Reis
,
Oryza L., engl. Rice-plant, frz. riz, holl. rijst, ital. riso, einjährige Pflanze aus der Familie der Gräser, Gruppe Oryzeen, 1-1,5 m hoch. Kultiviert wird der gemeine R., O. sativa L., die Hauptbrotfrucht der Asiaten, welcher sich, wahrscheinlich von Ostindien aus, weit verbreitet hat und jetzt in der ganzen subtropischen und gemäßigt warmen Zone angebaut wird, in Europa bis zu 45° n. Br. in den Mittelmeerländern, besonders in Norditalien und zwar auf sumpfigem Boden, bezw. überschwemmt gehaltenem, eingedämmtem Lande.
Man baut mehrere Varietäten: Bergreis
, O. montana Lour.,
auch auf mehr trocknem
Boden, dann gemeinen R., frühreifen R., unbegrannten R. und klebrigen R. als Hauptsorten.
Im Handel unterscheidet man den R. hauptsächlich nach den Produktionsländern. Der Anbau gehört zu den sehr schwierigen,
da der R. nur im Sumpfboden gedeiht und in das Wasser eingesäet wird;
man braucht 60 kg Saatgut pro ha;
die Reis
felder müssen ganz besonders angelegt sein und gut unterhalten werden;
nach der Saat bleibt das Wasser auf den Feldern stehen oder wird sanft fließend gehalten;
sowie die Pflanzen über dem Wasserspiegel erscheinen, läßt man das Wasser ab und den Boden fünf bis acht Tage lang abtrocknen, reinigt den R. von Unkraut, verpflanzt und füllt Lücken aus, ein Verfahren, welches mehrmals wiederholt wird und zwar mit jedesmaligem Ab- und Zulassen von ¶
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Wasser; erst drei bis vier Wochen vor der Ernte (Oktober) muß dieses ganz wegbleiben. Der R. ist eine ziemlich sichere Pflanze,
welche weniger als andre von Feinden zu leiden hat; am gefährlichsten sind die Reis
quecke und ein oder mehrere Pilze, welche
die Reis
krankheiten, die in Italien als Brucione, Carolo und Bianchella unterschieden werden, veranlassen;
auch Vögel stellen dem R. außerordentlich stark nach.
Man erntet etwa 3000 kg geschälten R. oder 12-15 m. Ztr., welche 47-50%
geschälte, brillierte Ware (enthülst, gereinigt und poliert, mitunter auch mit Ultramarin gebläut), 12 bis 16% Bruchreis
und 35-40% Spelzen geben. Jetzt ist der Versand mit den Hülsen gebräuchlicher, da in Europa das Herstellen
der Marktware auf Hämmer- oder Stempelwerken besorgt wird. Der R. hat Blüten in aufrechter, zuletzt überhängender Rispe,
traubig angeordnete Äste und einblütige Ährchen, kleine, spitze, häutige, unbegrannte Hüllspelzen, doppelt so lange
Knöspchen, begrannt und unbegrannt, und weißen, schwarz durchscheinenden Samen, welcher sich durch
seinen hohen Stärkemehlgehalt auszeichnet (84-88%), bei nur geringem Gehalte an Eiweißstoffen. -
Geschälter R. hat 3-3,6% davon, 83-86% Stärkemehl, 0,5-1% Dextrïn und Zucker, 0,13-0,25% Fett, 5-7% Wasser und 0,35-0,85%
Asche. Die stickstoffhaltigen Substanzen, der Kleber, liegen meist nach der Schale zu und gehen größtenteils mit in die
Kleie, welche zur Fütterung sehr gesucht ist. Reis
futtermehl ist das Abfallprodukt bei dem Schälen
des Reises
und ebenfalls eine gesuchte Handelsware; auch die geringwertigeren Reissorten verwendet man zur Fütterung. -
Die Verwendung des Reises
ist sonst eine sehr mannigfache, im Haushalt und in der Technik, zur Stärke- und zur Bierbereitung,
ferner zu Arrak und ähnlichen Getränken, auch zu Chokolade und zu Backwerk. -
Guter R. muß gleich groß, ungebrochen, weiß, trocken, fest und frei von Staub und Sand sein, beim Kochen gut aufquellen und nicht säuerlich schmecken. Grauer R. ist immer ordinäre Ware oder havariert. -
Der italienische R. hat derbe, runde, weiße Körner, der Bengalenreis
große, etwas rötliche, grobe,
dickhülsige, der Patnareis
kleine, langgestreckte, weiße, der Karolinareis (Amerika) lange, eckige, mattweiße und durchscheinende
Körner; Arrakanreis
ist eine geringere, Rangunreis nur mittlere, Javareis eine gute Qualität, klein, weiß, nächst Karolinareis
im höchsten Preis, Tafelreis die beste Sorte davon.
Die Erzeugung von R. ist eine großartige; die Mehrzahl der Menschen lebt davon. Nach Europa kommen im Durchschnitt über 50 Mill. Ztr., der Anbau selbst gibt hier noch ziemliche Quantitäten. Für den Zollverein ergab die Einfuhr 1875 an ungeschältem R. 10000 Ztr., die Ausfuhr 290 Ztr., zum Preise von 10,5 Mk., geschälten R. 1300000 Ztr. Einfuhr, 2280 Ztr. Ausfuhr, zum Preis von 13,4 Mk.; zur Stärkefabrikation gingen außerdem noch 97800 Ztr. ein; seitdem ist die Einfuhr wesentlich gestiegen. Hausner gab für Italien, Spanien und Österreich die Erzeugung zu 2,8 Mill. hl an. Italien erbaut aber auf 233000 ha zu 42,19 hl etwa 9,8 Mill., Österreich nur noch 15000 hl, Spanien auf etwa 0,3 Mill, ha; Zentnergewicht nicht bekannt. Im Mühlengeschäft verkauft man jetzt Karolina zu 80, Patna zu 60, Rangun, Tafelreis, zu 50, Arrakan zu 40 Pf. pro kg. -
In Indien sind Rangun, Akyab, Bessein, Mulmee und Kalkutta die Hauptausfuhrplätze, in Europa Amsterdam, London, Hamburg, Bremen, Marseille, Triest die bedeutendsten Märkte für Reis. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 s und 25 s Anm. Reisabfälle als Viehfutter, event. nach Beimischung von 2% Kohlenstaub, zollfrei.