Reichenberg
,
Reichenbach (Moritz vo

* 2
Reichenberg.
[* 2] Stadt in
Böhmen,
[* 3] an der
Neiße,
[* 4] wichtiger Industrieort und
Knotenpunkt der Eisenbahnlinien nach
Pardubitz,
Zittau
[* 5] und
Görlitz,
[* 6] besitzt an hervorragenden Gebäuden ein
Rathaus, ein
Schloß, 2 katholische und eine
neue evang.
Kirche, ein
Gerichts- und mehrere Schulgebäude, ein Meisterhaus der Tuchmachergenossenschaft, ein
Theater
[* 7] (nach
dem
Brand 1880 neugebaut) und ein Schützenhaus. Reichenberg
zählt (1880) mit der
Garnison (ein Jägerbataillon) 28,090 Einw. und bildet
in industrieller Beziehung den Zentralpunkt der nordböhmischen Tuchindustrie.
Dieselbe ist hier durch 98 größere und 166 kleinere
Unternehmungen, in ihrer weitern über die Stadt
hinausreichenden
Ausdehnung
[* 8] durch 457 Etablissements (Spinnereien,
Webereien,
Färbereien und
Appreturen) vertreten, welche mit
120,000
Spindeln, 620 mechanischen und 3960 Handwebstühlen arbeiten und 10,000
Arbeiter beschäftigen. Die Jahreserzeugung
beläuft sich auf 220,000
Stück
Tuch und tuchartige
Stoffe im Wert von etwa 21 Mill.
Gulden.
Andre in Reichenberg
vertretene
Industriezweige sind: die Fabrikation von kamm- und halbwollenen
Stoffen, die Teppichfabrikation, Baumwollspinnerei, Fabrikation
von Weberkämmen und
Kratzen,
Maschinen und
Leder.
Förderungsmittel der gewerblichen
Produktion und des ebenfalls sehr lebhaften
Handels, welcher namentlich die
Rohstoffe und
die Erzeugnisse der
Industrie zum Gegenstand hat, sind: die
Filiale der
Österreichisch-Ungarischen
Bank,
die Reichenberger
Bank, eine
Sparkasse, eine Pfandleihanstalt, eine Tuchhalle, ein
Gewerbeverein u. a. Reichenberg
bildet eine Stadt
mit eignem
Statut (mit
Magistrat als politischer Behörde), ist außerdem Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung),
eines Kreisgerichts,
Hauptzollamtes, einer
Handels- und
Gewerbekammer, hat ein Oberrealgymnasium, eine Staatsgewerbeschule,
eine städtische und Gremialhandelsschule, eine Fachzeichen- und
Webschule, ein
Gewerbemuseum, ein städtisches Waisenhaus,
Versorgungshaus und
Spital. Südwestlich von Reichenberg
erhebt sich der aussichtsreiche Jeschkenberg (1013 m).
- Reichenberg
wird in
Urkunden zuerst 1348 genannt. Die Tuchmacherei begann hier zu Ende des 16. Jahrh.
Albrecht von
Waldstein kaufte 1622 die
Herrschaft Reichenberg
, welche nach ihm an den
Grafen
Gallas und später an die gräfliche
Familie
Clam Gallas kam.
Vgl.
Hallwich, Reichenberg
und Umgebung (Reichenb. 1874);
Hübler,
Führer durch Reichenberg
(das. 1883).
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