Regensberg
(Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf). 617 m. Gemeinde und kleine Stadt, auf dem spornartig vorspringenden O.-Ende der Lägern und 1,5 km w. der Station Dielsdorf der Linie Zürich-Oberglatt-Niederweningen. 170 m über der Thalsohle gelegen und mit weiter Aussicht. Postbureau, Telegraph, Telephon. 50 Häuser, 379 reform. Ew. Kirchgemeinde. Acker- und Weinbau. In den Reben von Regensberg hat die Phylloxera in der Schweiz die grössten Verheerungen angerichtet. Eine Seidenweberei mit 20 Arbeitern. Im Schloss befindet sich die von der kantonalen gemeinnützigen Gesellschaft 1883 eingerichtete Erziehungsanstalt für schwachsinnige Kinder, die 70-80 Knaben im Alter von 6-18 Jahren beherbergt. Daneben besteht hier noch ein privates zweites Institut für schwachsinnige Kinder. Von den die Stadt einst umgebenden Mauern sind noch ansehnliche Reste erhalten. Einzelfund aus der Römerzeit.
Burg und Städtchen sind wahrscheinlich eine Gründung des um 1246 gestorbenen Freien Lütold V. von Regensberg und werden zum erstenmal 1250 erwähnt: in clivo novi castri de Regensperch (d. h. Berg oder Burg des Regin). Die mächtigen Freien von Regensberg, die bedeutendsten Edelleute der Gegend neben den Grafen von Kiburg, gehörten vielleicht dem alemannischen Uradel des Landes an, sind von 1080 an sicher nachweisbar und erloschen verarmt gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts. Ihr Stammsitz war Burg Regensberg oder Alt Regensberg auf einem nach allen Seiten steil abfallenden Hügel beim Hof «Alten Burg» am Katzensee. Auf der Spitze des Hügels erhob sich der sehr alte quadratische Wohnturm, der 12,9 m ins Geviert mass und 3,3 m dicke Mauern hatte. Um ihn zog sich in einer Entfernung von 9-12 m die 1 m dicke Ringmauer, an die sich nach unten ein Trockengraben mit nach Aussen aufgeworfenem Ringwall anschloss. Die Burg ging 1350 durch Erbschaft an Verena von Klingen, die Gattin Ulrichs von Landenberg-Greifensee, über. Als Martin von Landenberg 1443 auf Seite der Eidgenossen übertrat, brannten ihm die Zürcher 1444 die alte Regensberg nieder. Seine Tochter brachte die Burg um 1453 ihrem Gemahl Johann Schwend dem Langen zu, der sie 1458 an den reichen Rudolf Mötteli verkaufte. Dieser nahm an Burg und Gütern bedeutende Verbesserungen vor, musste aber seinen Besitz 1468 käuflich an den Landesherrn, die Stadt Zürich, abtreten. Zürich liess seine neue Vogtei durch einen Ratsherrn von der Stadt aus verwalten und die für sie wertlose Burg allmählig zerfallen. Aus den Steinen des Turmes erbaute man 1704 die Kirche zu Regensdorf und 1775 die Brücke in Adlikon. Heute sind noch zwei Ecken des Mauerkernes erhalten, die durch Fürsorge der Regierung vor gänzlichem Untergang geschützt sind. Neu Regensberg, das, wie schon bemerkt, 1250 zum erstenmal erwähnt wird, musste um 1306 von dem verarmten Freien Lütold VIII. verkauft werden und kam nun an die Herzoge von Oesterreich. Nachdem diese die Burg zu Anfang des 15. Jahrhunderts an Hartmann von Rümlang verpfändet hatten, gelangten Stadt, Burg und Herrschaft von Herzog Friedrich 1409 pfandweise an die Stadt Zürich, deren Landvögte nun bis 1798 auf der Veste residierten. Auf Pfingsten 1413 wurde Regensberg von den Eidgenossen eingenommen, aber schon 1444 von den Zürchern wieder besetzt. Eine Haupterneuerung fand 1583 statt, 1689 wurden Burg und Stadt zur kleinen Festung umgestaltet. Nach der Staatsumwälzung von 1798 blieb Regensberg bis 1830 Sitz eines Amtmanns und bis 1865 Sitz der Bezirksbehörden. Während Alt Regensberg in ihrer Anlage den uranfänglichen Wohnturm zeigt, ist die neue Burg ein Bau mit Wohngebäude und unbewohntem, rundem Wehrturm. Dieser steht frei im Burghof, ist 21 m hoch und hat 3,07-2,88 m dicke Mauern. Vermittels einer Brücke war er mit dem an die n. Ringmauer sich anlehnenden Wohnhaus verbunden, das Landvogt Sixt Vogel 1584 erneuerte. Das einige Meter tiefer liegende Städtchen besteht aus einer einzigen, hofartigen Gasse, deren Häuser mit ihrer Kehrseite dessen Umfassung bildeten. Hier befindet sich der einst berühmte 60 m tiefe Sodbrunnen. Vor dem O.-Thor stand der Turm der Dienstmannen von Mandach. Das kirchlich zuerst mit Regensberg vereinigte Dielsdorf wurde 1658 als eigene Pfarrei abgetrennt. Das Kollaturrecht auf die Kirche von Regensberg stand dem Rat von Zürich zu. Vergl. Zeller-Werdmüller, Hch. Zürcherische Burgen. II. (Mitteilungen der antiquar. Gesellsch. in Zürich. 59). Zürich 1895; Nabholz, A. Geschichte der Freiherren von Regensberg. Zürich 1894.