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Vertreter des prot.
Christentums in der Kunst. Er übersetzte die
Bibel
[* 3] nach seiner Art für schlichte, einfache Leute und nahm
bei seinen biblischen
[* 1]
Figuren die
Tracht der holländ.
Juden seiner Zeit und seines Wohnortes zum Vorbild,
weil er so der histor.
Wahrheit näher zu kommen glaubte. Das unter dem
Namen der
«Anatomie» berühmte Gruppenbild stellt den
Professor
Nik.
Tulp vor einem
Leichnam docierend dar nebst 7 Vorstehern der
Amsterdamer Chirurgengilde. Das von Rembrandt
1632 vollendete
Gemälde schmückte nebst einem jetzt halb verbrannten
Bilde R.s von 1656
(Amsterdam,
[* 4] Reichsmuseum) und ähnlichen
Darstellungen
anderer Künstler den Anatomiesaal der genannten Körperschaft: 1828 kaufte es König Wilhelm I. für 32000
Fl.
und jetzt bewahrt es die königl.
Galerie im Haag
[* 5] (Photogravüre bei Hanfstängl,
München).
[* 6]
N.s größtes und berühmtestes Werk (3,6 : 4,4 m) ist die 1642 entstandene sog.
Nachtwache, darstellend den
Auszug einer
Amsterdamer
Schützencompagnie aus ihrem Gildehaus. Volles
Sonnenlicht dringt in fast übernatürlicher
Weise zwischen
Bäumen oder hohen Häusern her auf den Vorplatz des
Gebäudes, durch dessen hochgewölbtes
Thor die
Truppe auszuziehen im
Begriff
ist; aber das wunderbare Helldunkel, welches das ganze
Bild einhüllt, hat zu der Meinung geführt, daß eine nächtliche
Scene geschildert habe. (Vgl. Dyserinck,
De Nachtwacht
van Rembrandt
, in
«De Gids», 1891, S. 235 fg.) Das Gemälde,
erst im Rathaus, ist seit 1808 eine Hauptzierde des Reichsmuseums in
Amsterdam.
Ebenda befindet sich auch das nicht minder berühmte, durch Lebenswahrheit ausgezeichnete Gruppenbild von 1662: De Staalmeesters, d. h. die Stempelmeister (5 Vorsteher der Tuchmacherzunft). Hier anzureihen sind: Der Geldwechsler (frühestes bekanntes Bild, 1627; Berlin, [* 7] Museum), der mit naivem Humor geschilderte Raub des Ganymed (1635; Dresdener Galerie). Das nächst der «Nachtwache» umfangreichste Bild R.s ist der früher sog. Schwur Johann Ziskas, vielmehr die Verschwörung der Bataver unter Claudius Civilis gegen die Römer [* 8] (1662; Nationalmuseum in Stockholm). [* 9] Es wurde im Auftrag der Stadt Amsterdam für das neue Rathaus gemalt, nie oder nur ganz vorübergehend aufgestellt, jetzt ist nur der mittlere Teil mit der Hauptgruppe erhalten; vier Skizzen im Kupferstichkabinett zu München weisen aus, wie das Ganze ausgesehen hat.
