Regenmacher
(Regenzauberer) finden sich bei fast allen Naturvölkern solcher Länder, in denen die Dürre eine häufiger wiederkehrende, gefürchtet Erscheinung ist. Gewöhnlich fällt das Amt dem Fetischmann (Feticeiro oder Schamanen) zu, doch betrachten die Neger meist auch den bei ihnen ansässigen fremden Missionär als »Himmelsdoktor«. Fast alle diese Völker verehren einen besondern Regengott, der gewöhnlich, wie der Jupiter Pluvius der Römer, mit dem Himmels- und Gewittergott zusammenfällt, zuweilen aber geradezu als der höchste Gott bezeichnet wird.
Die Zeremonien, um Regen von ihm zu erlangen, bestehen teils in Bittgängen barfüßiger Frauen nach einem Hügel (wie Petronius von den alten Römern erzählt) oder in der feierlichen Umherführung eines Regenmädchens (wie bei den alten Germanen), teils in Trank-, Speise- und Blutopfern (dem Regengott Aniateot von Nicaragua wurden sogar Kinder geopfert) oder (bei niedern Völkern) in Zauberzeremonien, Trommellärm, Tänzen, Drohungen, Räucherungen etc., um den Regengott zu bezwingen.
Mitunter verbinden die Zauberer meteorologisches Wissen mit ihren Künsten, indem sie ihre Zeremonien beginnen, wenn sie den nahenden Regen aus allerlei Anzeichen erkannt haben. So betrachten die Kolstämme von Tschata Nagpur ihren »großen Berg« (Marang Buru) als den Wohnsitz des gleichnamigen Regengottes und veranstalten Zeremonien auf dem Gipfel desselben, weil sie wissen, daß die ersten Wolken des heranziehenden Regenwetters an demselben sichtbar werden. Ganz ähnliche Kenntnisse besaßen die alten Hebräer, bei denen Elias den nahenden Regen nach langer Dürre aus einer leichten vom Meer aufsteigenden Wolke erkannte. Übrigens hat Mackay durch Versuche bewiesen, daß man in Steppenländern bei gewissen Luftzuständen durch künstliche Veranstaltungen Regen herbeiführen kann, indem
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man durch starke Feuer einen kräftig aufsteigenden Luftstrom erzeugt.