Titel
Religionsg
espräche
(lat. Colloquia), Unterredungen, welche seit dem 16. Jahrh.
gepflogen worden sind, um eine Ausgleichung der divergierenden konfessionellen
Ansichten herbeizuführen. Die namhaftesten
dieser Kolloquien zwischen Katholiken und
Protestanten waren: Die sogen.
Disputation zu
Leipzig
[* 2] zwischen
Luther und
Eck 1519 (s.
Reformation). Das an den
Augsburger
Reichstag (s.
Melanchthon) anknüpfende Religionsg
espräch von 1530. Das
Religionsg
espräch zu
Leipzig zwischen
Bucer,
Melanchthon und
Georg v.
Carlowitz.
Das Religionsg
espräch zu
Hagenau
[* 3] 1540, welches die Vorbereitungen traf für das zu
Worms
[* 4] (im
November 1540),
an welchem sich von protestantischer Seite
Melanchthon,
Calvin (aus
Straßburg),
[* 5]
Cruciger,
Grynäus,
Menius, von katholischer Seite
Cochläus,
Eck,
Nausea beteiligten; dem päpstlichen
Legaten
Morone gelang es, den kaiserlichen Orator Granvella zu bewegen, die
Versammlung baldigst aufzulösen. Das Religionsg
espräch zu
Regensburg,
[* 6] im April 1541 von
Kaiser
Karl V.
zwischen Katholiken und
Protestanten veranstaltet; von katholischer Seite beteiligten sich Gropper,
Julius
Pflug
[* 7] (s. d.) etc.,
von evangelische Seite
Melanchthon,
Bucer und der hessische
Pfarrer
Pistorius. Diese
Verhandlungen versprachen Erfolg, weil als
päpstlicher
Legat
Contarini (s. d. 1) fungierte; das
Resultat war das
Regensburger
Interim (s. d.). Das zweite
Regensburger Religionsg
espräch
von 1546, in welchem
Bucer,
Brenz und
Major einem Malvenda, Billick,
Cochläus und
Pflug gegenüberstanden; der
Wunsch des
Kaisers,
daß die
Protestanten das
Tridentinische Konzil beschicken möchten, wurde von den protestantischen Kollokutoren abgewiesen.
Das
Wormser Religionsg
espräch
(Wormser
Konsultation) von 1557 unter dem Vorsitz des
Bischofs
Julius
Pflug führte infolge der
gehässigen
Angriffe der Flacianer auf
Melanchthon zu einem Abbruch der
Verhandlungen. Das Religionsgespräch zu
Thorn
[* 8] im
Oktober
1645, veranstaltet vom König
Wladislaw IV.
von
Polen zwischen Theologen aller drei Bekenntnisse; von lutherischer Seite erschienen
Abr.
Calovius (s. d.) aus
Danzig,
[* 9] Hülsemann aus
Wittenberg
[* 10] und der
Helmstädter Theolog
Georg
Calixtus (s. d.); die
Zänkereien der
Lutheraner mit den
Reformierten machten beide in den
Augen der Katholiken lächerlich. Die
Frucht der Religionsgespräche
war in
der
Regel eher Schärfung als Milderung der konfessionellen
Gegensätze.
Vgl. Hering, Geschichte der kirchlichen Unionsversuche (Leipz. 1836-38, 2 Bde.);
Pastor, Die kirchlichen Reunionsbestrebungen während der Regierung Karls V. (Freiburg [* 11] i. Br. 1879). -
Über die Religionsgespräche
zwischen
Lutheranern und
Reformierten s.
Union.