Reliquiarium
(Reliquienschrein), Behälter von mannigfaltiger Form zur
Aufbewahrung von
Reliquien. Diese Behälter wurden
frühzeitig aus mehr oder minder kostbarem
Material gearbeitet und mit
Edelsteinen,
Gemmen,
[* 3]
Bergkristallen,
Perlen,
Email etc.
besetzt. Vom frühen
Mittelalter bis zum 16. Jahrh. waren Reliquiarien
bevorzugte Gegenstände
der
Goldschmiedekunst.
[* 4] Sie wurden in Form von
Kasten mit dachartigen Deckeln, von
Kirchen,
Kapellen,
Türmen,
Särgen etc. angefertigt.
Eine besondere
Gruppe bilden die Reliquienglieder, welche die Gestalt desjenigen
Gliedes nachahmten, das ganz oder teilweise
in dem Behälter aufbewahrt werden sollte
(Kopf-,
Arm-,
Hand- und Fußreliquiarium
). Ein Kopfreliquiarium
s. Tafel
»Goldschmiedekunst«, Fig. 1.
Endlich wurden die
Reliquien auch in
Altäre,
Gefäße,
Kreuze,
Monstranzen und Tafeln eingesetzt,
welch letztere entweder auf
Füßen standen oder aufgehängt werden konnten. Zur Ausschmückung von Reliquienbehältern wurden
im
Mittelalter häufig
geschnittene Steine und
Glasflüsse antiken Ursprungs benutzt.
Die
Goldschmiedekunst der romanischen
Epoche hat ihre
Technik vornehmlich an Reliquiarien
ausgebildet, wobei
das
Email auf
Edelmetall und vergoldetem
Kupfer
[* 5] eine Hauptrolle spielte. Am reichsten an Reliquienbehältern sind in
Deutschland
[* 6] die rheinischen und westfälischen
Kirchen
(Aachen,
[* 7]
Köln,
[* 8]
Paderborn),
[* 9]
Museen und Privatsammlungen. In der gotischen
Epoche wurden
Reliquienkasten auch in
Holz
[* 10] geschnitzt und nach Art der
Kirchen architektonisch behandelt. Berühmt ist
der
Schrein der heiligen
drei Könige im
Dom zu
Köln und der Ursulaschrein im Johanneshospital zu
Brügge mit Gemälden von
Memling.
Ein emailliertes Reliquiarium
aus dem
Germanischen
Museum zu
Nürnberg
[* 11] zeigt unsre Abbildung. Vgl. auch
Heiligtumsbuch.
[* 1] ^[Abb.: Emaillierter Reliquienschrein im Germanischen Museum zu Nürnberg.]