Renaissance
(franz., spr. rönäßangs, »Wiedergeburt«),
in der
Kunstgeschichte Bezeichnung der seit dem Anfang des 15. Jahrh.
aufgekommenen Kunstrichtung, welche die
Wiedergeburt der alten
Kunst im Anschluß an die Überreste derselben,
besonders der Baudenkmäler, anstrebte.
Brunellesco,
Ghiberti und
Donatello waren die Bahnbrecher dieser
Richtung, welche jedoch
schon im 13. und 14. Jahrh. in den Pisani, in
Giotto u. a.
Vorläufer gehabt hatte
(Protorenaissance). Zur
Nachahmung der antiken
Kunst gesellte sich im 15. Jahrh. das Wiedererwachen des
Naturgefühls, welches ein mächtiges
Moment in der
Entwickelungsgeschichte
[* 2] der Renaissance
ausmacht.
Den ersten
Abschnitt derselben in der italienischen
Kunstgeschichte nennt man Frührenaissance
(etwa bis 1500). Die Zeit von
ca. 1500 bis 1560 bezeichnet man als
Hochrenaissance und die folgende, etwa bis 1600 reichende
Periode als Spätrenaissance
,
die allmählich bereits
in den Barockstil übergeht. In
Frankreich und
Deutschland
[* 3] vermischte sich der
antike
Stil mit nationalen
Elementen, welche in der ersten
Epoche der Renaissance
, der Frührenaissance, naturgemäß stärker hervortraten
als in der zweiten
Periode, der Spätrenaissance
, welche die antiken
Formen üppiger und kräftiger ausbildete und so zu den
Übertreibungen des Barockstils führte.
Während in
Italien
[* 4] der
Geist der alle drei
Künste gleichmäßig durchdrang, sind in den übrigen
Ländern nur
Bau- und
Bildhauerkunst
[* 5] von der
Antike beeinflußt worden. Eine nationale Umwandlung hat die auch in den
Niederlanden, in
England und in
Spanien
[* 6] erfahren.
Näheres s. bei
Baukunst
[* 7] (mit Tafeln XI u. XII),
Bildhauerkunst und
Malerei; ferner die Tafeln
»Wohnhaus
[* 8] I« u.
»Ornamente
[* 9] III«. Nachdem die Renaissance
ihren letzten
Ausläufer in der
Kunst des
Rokoko (s. d.) gefunden, erfolgte eine
Reaktion
durch strengen Anschluß an die römische und griechische
Antike, welche man allmählich in ihrer Reinheit erkennen lernte.
Die
Nachahmung derselben (besonders durch
Schinkel u.
Klenze und ihre Nachfolger in
Deutschland) führte
aber schließlich zu übergroßer Nüchternheit, welche man seit dem Beginn der 60er Jahre durch erneuten Anschluß an die
Renaissance
zu überwinden suchte. Die alleinige Herrschaft der in der
Architektur und im
Kunstgewerbe dauerte aber nur bis etwa 1880. Seit
dieser Zeit machen sich wieder starke
Neigungen für
Barock- und Rokokokunst geltend. - Im weitern
Sinne
nennt man Renaissance
die
Wiedergeburt des klassischen
Altertums in seinem Einfluß auf die
Wissenschaft, die Litteratur, die
Gesellschaft,
das
Leben der vornehmen
Kreise
[* 10] und die
Entwickelung der
Menschen zu individueller
Freiheit im
Gegensatz zu dem
Ständewesen des
Mittelalters.
Vgl. außer den bei »Baukunst« etc. angeführten Werken: Burckhardt, Die Kultur der in Italien (4. Aufl., Leipz. 1885);
Voigt, Die Wiederbelebung des klassischen Altertums (2. Aufl., Berl. 1880);
Janitschek, Die Gesellschaft der in Italien (Stuttg. 1883);
Biese, Die Entwickelung des Naturgefühls im Mittelalter und der Neuzeit (Leipz. 1887).