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Orlsansbahn und der
Südbahn, abschlosi. Sowohl diese
Verträge als auch seine spätere
Beteiligung an dem Panamakanalnntcrnehmen
gaben
Anlaß zu vielfachen Verdächtigungen gegen ihn, die er jedoch durch mehrere
Verleumdungsprozesse niederschlagen lieh,
und die seine Wiederwahl in die Tcpnticrtcn- kammer 1889 und 1803 nicht hinderten. Als die Kammer Jan. 1895 die
Einsetzung einer
Kommission beschloft, um darüber zu entscheiden, ob Ré
wegen jener
Verträge mit den Eiscnbabngescllschastcn
in ^ den Antlagezustand zu versetzen sei, gab dies den
Anlaß zum
Sturz des
Kabinetts Dnpuy und zum Rücktritt des Präsidenten
Easimir-Pcrier.
Naynal (spr. ränäll),
Guillaume
Thomas
Fran- liche Laufbahn und ging nach
Paris,
[* 3] um sich der Litteratur
zu widmen. Sein berühmtestes Werk, die «Il^toire
puiloLoiüliciue et ^oliU^ue
äe8 etlid1i836- ment3 et (1u commerce äe8 ^NI'0^06113 ckaN8 168 Oeux-Inä68» (zuerst anonym, 6 Bde.,
Amsterd. 1771; dann mit des Verfassers
Namen, 10Bde.,Genf 1780; 22 Bde., Par. 1798 u. ö.;
deutsck, 11 Bde., Kcmpt. 1783-88), wurde
wegen seines Liberalisnuls noch 1781 vom Parlament öffentlich verbrannt und gegen N. ein .Haftbefehl erlassen. Ré
floh
in die
Schweiz,
[* 4] von danach
Deutschland,
[* 5] wo ihn
Friedrich d. Gr. mit Aus- zeichnung empfing. 1787 erhielt er die Erlaubnis zur
Rückkehr nach
Frankreich. Die Nationalver- sammlung stellte die bürgerliche Ehre
R.s wieder
her, und das Dire
ktorium ernannte ihn zum Mitglied des Institnts. Ré starb zu Chaillot bei
Paris. Unter seinen Schriften
sind noch zu erwähnen: «^necäote8 Ki3t0i'i mili- tliii-68 et p0Ütiyu68 äs 1'I^ui ope» (3 Bde.,
Par. 1753; vermehrte Ausg. 1762),
«IIi8wii'6 äu äivorce äs
Henri VIII 6t äe (üatiieiine ä'^ra^on»
(ebd. 1763) uud «»I^lileau et re
voilitioi^ äe8 e0l0nie3 an^ai3e3 (Ie I'^meri^ue
Lepteiiti'ionale" (2 Bde., Amsterd.
1781). Pcuchet gab aus R.s Nachlaß heraus: «1Ü3- toii'ei)Iiil080^ui(iu6 6t^0liti^u6äe3etad1i336ment3
et lin commerce de8 Nui-o^een3 6aii3 I'^fiic^ne Leptentrionale» (2 Bde.,
Par. 1826; deutsch von Hennig, 2 Bde.,
Lpz. 1829). Naynouard (spr. ränuahr), Francois
Inste Marie, franz. Schriftsteller, geb. zu Brignolles
in der Provence, war ursprünglich
Ad- vokat, wurde 1791 in den Gesetzgebenden Korper ge- wählt und entging in der Schrcckenszeit
nur durcb die Re
aktion vom 9.
Thermidor dem
Tode. Hierauf war er wieder in seiner
Heimat
Advokat und wen-
dete sich 1800 nach
Paris, wo er mit mehrern
Tra- gödien als dramat. Dichter auftrat. 1806 und 1811 vom Depart.
Var in den Gesetzgebenden Körper ge- wählt, wurde er 1807 Mitglied der
Akademie. 1816 wurde er Mitglied der
Akademie der
Inschriften und schönen Künste, 1817 beständiger Sekretär
[* 6] der
Aka- demie. Er starb zu Passy
bei
Paris.
R.s Verdienste liegen auf dem Gebiete der provencal.
Sprache
[* 7] und Litteratur. Sein «^Iioix äe 7)0e3ie3 0riFinaIe8 äe3 troulmäoui^»
(6 Bde., Par. 1816 -21; der erste
Band
[* 8] enthält die
Abhandlungen «I^ec1iei'che8 Lui- I'anciennete de 1a. lan^ue i-o- inHne»,
«^1ement3 de la, ^lümmHire
cle lg. lan^ue romane avant 1'aii
1000» und " (^rainmaire
i-omane») machte erst ein näheres
Studium der provcncal. Dichter möglich, und durch den Nachweis
des laut- lichen und morpbolog.
Parallelismus der roman.
Sprachen
beseitigte er die
Ansicht, die roman. Spra- chen seien das Werk der Willtür und ohne Gesetz
und Regel.
