Reschid
Pascha
,
Mustapha
Mehemed, türk. Staatsmann, geb. 1802 zu
Konstantinopel,
[* 2] war Sekretär
[* 3] der zum
Abschluß des
Friedens von
Adrianopel 1829 dorthin entsendeten Pfortenkommission und wurde bald nachher zum Amedji (Großreferendar)
befördert. Er schloß 1833 mit Ibrahim Pascha
den Frieden von Kutahia ab, wurde 1837 zum Minister des Äußern ernannt und
schloß als solcher einen neuen Handelsvertrag mit England. Im Herbst 1838 gelang es jedoch russ.
Einflusse, ihn aus der Regierung zu entfernen, worauf er als
Botschafter nach
Paris
[* 4] und
London
[* 5] ging.
Nach dem Regierungsantritt des
Sultans
Abd ul-Medschid (1839) wurde Reschid Pascha
zur Wiederübernahme seines
Portefeuille zurückberufen.
Er suchte durch liberale
Reformen die Mächte für die
Pforte zu gewinnen und war der
Urheber des Hatti-i-Scherifs von Gülhane.
(S.
Osmanisches Reich,
[* 6] Bd. 12, S. 684b.) Wenige
Monate später fand in
London der
Abschluß der Quadrupelallianz
zwischen England,
Rußland,
Österreich
[* 7] und
Preußen
[* 8] statt, die noch im Laufe des J. 1840
Mehemed-Ali zur Rückgabe seiner außerägypt.
Besitzungen nötigte. So glänzend dieser Erfolg war, sah sich doch Reschid Pascha
wieder von den
Geschäften entfernt.
Allein gegen Ende 1845 mußte man das
Portefeuille des Äußern wieder in seine
Hände legen, und seitdem versah er abwechselnd
die wichtigsten
Ämter, die Leitung des Äußern, den Vorsitz im
Staatsrat und das Großwesirat. Zwar gelang es 1852 einer
feindseligen Koalition, Reschid Pascha
beim
Sultan zu verdächtigen, so daß er seiner Würden entkleidet wurde;
aber schon im
Frühjahr 1853 trat er wieder als Minister des Äußern in die Regierung zurück,
und es erfolgte nun unter
seiner Leitung die Kriegserklärung an
Rußland, der
Abschluß der Bündnisse mit England und
Frankreich und der siegreiche
Orientkrieg (s. d.). Dennoch wurde Reschid Pascha
von
seinen frühern Parteigenossen
Aali und Fuad im Juli 1855 verdrängt. 1856 trat er durch die Bemühungen des engl.
Botschafters
Redcliffe noch einmal auf kurze Zeit an die
Spitze der Regierung. Reschid Pascha
starb in
Kreta.