Rendsburg,
Kreisstadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, an der Eider, welche die Stadt in vier Armen durchfließt, am Ausgang des Eiderkanals und am Nordostseekanal, für welchen hier großartige Hafenanlagen projektiert sind, und an der Linie Neumünster-Wamdrup der Preußischen Staatsbahn, 6 m ü. M., zerfällt in die eng gebaute Altstadt und das zu Anfang des 18. Jahrh. regelmäßig angelegte Neuwerk, hat 2 evang. Kirchen (die große gotische Marien- u. die Christkirche), eine kath. Kirche, ein altertümliches Rathaus und (1885) mit der Garnison (ein Infanteriebat. Nr. 85, ein Trainbat. Nr. 9, ein Pionierbat. Nr. 9 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 9) 12,154 meist evang. Einwohner. Industrie und Handel beschränken sich auf mechanische Weberei, Gerberei, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, Düngerfabrikation, Gemüsegärtnerei, Schiffahrt etc. ist Sitz des Kommandos der 36. Infanteriebrigade, hat ein Amtsgericht, ein Realgymnasium, verbunden mit einem Gymnasium, und ein Zuchthaus. Nahebei die Eisengießerei und Maschinenfabrik Karlshütte mit 2 Dampfsägemühlen. - Die Stadt ist aus einer Burg entstanden, die um 1100 von den Dänen auf einer Eiderinsel angelegt ward, bald aber in den Besitz der Grafen von Holstein kam. 1200 an Dänemark abgetreten, wurde Rendsburg 1225 wiedererworben und 1290 Sitz einer Linie des Holsteiner Grafengeschlechts, welche 1459 erlosch. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Rendsburg 1627 von den Kaiserlichen, 1643 von den Schweden genommen, nach deren Abzug aber wieder von den Dänen besetzt. Vom 25. März bis 21. Aug. 1645 ward Rendsburg wieder von den Schweden längere Zeit belagert, aber trotz mehrerer Stürme nicht erobert. Hier wurde auch 16. Dez. 1813 ein Waffenstillstand zwischen Dänemark und Schweden geschlossen. Nach der Einnahme durch die Schleswig-Holsteiner 3. April 1848 wurde Rendsburg Sitz der provisorischen Regierung und des Landtags. Am 9. Febr. 1851 besetzten die Dänen das Kronwerk und begannen 1852 nach dem Abzug der deutschen Bundestruppen die Schleifung der Festungswerke. Vgl. Warnstedt, eine holsteinische Stadt und Festung (Kiel 1850).
^[Abb.: Wappen von Rendsburg]