Ein anderes Hauptwerk über das
Pro- vencalische ist sein «I^exi^ue i-onian, ou dictionniure
äe 1a. lan^ue
äe8 ti'0nda(i0ui-8) (6 Bde., Par. 1836 -45),
dessen erster
Band einen »Xouveau ckoix äe ^0^3103 äe3 ti'0ud^ä0ui'8" enthält. Das Nordfran- zösischc betreffen
seine
«Od8ervllti0n3 8ur Ie
roman de
I^on» (Par. 1829). Der Geschichtschreibung ge- hören die Werke an:
«IIi3toii'e äu äi-oit municipal eii ^i'Änce 30N313. (lomiuation i-om^ine
et 8(M8 leg troi8 ä)na3li(?8» (2 Bde., Par.
1829) und «Nonu- ment3 di3t0lisiue3 I'6i3.tif8 ü. 1^ conäainnation äeä clievaiiei'8
äu ^leinple» (ebd. 1813). Nayon (frz., spr. rälöng),
Bezirk, Umkreis, be- sonders einer Festung
[* 9] (s. Festungsrayon).
Rayonbeschränkungen, dauernde Beschrän- kungen, denen in der näcbstcn Umgebung der Festun- gen die Benutzung des Grundeigentums unterwor- fen ist (s. Festungsrayon). Ireich, s. Retz. Nayz (spr. räß), Baron von, Marschall von Frank- Ita.2 äo innres (frz., spr. ra), Springfluten, besonders in der Garonne (s. d.). Razgrad (spr. ras-), Kreishauptstadt in Bulga- rien, am obern Veli Lom (Ak Lom), Station (2 km vom ^rt) der Bahn Rustschuk-Varna, hat (1888) 12 974 E., vorwiegend Türken; Weinbau und Handel.
Nazumovsky, s. Rasnmowskij. Nazzia, ein arab. Wort, das in der Verberei zur Bezeicbnnng der Beutezüge gebraucht wird, die Gewalthaber gegen ihre Feinde oder gegen abtrün- nige oder widerspenstige Stämme unternehmen, um dieselben durch Vernichtung ihrer Wohnplätze oder die Fortnahme ihrer Herden zu schädigen. In den europ. Sprachen eingebürgert, bezeichnet N. auch allgemein einen Streifzug (z. B. der Polizei), um irgend etwas aufzusuchen. R.b, chem. Zeichen für Rubidium (s. d.). Rbät, Stadt in Marokko, [* 10] s. Rabat. ^?be/i., hinter lateinischen naturhistor.
Namen Abkürzung snr Hcinr. Gottl. Ludw. Reichenbach [* 11] (s. d.). ^?. ^3,'., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Robert Vrown (s. d.). ft. h. «nimm»). Ao., auf Rezepten Abkürzung für Necipe (lat., _l?o/ M., hinter lateinischen naturhistor. Namen Abkürzung für Heinr. Gust. Reichenbach (f. Ncichenbach, Heinr. Gottl. Ludw.). Il.s, in der Musik, s. Solmisation. A. H., in England Abkürzung für No^ai NnZi- N66I-3 (königl. Ingenicure, d. i. Pioniere). Ne (Rhe'), Ilede, I^aäiZ in3ula, 24 km lange, j 3-6 km breite Insel an der franz. Westküste, ge- ' bort znm Arrondisscment La Röchelte des Depart. Charente-Inserieure, liegt 9 km westlich von La Rocbclle, 4 km vom Festland, ist von diesem im N. i durch den Pertuis Breton, im S. durch den Pertuis d'Antioche (so genannt nach einer im W. gelegenen und von den Wellen [* 12] verschlungenen Stadt) von ! Oleron getrennt, hat auf 85,29 hkm (1891) 15376 E. Re besteht aus zwei Teilen, da der Nordwestteil durch eine tiefe Hafeneinbuchtung auf der Nordküste bis auf eiuen 70 m breiten Isthmus bei Ars abgetrennt wird, ist im S. und W. steil und unzugängig und von Riffen umgeben, im N. flach, durch Dämme ge- schützt, hat mehrere Häfen, gutes Weinland, keine 'Äcker, Quellen, Weiden oder Gehölze und trügt fünf Leuchttürme. Die Bewohner sind Fischer, Schiffer, Weinbauern, gewinnen aus Ealzteichen große Mengen Salz, [* 13] fabrizieren Branntwein und ¶
Solmisation,
eine eigentümliche, Jahrhunderte hindurch üblich gewesene Methode, die Kenntnis der Intervalle und der
Tonleitern zu lehren
, welche auf Guido von Arezzo (um 1026) zurückgeführt wird; sicher ist, daß sie
um 1100 bereits
sehr verbreitet war. Die S. hängt offenbar eng zusammen mit der damals aufkommenden Musica ficta, d. h.
dem Gebrauch chromatischer, der Grundskala fremder
Töne, und verrät eine Ahnung von dem innersten Wesen der Modulation, d. h.
des Überganges in andre
, transponierte Tonarten, entspre
chend unserm G dur, F dur etc., die nichts als
Nachbildungen des C dur auf andrer
Stufe sind.
