Haus, die von
Joh.
Wichern (s. d.) in dem Dorf
Horn bei
Hamburg
[* 2] gegründete Anstalt für
innere Mission,
umfaßt eine Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste
Kinder, ein Pensionat fürKinder höherer
Stände
und eine Bildungsanstalt für solche Individuen, welche sich dem Schulamt oder einem
Amt in
Korrektions-,
Straf- oder Krankenanstalten
im
Sinn der innern
Mission widmen wollen, auch eine Buchdruckerei, Buchbinderei und Buchhandlung. Die
Kinder sind in
Familien
eingeteilt, von denen jede 12
Kinder umfaßt und unter
Aufsicht und Leitung eines jungen Handwerkers steht.
Ihre Wartung und
Pflege ist
Gehilfen anvertraut, die am
Unterricht in der Anstalt teilnehmen, um sich für die Wirksamkeit an
andern Anstalten im
Dienste
[* 3] der innern
Mission vorzubilden. Eine zur
Ausbildung junger
Männer für das Vorsteher- und Oberaufseheramt
in andern ähnlichen Anstalten 1845 ins
Leben gerufene Bruderanstalt hat man neuerdings als einen vollkommen
organisierten
Orden
[* 4] nachzuweisen gesucht (s.
Brüderschaften).
Organ des
RauhenHauses sind die
»FliegendenBlätter« (seit 1884).
Vgl.
Wichern, Das Rauhe Haus 1833-83 (Hamb. 1883).
Haus, Erziehungs- und Bruderbildungsanstalt in Horn bei Hamburg, gegründet 1833 von Joh. Hinrich Wichern in
einer unscheinbaren Strohhütte, die nach dem Erbauer oder frühern Bewohner «Ruges Huus» hieß, was mißverständlich
in Rauhes Haus verhochdeutscht wurde. Die Anstalt umfaßt jetzt 25 kleinere und größere Häuser. Je 12–15 Kinder wohnen unter
Aufsicht von «Brüdern» in einem Hause zusammen und bilden eine «Familie».
Das Rauhes Haus besteht aus folgenden Zweiganstalten:
1) Die Knabenkinderanstalt für ärmere oder für das Handwerk bestimmte Kinder (etwa 70), die Volksunterricht
in vier Klassen erhalten, auch mit Feld- und Gartenarbeit beschäftigt und nach der Konfirmation bei Meistern außerhalb oder
in den Werkstätten der Anstalt selbst untergebracht werden;
2) die Lehrlingsanstalt, seit 1877, zur Ausbildung von Schlossern, Tischlern, Schneidern, Schuhmachern, Schriftsetzern
und Buchdruckern (zusammen etwa 20), und seit 1890 auch Ökonomielehrlingen (ebenfalls 20);
3) das Pensionat oder das Paulinum, seit 1850, für Knaben (70–80) aus gebildeten Ständen. Der Unterricht entspricht dem
einer lateinlosen Realschule;
4) die Brüderanstalt zur Ausbildung von Gehilfen («Brüdern», 40–50) im Dienst der Innern Mission, die dann auf Grund ordentlicher
Berufung als Vorsteher und Gehilfen von Rettungshäusern, Herbergen zur Heimat, Arbeiterkolonien, als Armenkrankenpfleger
und Gemeindehelfer entsendet werden. Bis Ende 1894 wurden
¶