Redefigur
,
s. Figur.
Redefigur
3 Wörter, 21 Zeichen
Redefigur,
s. Figur.
(lat.), in der Geometrie allgemeine Bezeichnung für jedes beliebige Raumgebilde. -
In der Grammatik, Rhetorik und Poetik versteht man unter Figur (Redefigur) im allgemeinen jede zur Erreichung eines bestimmten grammatischen oder rhetorischen Zweckes geschehende Abweichung von der gewöhnlichen Ausdrucksweise. Man unterscheidet demgemäß
1) grammatische Figuren, welche entstehen, indem man einzelne Buchstaben oder Silben am Anfang, in der Mitte oder am Ende eines Wortes hinzufügt, wegläßt oder verändert (Epenthesis, Aphäresis, Apokope, Diäresis etc.), oder indem man in Bezug auf Gebrauch und Stellung der einzelnen Redeteile von der gewöhnlichen Ausdrucksform abweicht (Enallage, Anastrophe, Hysteron-Proteron, Parenthesis etc.), und
2) rhetorische (ästhetische) Figuren, welche mit den Tropen (bildlichen Ausdrücken) verwandt sind, insofern beide den Zweck haben, der Rede weniger logische Deutlichkeit und Klarheit als vielmehr Anmut und Nachdruck zu verleihen und dadurch das Gefühl des Hörers zu wecken und zu beleben. Aber während die Trope ein mit ihrer ursprünglichen Bedeutung auf eine andre Sache übertragener Ausdruck ist, beruht die rhetorische Figur auf einer kunstmäßig geänderten Form des Ausdrucks, die von der gewöhnlichen und sich zunächst darbietenden Redeweise abweicht, indem sie den Gedanken durch bestimmte Formen der Stellung und Wendung der Wörter lebendiger und eindringlicher macht. Die Trope ist somit sachlich, die Figur nur sprachlich, jene poetisch im engern Sinn, diese mehr rhetorisch.
Man teilt die rhetorischen Figuren ein in Wortfiguren, welche nur von der herkömmlichen Form des Ausdrucks abweichen, ohne den Sinn zu verändern, und Sinnfiguren, welche nicht bloß die herkömmliche Form des Ausdrucks, sondern auch den Sinn verändern. Erstere entstehen 1) dadurch, daß ein oder mehrere Wörter in gewissen Satzteilen wiederholt, oder daß verwandte und selbst verschiedene Begriffe aneinander gereiht werden, wie z. B. bei Palillogie, Epanalepsis, Anaphora, Epiphora, Symploke, Epanastrophe, Epanodos, Polyptoton, Ploke, Pleonasmus, Gradation;
2) dadurch, daß Wörter weggelassen werden, um entweder unverbundene Begriffe in ihrer Besonderheit desto stärker hervortreten zu lassen, wie beim Asyndeton, oder die lästige Wiederholung eines oder mehrerer Wörter zu vermeiden, wie beim Zeugma;
3) dadurch, daß Wörter von gleicher oder ähnlicher oder entgegengesetzter Bedeutung kunstgemäß einander gegenübergestellt werden, wobei zuweilen Klanggebilde und Wortspiele vorkommen, wie bei Paronomasie, Antanaklase und Diaphora, oder daß ganze Satzglieder von gleichem Klang oder ähnlicher Formation miteinander korrespondieren, wie bei Isokolon, Parisosis, Homöoptoton, Antithese etc. Die Sinnfiguren dienen vorzugsweise dazu, um das Interesse auf einen bestimmten Gegenstand zu lenken und die Affekte zu erregen, wie bei Mimesis, Frage, Dialektikon, Hypopra, Prolepsis, Epitrope, Apologismus, Apostrophe, Metastase, Paralipse, Aposiopese etc.
Vgl. Ernesti, Lexicon technologicum graecae et latinae rhetoricae (Leipz. 1795-97, 2 Bde.).
Logische oder syllogistische Figuren nennt man die verschiedenen Gestalten, welche der Schluß durch die verschiedene Stellung des Mittelbegriffs annimmt; s. Schluß.