Die sechs Töne C D E F G A (Hexachordum naturale) erhielten nämlich die Namen ut, re
, mi, fa, sol, la (nach den Anfangssilben
eines Johanneshymnus: ut queant laxis re
sonare fibris mira gestorum famuli tuorum, solve polluti labii
reatum
, sancte Ioannes); dieselben Silben konnten nun aber auch von F oder von G aus anfangend zur Anwendung kommen, so daß
F oder G zum ut wurde, G oder A zum re
etc. Da stellte sich nun heraus, daß, wenn A mi war, der nächste Schritt
(mi-fa) einen andern Ton erreichte als das mi des mit G als ut beginnenden Hexachords, d. h. die Unterscheidung des B von H
(B rotundum oder molle [♭] und B quadratum oder durum [♮], vgl. Versetzungszeichen) wurde damit begreiflich gemacht. Jedes
Überschreiten des Tons A nach der Höhe (sei es nach B oder H) bedingte nun aber einen Übergang aus dem
Hexachordum naturale entweder in das mit F beginnende (mit B molle [B], daher Hexachordum molle) oder das mit G beginnende
(mit B durum [H], daher Hexachordum durum); im erstern Fall erschien der Übergang von G nach A als sol-mi, im
andern als sol-re. Vom erstern stammt der Name S. Jeder
¶
mehr
derartige Hexachordwechsel hieß Mutation. Die folgende Tabelle mag das veranschaulichen:
^[img]
Die geklammerten Vertikalreihen hier sind die Hexachorde: die unterhalb mit ♮ bezeichneten Reihen Hexachorda dura (mit h), die mit b bezeichneten Hexachorda mollia (mit b), die ohne Abzeichen naturalia (weder h noch b enthaltend). Die Horizontalreihen ergeben die zusammengesetzten Solmisationsnamen der Töne (Gamma ut bisē la). Zur bequemen Demonstration der S. bediente man sich der sogen. Harmonischen Hand (s. d.). In Deutschland ist die S. nie sehr beliebt gewesen; dagegen verdrängten in Italien [* 16] und Frankreich die Solmisationsnamen gänzlich die Buchstabennamen der Töne, ja man bediente sich längere Zeit daselbst sogar der zusammengesetzten Namen C solfaut, G solreut etc., weil nämlich C im Hexachordum naturale ut, im Hexachordum durum fa und im Hexachordum molle sol war etc. Der italienische Name Solfa für Tonleiter sowie solfeggiare, solfeggieren (d. h. die Tonleiter singen), kommt natürlich auch von der S. her.
Für das moderne System der transponierten Tonarten wurde die S. unpraktikabel. Als man anfing, die zusammengesetzten Solmisationsnamen zu schwerfällig und, was wichtiger ist, nicht ausreichend zu finden (nämlich für die Benennung der chromatischen Töne), und den einfachen Silben ut, re, mi, fa, sol, la ein für allemal feststehende Bedeutung anwies, um sie durch ♭ und ♯ beliebig verändern zu können, bemerkte man, daß ein Ton (unser H) gar keinen Namen hatte; indem man nun auch diesem Ton einen Namen gab, versetzte man der S. den Todesstoß, denn die damit beseitigte Mutation war deren Wesenskern.
Einfacher wäre es freilich gewesen, zur schlichten Buchstabenbenennung zurückzukehren, wie sie durch die Schlüsselzeichen ^[img] ein für allemal in unsrer Tonschrift implizite enthalten ist. Statt dessen soll um 1550 Hubert Waelrant, ein belgischer Tonsetzer, die sogen. belgische S. mit den sieben Silben: bo, ce, di, ga, lo, ma, ni (Bocedisation) vorgeschlagen und eingeführt haben, während um dieselbe Zeit der bayrische Hofmusikus Anselm von Flandern für H den Namen si, für B aber bo wählte (beide galten nach alter Anschauung für Stammtöne).
Henri van de Putte (Puteanus, Dupuy) stellte in seiner »Modulata Pallas« (1599) bi für H auf, Adriano Banchieri in der »Cartella musicale« (1610) dagegen ba und Pedro d'Urenna, ein spanischer Mönch um 1620, ni. Ganz andre Silben wünschte Daniel Hitzler (1628): la, be, ce, de, me, fe, ge (Bebisation), unserm A, B, C, D, E, F, G entsprechend, und noch Graun (1750) glaubte mit dem Vorschlag von da, me, ni, po, tu, la, be etwas Nützliches zu thun (Damenisation). Von allen diesen Vorschlägen gelangte schließlich nur der zu allgemeiner Geltung, die Silbe si für H (aber ohne bo für B) zu setzen, und dies erklärt sich hinreichend daraus, daß das si wie die übrigen Solmisationssilben dem erwähnten Johanneshymnus entnommen ist (die Anfangsbuchstaben der beiden Schlußworte: Sancte Ioannes).