Reichenhall
,
Bad
[* 2] Reichenhall
, Stadt im
Bezirksamt
Berchtesgaden des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, an der zur
Salzach gehenden
Saalach,
in 474 m Höhe, an der Linie
Salzburg-Reichenhall (21,2 km) und der
Nebenlinie
Reichenhall-Berchtesgaden (18,9 km) der Bayr.
Staatsbahnen,
[* 3] liegt in wildromantischer Gegend und ist nach drei Seiten von
Bergen,
[* 4] dem
Untersberg (1975 m), Lattengebirge
(1737 m), der Reiteralpe oder Reitalm (1970 m), Sonntagshorn (1962 m) und
Hohen
Stauffen (1773 m), umgeben. Die Stadt, seit
dem großen
Brand von 1834 neu aufgebaut, ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Traunstein), Hauptzoll-
und Hauptsalzamtes,
Bezirksgremiums und königl. Badekommissars und hat (1890) 3791 E., darunter 147
Evangelische, Post,
Telegraph,
[* 5] zwei Forstämter, roman. Hauptkirche mit Fresken von M. von Schwind, neue evang.Kirche und altes
Schloß Gruttenstein (513 m). Von Bedeutung ist Reichenhall
als Vereinigungspunkt für die
vier großen oberbayr.
Salinen
(Berchtesgaden, Reichenhall
,
Traunstein, Rosenheim), die durch gewaltige Solenleitungen verbunden sind. Die ältesten
Urkunden
von der Saline zu Reichenhall
reichen bis ins 8. Jahrh. Wegen Holzmangel wurde schon 1618 eine
Solenleitung von Reichenhall
nach
Traunstein angelegt und 1809 nach dem holzreichen Rosenheim (79620 m) am Inn weiter
geführt. Durch eine ähnliche Leitung ist seit 1816 Reichenhall
mit den Salzbergwerken von
Berchtesgaden (28392 m) verbunden. Gegenwärtig
wird der
¶
mehr
Überfluß der Berchtesgadener Sole nach Reichenhall
geleitet, während von hier aus die Salinen zu Traunstein und Rosenheim versorgt
werden. Die Salzproduktion betrug (1893) 8000 t. Reichenhall
wird seit 1846 wegen seiner milden ozonreichen Luft und
seiner Sole als Kurort viel besucht (1894 etwa 8000 Kurgäste). Es hat zahlreiche große Badeanstalten
für Solbäder, darunter Bad Achselmannstein, ferner Inhalationsanstalten für Sole und Latschendämpfe, ein Gradierwerk (290
m lang, 22 m breit) mit Anlagen, vorzüglich eingerichtete pneumat.
Kammern, einen Konversationspavillon, Wandelbahn und Trinkhalle und 15 Solquellen, die 16 m unter der Erde entspringen und von denen die Edelquelle 24 Proz. Salz [* 7] enthält. Das Brunnenhaus enthält die großartigen Pumpwerke und eine Kapelle im byzant. Stil mit neuen Glasbildern; in der Nähe die großen Sudhäuser. Nahebei die Schloßruinen Plain und Karlstein, die Schlösser Marzoll und Stauffeneck sowie das ehemalige Augustinerkloster St. Zeno, jetzt Erziehungsinstitut der Englischen Fräulein mit uraltem roman. Portal und Kreuzgang. Zu den besuchtesten Punkten der Umgebung zählen Salzburg, [* 8] Berchtesgaden, der Königsee und Hintersee, die Ramsau, Melleck und das Mauthäusl. –
Vgl. G. von Liebig,
Reichenhall
, sein Klima
[* 9] und seine Heilmittel (6. Aufl., Reichenhall
1889);
von Chlingensberg-Berg, Das Gräberfeld von Reichenhall
(ebd. 1890);
Goldschmidt, Der Kurort Bad Reichenhall
und seine Umgebung (Wien
[* 10] 1892);
Bühler, Bad Reichenhall
und seine Umgebung (11. Aufl.,
Reichenhall
1892).