Von seinen biblischen Kompositionen sind folgende zu nennen: Heilige Familie (1631; München, Alte Pinakothek), Darstellung im Tempel [* 10] (1631; die erste bekannte größere Komposition R.s; Galerie im Haag), Ausrichtung des Kreuzes (1633; München, Alte Pinakothek), Kreuzabnahme Christi (1633; ebd.; dieselbe Darstellung in größerm Maßstab [* 11] und mit Veränderungen. 1634; in der Eremitage zu Petersburg), [* 12] Isaaks Opferung (1635; Petersburg, Eremitage), Simson bedroht seinen Schwiegervater, der ihm seine Braut vorenthält (1635; Berlin, Museum), Predigt Johannis des Täufers (um 1635; ebd.), Gefangennahme Simsons (1636; Wien, [* 13] Schönbornsche Galerie), Himmelfahrt Christi (1636; Münchener Pinakothek), Die Familie des Tobias (1637; Paris, [* 14] Louvre), die treffliche kleine Komposition: Parabel [* 15] von den Arbeitern im Weinberg (1638; Petersburg, Eremitage), Christus als Gärtner und Maria Magdalena (1638; London, [* 16] Buckingham-Palast), Auferstehung Christi (1639; Münchener Pinakothek), Heimsuchung Maria (1640; London, Grosvenor-House), Heilige Familie, sog. Zimmermannsfamilie (1640; im Louvre), Das Opfer Manoahs (1641; Dresdener Galerie), Bathseba bei der Toilette (1643; Sammlung Steengracht im Haag), Ehebrecherin vor Christus (1644; London, Nationalgalerie), Heilige Familie (1645; Petersburg, Eremitage. 1646; Galerie zu Cassel), Abraham bewirtet die Engel (um 1645; Petersburg, Eremitage), Das Mahl in Emmaus (1648; im Louvre), Die Söhne Jakobs bringen ihm das blutige Kleid des Joseph (Petersburg, Eremitage), Joseph bei Potiphar von dessen Weib verklagt (1655; Berlin, Museum), die große Komposition: Petrus verleugnet Christus (um 1656; Petersburg, Eremitage), Jakob segnet die Söhne Josephs (1656; Galerie zu Cassel), Anbetung der Könige (1657; London, Buckingham-Palast), endlich die größte biblische Komposition aus der letzten Zeit: Rückkehr des verlorenen Sohnes (Petersburg, Eremitage).
Von dem
Dutzend Landschaften R.s ist als Hauptbild: Die Mühle (im
Besitz des Lord Lansdowne), ferner eine Gewitterlandschaft
(Museum in
Braunschweig),
[* 17] eine Berglandschaft mit Ruine (um 1650;
Galerie zu
Cassel) zu nennen. Hervorragendes
leistete auch als Porträtmaler. Von seinen etwa 40 Selbstbildnissen befinden sich die vorzüglichsten in
Berlin (1634), im
Haag (um 1634, der sog. Offizier), im Louvre (1637), in der Nationalgalerie zu
London (1640. Hierzu die Chromotafel: Rembrandt
van Rijn. Selbstbildnis), im
Buckingham-Palast ebendort (um 1642); von Selbstbildnissen aus höherm
Alter
wären hinzuzufügen das im Louvre (1660), in der Nationalgalerie zu
London (1664). Sodann das volle Lebensfreude atmende
Selbstbildnis mit seiner ersten Frau Saskia
van Uylenburgh befindet sich in der
Dresdener
Galerie (Heliogravüre bei Hanfstängl,
München).
Seine erste Frau hat er im Einzelbild ebenfalls wiederholt verewigt: Stockholm (1632), Petersburg (1634), Herzog von Buccleuch in London (1634), Cassel (um 1634). Ein durch Farbenpracht ausgezeichnetes Bild seiner zweiten Frau Hendrikje Iaghers besitzt das Berliner [* 18] Museum; Bildnisse seiner Mutter u. a. das Augusteum zu Oldenburg [* 19] (1632) und die Königin von England in Windsor-Castle. Auch Bildnisse des Vaters, der Schwester Lysbeth, des Bruders Adriaen und des Sohnes Titus sind von der neuern Kritik erkannt worden.
Außerdem giebt es noch eine Reihe anderer trefflicher Bildnisse von R.s
Hand;
[* 20] bekannt sind der sog. Kalligraph Coppenol (1631;
Petersburg; um 1632 zu
Cassel), Elisabeth
Bas,
Witwe des
Admirals Swartenhont
(Amsterdam, Reichsmuseum), die
sog. Köchin R.s (1651; Nationalmuseum in
Stockholm), sein
Gönner Jan Six (1654; in der Sixschen
Galerie zu
Amsterdam), Cornelis
Claesz Ansloo eine
Witwe tröstend (1894 für das
Berliner Museum erworben). Ferner sind von den unter bestimmten
Titeln berühmten
Bildnissen zu nennen: die sog. Danae,
d. i. eine lebensgroße nackte Frauengestalt (1636;
Petersburg,
Eremitage),
der sog.
Sobieski,
d. i.
Bildnis eines walachischen
Bojaren (1637; ebd.), eine badende Frau (1654;
London, Nationalgalerie), die
sog.
Jüdische
Braut (um 1665;
Amsterdam, Gemäldegalerie), sowie das
Braunschweiger Familienbild (etwa 1667-69). Mit sein
Bestes
hat Rembrandt
in seiner Spätzeit in einigen Studienbildern hochbetagter
Personen geleistet, von
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