Refléxersc
heinungen,
in der
Physiologie die
Summe derjenigen
Erscheinungen, welche im lebenden
Körper entstehen durch
die
Übertragung der Erregung sensibler
Nervenfasern auf solche, welche die
Muskelbewegung oder die Drüsenabsonderung vermitteln,
ohne Dazwischentreten der
Psyche, d. h. des
Bewußtseins und des
Willens. Es gibt reflektorische Muskelerregungen,
sogen. Reflexbewegungen
, und reflektorische
Sekretionen.
Beispiele der ersten Art sind: der
Husten bei Reizung der Kehlkopfschleimhaut,
das Schließen des
Auges bei Berührung der
Bindehaut desselben.
Reflektorische
Absonderungen sind das
Thränen des
Auges bei äußerer Reizung desselben, die Speichelsekretion bei Benetzung
der Zungenschleimhaut durch saure
Stoffe etc. Die Erzeugung der Refléxersc
heinungen findet statt an gewissen
Stellen der
nervösen
Zentralorgane im verlängerten
Mark im
Rückenmark, im
Gehirn
[* 3] und im sympathischen
Nerv, welche man daher als Reflexzentren
bezeichnet. Hierher gelangt von der
Peripherie der auf die sensibeln Nervenendigungen wirkende
Reiz und wird vermittelst eines
gewissen Reflexapparats, bestehend aus nervösen
Zellen,
übertragen auf die den betreffenden
Bewegungen
und
Absonderungen vorstehenden
Nervenfasern, durch welche er zu den ausführenden
Organen,
Muskeln
[* 4] und
Drüsen, gelangt.
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Es gibt positive Refléxersc
heinungen, wie die bisher erwähnten, und wenn man so will, negative, solche, welche eine bisher vorhandene Thätigkeit
unterbrechen, Reflexhemmungen; auf gewisse sensible Reize wird z. B. die thätige Herz- und Atembewegung
reflektorisch ganz
zum Stillstand gebracht. Die Intensität der ist abhängig einerseits von der Intensität der ausgeübten
Reize, anderseits von dem Grade der Reizungsfähigkeit der betreffenden Reflexzentren, d. h. der Reflexerregbarkeit.
Letztere wird von verschiedenen Umständen beeinflußt. Die Thätigkeit des Großhirns, das thätige Bewußtsein, setzt die
Reflexerregbarkeit herab: deshalb treten Refléxersc
heinungen leichter ein im Schlaf, bei gewissen Hirnkrankheiten;
enthauptete Menschen und
Tiere zeigen viel leichter und lebhaftere Refléxersc
heinungen als normale.
Der Wille hat bis zu einem bestimmten Grad einen
Einfluß auf gewisse Refléxersc
heinungen; er kann das reflektorische Zucken des Beins, wenn die Sohle desselben gekitzelt wird, er kann den Hustenstoß
bei Reizung der Luftröhre ganz oder teilweise unterdrücken; andre Refléxersc
heinungen, z. B.
die Verengerung der Pupille bei Lichteintritt, die Thränenabsonderung bei mechanischen Reizungen des Augapfels,
zu verhindern, ist er nicht im stande. Die Reflexerregbarkeit variiert nach Alter, Spezies und individuellen Verschiedenheiten.
Von differenten Stoffen wird sie am meisten herabgesetzt durch Äther und Chloroform, am energischten gesteigert durch Strychnin.
Die meisten starken organischen Gifte, namentlich die Alkaloide, Atropin, Brucin, Kaffein, Morphin etc., haben
zunächst eine steigernde, in großen Dosen eine herabsetzende Wirkung. Manche Refléxersc
heinungen sind von einer sehr komplizierten Beschaffenheit.
Dabei tragen die meisten Refléxerscheinungen
den ausgeprägte Charakter der Zweckmäßigkeit an sich (geordnete Reflexe), wie die oben angeführten
Beispiele vom Augenlidschluß und vom Hustenstoß beweisen.