Rebus
(Bilderrätsel), besondere Art von
Rätseln, bestehend aus Bildern, die in der Absicht komponiert sind, bestimmte
Wörter und
Sätze durch die gleich oder ähnlich klingenden
Namen der dargestellten
Dinge auszudrücken,
wobei als
Bilder im weitern
Sinn auch Zeichen und insbesondere Lautzeichen
(Buchstaben) verwendbar sind. Aus dem Umstand, daß
das solchergestalt
nur für das
Auge
[* 3] dargestellte
Wort beim Rebus
prinzipiell ein andres ist als das, welches durch das
Gehör
[* 4] zum Verständnis gebracht werden soll, ergibt sich einerseits die Beziehung zum
Wortspiel, anderseits der
Gegensatz zu
bloßer Bilderschrift nicht weniger als zu bildlicher
Rede. Mit dem
Witz besteht eine gewisse Gleichartigkeit, sofern wir beim
in seiner besten Form durch die freilich nur lautliche
Ähnlichkeit
[* 5] begrifflich ganz verschiedener
Dinge
in unerwarteter Gruppierung gewissermaßen überrascht werden sollen. Wie aber der
Witz gesucht sehr leicht als matt und fade
erkannt wird, so führt auch die Rebus
manie zur
Albernheit, als welche sie schon
Rabelais (gest. 1553) im »Gargantua« geißelte.
Der
Name Rebus
wird aus dem
Titel einer alten Sammlung von Fastnachtschwänken: »De rebus
, quae geruntur« (etwa
s. v. w. »Was so in der
Welt sich ereignet«),
hergeleitet.
Französische Notariatsschreiber (speziell der
Picardie) pflegten
in jedem Jahr zur Karnevalszeit
Pasquille zu fertigen, Stadtklatsch mit der
Aufschrift jener Sammlung. Diese Spottschriften,
welche sie in öffentlichem
Aufzug
[* 6] vorlasen, mögen zu einem Teil aus eben nur gesprochenen Rebussen
bestanden
haben. Es sei übrigens auch der mehr unmittelbaren, ausschließlich aufs
Sehen
[* 7] berechneten Rebusse
gedacht, z. B. jener,
bei denen das
Geheimnis auf der
Stellung der
Wörter (über- oder untereinander) beruht, wie das bekannte:
Un Vient D'un
d. h. Un sou(s)pir vient sou(s)vent d'un sou(s)venir; oder andrer, bei denen
eine
Darstellung durch entsprechende Gruppierung unvermutet ein zweites, vom eigentlichen völlig verschiedenes
Bild erzeugt,
wie dies z. B. auf den sogen. Koselgulden durch Nebeneinanderstellung
zweier
Schilde erreicht ist.
Da aber die
Ähnlichkeiten der Wortklänge das ausgiebigere Rebus
material liefern, so haben wir
in den weissagerischen Deutungen der Alten schon eine ziemliche Anzahl gesprochener Rebusse.
Alexander d. Gr. belagert
Tyros und sieht im
Traum einen
Satyr
[* 8] (Sátyros):
»Sà
Tyros«
(Dein [ist]
Tyros) war die Deutung. Das bilderschriftliche
Äußere erhielten die Rebusse
durch ihre gleichfalls ins hohe
Altertum hinaufreichende Verwendung zur Namendarstellung, wie
sich
Cicero gelegentlich einer
Erbse (cicer) zur Bezeichnung seines
Namens bediente. Auf diesem Weg erlangten
die Rebusse
im
Mittelalter ihren Platz auf den sogen. redenden
Wappen.
[* 9] Mehrsilbige
Namen forderten schon zusammengesetzte Rebusse
(z. B. im kurfürstlich sächsischen
Wappen die
Grafschaft
Henneberg im goldenen
Feld eine schwarze
Henne auf grünem
Hügel).
Wahlsprüche in Rebussen
auszudrücken, lag nun auch nicht fern. P. Marchio,
Nunzius des
Papstes
Adrian,
trug drei
Diamanten in kreisförmigem Gehänge, tre diamanti in uno (circolo); er meinte damit: tre
Di(i) amanti in uno, drei
göttliche
Personen in Einem Gott liebend. Das 16. Jahrh. zeigt in
Italien
[* 10] und
Frankreich die Rebusse
in voller
Blüte.
[* 11]
Fischart
will, freilich persiflierend, auch deutsche Rebusse
bilden, indem er eine »lahme
Tatze« für Lamentation, eine »schäbige
Kutte« für
Kalkutta
[* 12] nehmen läßt; aber erst
Harsdörfer (gest. 1658) schreibt mit
Hilfe der alten
Namen der
Noten
Verse und erzählt, daß eine verlassene Ehefrau ihrem weit jugendlichern
Gatten eines
Degens
Scheide
sandte mit der
Aufschrift: »n thut weh«, worauf dieser zur Antwort
eine mit dem Wörtchen »Zu« beschriebene Eibischwurzel (Althäe) sandte
(»Zu alte
Eh'«).
Die rebus
förmige Namendarstellung aber
war in
Deutschland
[* 13] und den
Niederlanden wie in
England,
Frankreich,
Italien in
Signeten,
auf
Schilden u. Schildern üblich. Zur Zeit des Siebenjährigen
Kriegs begegnen wir den Rebussen
in
England sogar in politischer
Thätigkeit. Neben- und nacheinander zur
Ehre dienend oder zum Schimpf ersehen, bald
Gottesfurcht, bald
Üppigkeit bedeutend, knüpft sich an die Rebusse
zugleich ein
Stück Sittengeschichte, das mit lebhaftem
Interesse zu erfüllen
geeignet ist. Seit den 40er
Jahren pflegen in
Deutschland die illustrierten
Journale den Rebus.
Vgl. »Rebusalmanach« (Leipz. 1845);
F. Rebus Hoffmann, Grundzüge einer Geschichte des Bilderrätsels (Berl. 1869);
Delepierre, Essai historique et bibliographique sur les rebus (Lond. 1874).