Raum
,
das
Verhältnis der
Dinge nebeneinander, wie Zeit das
Verhältnis der
Dinge nacheinander angibt.
Die nähere Bestimmung des
Begriffs Raum
gehört zu den schwierigsten metaphysischen
Problemen. Bei den meisten ältern
Philosophen
ist Raum
das Umschließende, Umspannende, gleichsam ein unendlicher,
an sich leerer Wohnort, in welchem die
Körper gewisse
Plätze
besetzen, oder von dem sie sich einige Teile aneignen.
Newton (und nach ihm
Clarke) erklärte denselben
für das »sensorium commune« der
Gottheit.
Erst durch
Locke,
Leibniz und
Lambert wurde die
Ansicht vertreten, daß der Raum
nichts für sich Bestehendes, nichts
Reelles sei,
sondern nur eine Form für mögliche Beziehungen und Verknüpfungen, ein Vorgestelltes.
Kant erklärte
Raum
und Zeit für apriorische Anschauungsformen des menschlichen
Geistes. Der ist nach ihm die Form des äußern
Sinnes, vermittelst
dessen uns Gegenstände als außer uns und als außereinander und nebeneinander existierend gegeben werden;
die Zeit dagegen
die Form des innern
Sinnes, vermittelst dessen uns Zustände unsers eignen Seelenlebens gegenständlich
werden. Im
Widerspruch hiermit suchte
Herbart (wie vor ihm
Berkeley) nachzuweisen, daß auch die
Vorstellungen des Räumlichen
und Zeitlichen empirisch nicht mit den Sinnesempfindungen, aber mittels derselben und zwar nach
Analogie andrer Abstrakta
durch
Erfahrungen des
Tastsinnes mit
Kontrolle des
Gesichtssinns gegeben seien.
Die Anhänger der erstern
Ansicht, welcher zufolge die Raum
vorstellung eine »angeborne« sei,
werden als Nativisten, die der letztern, welcher zufolge sie eine (durch
Erfahrung) erworbene sein soll, als Empiriker bezeichnet.
Die
Geometrie setzt den Raum
mit seinen
Dimensionen,
Länge,
Breite
[* 2] und Tiefe, voraus und konstruiert darin ihre Gestalten, und
indem sie einzelne Teile des allgemeinen Raums
begrenzt, erhält sie relative Räume.
Vgl.
Stumpf, Über
den psychologischen Ursprung der Raum
vorstellung (Leipz. 1873);
Baumann, Die
Lehren
[* 3] von Raum
, Zeit und
Mathematik in der neuern
Philosophie (Berl. 1868-69, 2 Bde.).