Titel
Reimann
,
1) Eduard, Historiker und Schulmann, geb. zu Öls [* 2] (Schlesien), [* 3] besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, demnächst das katholische Seminar zu Oberglogau und ward hierauf Volksschullehrer. In dieser Stellung bestand er die Reifeprüfung, besuchte die Universität Breslau, [* 4] erwarb 1845 daselbst den philosophischen Doktorgrad und ging dann nach Berlin, [* 5] wo er den Brüdern Grimm und Ranke näher trat. Zum evangelischen Bekenntnis übergetreten, erhielt er 1850 eine ordentliche Lehrerstelle an der Realschule (jetzt Realgymnasium) zum Heiligen Geist, an der er allmählich zum Oberlehrer und (1873) Direktor aufstieg.
Außer vielen Aufsätzen in historischen und andern Zeitschriften, namentlich in der »Jahresschrift des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde Schlesiens«, hier besonders zur Geschichte des schlesischen Schulwesens, schrieb er: »Die Vereinigten Staaten [* 6] von Nordamerika [* 7] im Übergang vom Staatenbund zum Bundesstaat« (Weim. 1855);
»Geschichte des bayrischen Erbfolgekriegs« (Leipz. 1869);
»Neuere Geschichte des preußischen Staates vom Hubertusburger Frieden bis zum Wiener Kongreß« (Gotha [* 8] 1882-88, Bd. 1 u. 2) und eine Reihe von Programmarbeiten und Aufsätzen in der »Historischen Zeitschrift« zur Geschichte der Kaiser Ferdinands I. und Maximilians II. ist auch Oberleiter der Schlesischen Blindenanstalt zu Breslau.
2)
Heinrich, Musikschriftsteller, geb. zu Rengersdorf bei
Glatz,
[* 9] wo sein
Vater, Ignaz Reimann
,
Lehrer und
Regens chori war,
erhielt von diesem frühzeitig eine gründliche Musikbildung, studierte, auf dem
Gymnasium zu
Glatz vorgebildet,
1871-75 in
Breslau
Philologie, war sodann als Gymnasiallehrer in
Strehlen,
[* 10]
Wohlau, am
Matthias-Gymnasium zu
Breslau, 1880-84 in
Ratibor,
[* 11] darauf in
Glatz thätig und wurde 1885 zum Gymnasialdirektor in
Gleiwitz
[* 12] ernannt, legte aber schon nach kurzer Zeit
dies
Amt nieder. Reimann
siedelte nun zunächst nach
Leipzig,
[* 13] 1887 aber nach
Berlin über, wo er eine
Anstellung
an der königlichen
Bibliothek erhielt und seit 1889 als
Lehrer an Klindworths
Konservatorium thätig ist.
Schon während seiner Schul- und Universitätsjahre, wie in den genannten Lehrerstellungen bethätigte er durch Begründung und Leitung von Orchester- und Chorvereinen, als Veranstalter größerer Musikaufführungen, eigner Orgelkonzerte etc. seine musikalische Befähigung. In Breslau, wo er 1871-74 den Unterricht des Domkapellmeisters M. Brosig genoß, war er 1878-80 Musikreferent der »Schlesischen Zeitung«. Als Musikhistoriker schon früher thätig (so in der ¶
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Dissertation »Quaestiones metricae«, 1875; Studien zur griechischen Musikgeschichte, »Über den Nomos«, 1882; »Über die Prosodien«, 1885 u. 1886),
machte er sich später als Musikschriftsteller einen geachteten Namen durch die Biographie Robert Schumanns (in der »Edition Peters«, 1887),
als Mitarbeiter der »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft« (»Zur Geschichte und Theorie der byzantinischen Musik«, Jahrg. 1889),
der »Allgemeinen Deutschen Musikzeitung« und durch die Neubearbeitung des 2. Bandes von Ambros' »Musikgeschichte« etc. Auch veröffentlichte er wertvolle Orgelkompositionen, Studienwerke für Orgel, Lieder, Duette und Männerchöre und trat mit großem Erfolg als Orgelspieler auf.