronzcstandbild des letzten Hoch- meisters, Herzogs Albrecht von Preußen [* 23] (1891 ent- büllt), sowie das kolossale Vronzestandbild Kaiser Wilhelms I. im Krönungsornat ent- büllt). Außerdem sind in Siegen von seiner Hand [* 24] das Diesterweg-Denkmal und ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. enthüllt).
Von seinen Genrebildwerken sind zu nennen:
Psyche den
Cerberus besänftigend,
Amor mit dem
Helm des
Mars,
[* 25] Triumph
Amors über Hercules,
Tritonen- tnabe auf einem Delpbin und die charakteristisch auf- gefaßten
Statuetten
Bergmann und
Hüttenmann. Neufe, im allgemeinen iede Fangvorrichtung für Fische,
[* 26] die, am
Boden des
Gewässers befestigt, die Fifche durch
eine weite Öffnung hineinläßt, sie alsdann durch besondere Einrichtungen, meistens durch trichterförmige
Gänge,
sog. Einkehlungen, in hintereinander liegende Kammern leitet, aus denen sie sich nicbt wieder
hinausfinden können. Je nach ihrer
Große und dem Material, aus dem die Reuse
gefertigt sind lWeidenruten, Netzwerk,
[* 27] Rohr,
Draht
[* 28] u. a.), unterscheidet man im einzelnen sehr verschie- dene, meistens besonders benannte Formen.
Die einfachsten sind die fast nur in süßen
Gewässern gebräuchlichen Korbreusen
, schlechthin
Körbe,
ein trichterförmiges Weidengeflecht mit vorderer weiterer Öffnung und in der Regel nur einer Ein- keblung. Man fängt in
ihnen hauptfächlich
Aale, Lackse, Neunaugen und
Krebse. Ahnlich sind die zum Fange der Hummer in der Nordsee verwen- deten
Hummcrreusen
sowie die an den deut- schen
Küsten gebräuchlichen Krabben-,
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