Reichenhall
,
Stadt und besuchter Badeort im bayr. Regierungsbezirk
Oberbayern, Bezirksamt
Berchtesgaden, in romanischer
Alpengegend an der
Saalach gelegen und auf drei Seiten von malerischen
Bergen
[* 3] umgeben (westlich der
Hohe
Staufen 1813 m, südwestlich das Müllnerhorn 1362, südöstlich der Dreisesselkopf 1752 und östlich der
Untersberg 1975 m
hoch), an den
Linien Freilassing-Reichenhall
und
Reichenhall-Berchtesgaden der
Bayrischen Staatsbahn, 467 m ü. M., hat 2. kath.
Kirchen (die
Pfarrkirche, von 1080, jetzt restauriert und mit Fresken von M. v.
Schwind, die
Kirche St.
Zeno,
mit uraltem romanischen
Portal und
Kreuzgang), das
Schloß
Grottenstein, ein Kurhaus
(Achselmannstein), ein Töchterinstitut der
Englischen Fräulein, eine heilgymnastische Anstalt, ein
Amtsgericht, 2 Forstämter, ein
Hauptzollamt, ein Hauptsalzamt, Maschinenbauwerkstätten,
Triftanlagen,
Schneidemühlen, eine Holzstofffabrik und (1885) 3436 meist kath.
Einwohner.
Das
Salzwerk von ist das bedeutendste des
Königreichs. Die in eine Tiefe von
ca. 25 m führenden Quellenbauten
sind durchweg aus
Marmor und umfassen 15
Salzquellen, von welchen zwei (Edelquelle und
Karl
Theodor-Quelle) 25 Proz. Salzgehalt
haben. Die Salzproduktion Reichenhalls
beträgt jährlich 120,000 Doppelzentner, der Anfall an
Sole ist jedoch weit bedeutender.
Mit
Berchtesgaden,
Traunstein und
Rosenheim steht Reichenhall
durch eine 120 km lange Solenleitung in
Verbindung,
die in ihrem ersten Teil bereits 1618 angelegt wurde; auf der
Strecke von
Berchtesgaden nach Reichenhall
wird die
Sole durch ein
Druckwerk
bei Ilsank 355 m hoch gehoben.
Die Stadt Reichenhall
, 1834 fast ganz abgebrannt, nahm infolge der 1846 erfolgten Errichtung des
Solbades
Achselmannstein einen neuen mächtigen Aufschwung und ist jetzt der größte deutsche Alpenkurort, mit einer durchschnittlichen
Frequenz von 6000 Kurgästen. Als Kurmittel dienen:
Sole von der Edelquelle (14-16° C.), welche sich durch ihren großen
Gehalt an
Chlormagnesium (in 1
Lit. 1,730 g) auszeichnet, ferner
Molke, Kräutersäfte, ein pneumatischer
Apparat, ein Inhalationsgradierwerk mit bedeutender Solfontäne, Inhalationssäle,
Moorbäder, insbesondere aber die geschützte
Lage und die wunderbar weiche, reine
Luft des schönen
Thals (mittlere Sommertemperatur 19° C.). In der Umgebung die Stammburg
der 1219 ausgestorbenen Hallgrafen von Plain, die
Ruine des gleichfalls uralten
Schlosses
Karlstein, die ebenfalls schon im 13. Jahrh.
erwähnten
Schlösser Marzoll und Stauffeneck und die jetzt in Badeanstalten verwandelten
Schlösser
Achselmannstein
und
Kirchberg.
Vgl. G. v.
Liebig, Reichenhall
, sein
Klima
[* 4] und seine
Heilmittel (5. Aufl., Reichenh. 1883);
Bühler,
Bad
[* 5] Reichenhall
und seine Umgebung
(10. Aufl., das. 1885).